Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 764,n - 23.1880
Die Bauhütte: Zeitung für Freimaurer
Leipzig, 1880
Seite: 1
(PDF, 136 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Freimaurer-Literatur

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bauhuette1880/0008
TSh 1.

Die

Begründet und herausgegeben

yon

XXIII. Jahrgang.

Bk J. Gr. FINDEL.

Organ für die Gesammt-Interessen der Freimaurerei.

Siebe» 8M*e™-

Leipzig, den 3. Januar 1880.

Von der „Bauhütte" erscheint wöchentlich eine Nummer (1 Bogen). Preis des Jahrgangs 10 Mark.
Die „Bauhütte" kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden.

Kmhalt: Neujahrsgvuss. — Ordnung und Pünktlichkeit. — Die Manifestation (Kundgebung)* der Freimaurer während der Herrschaft der Commune in Paris.
Feuilleton: Hildesheim. — Jassy. — Ulm. — Würzburg. — Die Aufgabe der Freimaurerei. — Briefwechsel. — Anzeigen.

Neujahrsgruss.
Vom Herausgeber dieses Blattes.

Wenn jemals Brüder, die es mit einander und mit
der Menschheit gut meinen, Anlass hatten, sich recht
von Herzen Glück, Freude, Wohlsein zu wünschen, so
in unserer Zeit der tiefen Spaltung, der Noth und Verwirrung
, wo für Jeden mehr oder minder das Dichterwort
gilt:

— Drangsal hab' ich
Zu Haus verlassen, Drangsal find' ich hier,
Unglaublich ist's, was wir erdulden
Und dieses Drukes ist kein End' zu finden.

So beginnen wir denn das neue Jahr und die neue
Arbeit am Bau des Menschheitstempels mit einem wechselseitigen
Händedruck im Geiste und dem Wunsche:
Glück auf!

Aber nicht blos Gutes wünschen wollen wir einander
und allem, was Menschenantlitz trägt, sondern
auch Gutes thun. Wissen wir von unserem Br Lessing,
dass „andächtig schwärmen viel leichter ist, als gut
handeln" und dass Viele unserer Zeitgenossen „nur andächtig
schwärmen, um nicht gut handeln zu müssen",
so können wir wenig Werth legen auf ein humanes Be-
kenntniss in der Loge, wenn es sich nicht ausprägt
in humanen Thaten im Leben des Staates und der
Gesellschaft, in menschenfreundlichen Handlungen. Wo
anders sollte sich denn die Humanität, menschliches
Wohlwollen, Mitleid und Mitfreude bewähren und be-
thätigen, wenn nicht auf den grossen Gebieten des
Staats und der Gesellschaft, znmal in unserer Zeit, wo
die entlegensten geistigen und materiellen Interessen in

so nahe Berührung gebracht und so innig mit einander
verschlungen sind? Mitten hineingestellt und hineingewachsen
in das uns überall und stets umgebende Getriebe
des politischen und socialen Lebens gibt es für
.den Bürger der Neuzeit gar keine andere Baustätte, um
am Humanitätsgedanken Alles zu messen mit Zollstab
und Winkelmaass, und ihn kunstgerecht hineinzubauen
in alle Verhältnisse.

( Alle Uebel und Leiden, die das Volk drücken, alle
Noth und alles Elend in der Welt hat seine Wurzel im
Menschen selbst und von ihm allein kann auch die Rettung
und das Heil kommen, die Besserung der Verhältnisse
durch die Besserung des Menschen. Humane Bestrebungen
bezwecken nicht blos, der vorhandenen Noth
abzuhelfen, sondern ihr zuvorzukommen. Die Humanität
igibt nicht nur gern Almosen, sondern sie ist noch viel
lieber thatbereit, Veranstaltungen zutreffen, dass keine
Almosen mehr nöthig sind. Ihr sind Arbeitgeber lieber,
als Almosenspender, weil es menschenwürdiger ist, zu
arbeiten, als zu betteln. In dieser Hinsicht hat schon
vor hundert Jahren Lessing das grosse, noch nicht genügend
beachtete, kaum verstandene WTort gesprochen,
man müsse alle baubedürftigen Plätze der menschlichen
Gesellschaft mit tüchtigen Arbeitern besetzen und solche
gute Thaten thun, welche das, was man gemeinhin gute
Thaten zu nennen pflege, überflüssig machen. Diese
guten Thaten bestehen in intellektueller Hinsicht in der
Erkenntniss der gesellschaftlichen Uebel und ihrer
volkswirtschaftlichen Heilmittel; in sittlicher Hinsicht
in der Verbreitung humaner Gesinnung und humaner
Willensrichtung, welche für deren Beseitigimg thätig
eintritt, und endlich in der Schaffung solcher Gesetze,


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bauhuette1880/0008