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Haus Martin Gamma
am Spitalplatz.
(Abbildungen S. 55, 78, 79 und 84).
Wir haben es hier mit einem neuen Hause
zu tun, erbaut zirka 1850 von Bezirks-
seckelmeister und Gemeindepräsident Johann
Joseph Walker von Wassen, der aber schon
seine Jugend in Altdorf verlebte. Während
dieser Wohnsitz ausser der Haustüre dem
Architekten nicht viel zu bieten vermag, lenkt
das im Garten stehende Ökonomiegebäude
jedes künstlerisch gebildete Auge sofort auf
sich. Von der Landstrasse über die Mauer in
den Garten blickend, glaubt man ein luftiges,
säulengetragenes Lusthaus vor sich zu haben;
doch schliessen sich an diese Fassade rückwärts
ziemlich grosse Arbeitsräume an, in
denen Gebhard Lusser seinerzeit eine Lithographie
betrieb und gegenwärtig von der
»Druckerei Altdorf« die »Gotthard Post« erstellt
wird. W.
Statistische Nachlese.
Wegen ihrer charakteristischen Bauform
oder glücklichen landschaftlichen Anpassung
, teils auch wegen ihrer geschichtlichen
Bedeutung seien hier, obwohl in den
Illustrationen nicht vorkommend, kurz erwähnt
: Haus Dr. W. Kesselbach, teilweise
auf den Fundamenten des angeblichen Turmes
derer von Winterberg erbaut von Hauptmann
Anton Muheim; Gasthaus Muther und
Haus des Kaufmanns F. Hurni an der Schmiedgasse
; Doppelhaus des Gemeindepräsidenten
K. Arnold-Regli und Kaspar Huber, nächst
dem Kornhaus das älteste Haus mit französischem
Dachstuhl, ehemals Post, auch
»Bären«, Sitz der Landammänner Franz Anton
Megnet (1806 bis 1808) und Franz Xaver
Zgraggen (1846 bis 1848); Haus des Staatsanwalts
Dr. F. Muheim auf der Schiesshütte,
erbaut 1835 von Ratsherr Kaspar Muheim;
mit einer Freitreppe und einem von zwei
Steinsäulen getragenen Balkon; Haus in der
Hagen (Witwe Gebhard Lusser-Segesser);
Geschwister Gamma's Haus in der Langmatt,
einst Besitz der Familie Tanner, im Innern
ein aus gedrehten Pfosten bestehendes Stiegengeländer
, sehr hohe Zimmer und eine reichgeschnitzte
Baroktüre sowie der Rest eines Türgiebels
mit dem Tannerwappen; das -»weisse
Haus«, und das Haus der Frau Vogel, beide
an der Attinghauserstrasse, letzteres mit Balkendecke
; Haus des Fmil Ingli (ein Oktogon mit
Kuppel) an der Strassenkreuzung beim Bettlerhaus
, durch neue Anbauten etwas entstellt;
Lorenz Zwyers altes Haus am Hellgässli; Haus
des Zacharias Furrer ob der Vorstadt mit
grossem Steinportal; bearbeitete Kragsteine
stützen das Ganggewölbe; einstiger Besitzer
Jost Schmid auf dem Lehn. Haus des Kupferschmied
Rubischung mit einem Büffet von
1732 und Haus des Calouri mit gotischer
Fensterreihe. Das Haarkäppeli, also benannt,
weil hier den zum Tode Verurteilten auf ihrem
letzten Gange das Haar abgeschnitten wurde.
Seit einigen Jahren ist der ehemalige turmartige
Charakter durch den Anbau einer Laube
beeinträchtigt. Auf der andern Seite der Strasse,
an Stelle der heutigen Wirtschaft zum Hirschen,
soll noch vor Menschengedenken eine gleichartige
Kapelle gestanden haben; nahe dabei
das kleine Häuschen des Karl Schillig mit
schöner Giebelfassade. Haus in der Grossmatte
des Löwenwirts Franz Arnold. Am steinernen
Hinterbau mannigfache Spuren von Fresken,
namentlich unter der Laube gegen die Matte
ist eine Jagdszene noch deutlich erkennbar.
Früher soll auch der Saal ähnlich bemalt
gewesen sein. Das Kapuzinerkloster mit einem
kleinern Innenhof, umrahmt von einem auf
Holzpfeilern ruhenden gedeckten Gang, erbaut
1806. Gegen den Bannwald hinauf zieht sich
die geschickt dem Terrain angepasste, zugehörige
grosse Gartenanlage.
Das Bedürfnis nach Schaufenstern hat in
neuerer Zeit leider schon manches stilvolle
Portal Altdorfs verdrängt. Ausser den im Bilde
wiedergegebenen Hauseingängen erweckt noch
ästhetisches Interesse namentlich die reichgeschnitzte
Türe des Gasthauses A. Muther gegen
das Lehngässchen, welche offenbar aus der
gleichen Meisterhand hervorging, wie diejenige
vom Hause des Landammann G. Muheim;
ferner das Steinportal des Hauses Gisler-
Imfeld, ehemals Wolleb'sches Haus; das Portal
des Hauses Bachmann-Danioth, des Pfarrhofes,
des Pfrundhauses Beroldingen, des Hauses
Müller-Jauch und des »roten Turms«. In der
Mauer eines Gartens am Gässchen, das zum
»Plätzli« führt, steht ein kleines gotisches
Steinportal, es soll hieher versetzt worden
sein aus dem alten Pfarrhof, welcher bis 1799
die Stelle des Hauses von alt Dorfvogt Arnold
einnahm. Ein ziemlich altes Marmorportal
ist ferner in die Gartenmauer der Helferei
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