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Die Knaben - Erziehungsanstalt Bilten.
1608. (Tafel 6). Dieses stattliche, zunächst
der Kirche gelegene, von weitem sichtbare
Haus, das während zwei Jahrhunderten
der Familie Elsener, genannt Milt, gehörte,
sich nun im Besitz der Evang. Hülfs-
gesellschaft des Kantons befindet und einer
von dieser errichteten Knabenerziehungsanstalt
als Heimstätte dient, wurde, wie sich
aus Zahlen, Initialen und Wappen darin
(Tafel 8), wie aus der zuverlässigen Familien
- und Gemeindetradition ergibt, im Jahre
1608 von Heinrich Elsener gen. Milt und
seiner Ehefrau Regula Elmer erbaut. Elsener
galt für den reichsten Mann des Kantons,
war Ratsherr und Kirchenvogt der Gemeinde
und wurde, als diese 1607 die bisherige
Kapelle durch eine selbständige
Kirche zu ersetzen beschloss, zum Bauherrn
für dieselbe ernannt, worauf er ihr das
Grundstück dazu nebst einem solchen zu
einem Pfarrhaus schenkte. Er starb 1640
gleichzeitig mit seiner zweiten Frau Katharina
Schmid, wahrscheinlich an der Pest.
Das Haus verrät einen bei allem Wohlstand
zugleich einfachen Mann, der weniger auf
Prunk nach aussen als auf Solidität und
behagliche Einrichtung im Innern hielt.
Von letzterer zeugt die Anordnung der
Fenster im Wohn- und im Ehrenzimmer.
Da sind diese nämlich nur durch schmale
Pfosten und nach innen vortretende Säulen
getrennt und diese durch Bögen verbunden,
so dass die ganze Front in eine Fensterarchitektur
aufgelöst erscheint. Die Säulen
selbst sind mit Rosetten, den Wappen der
Erbauer, Fratzen und Ornamenten anmutig
verziert, und andere Bestandteile des Innenbaues
, wie die stilvoll gearbeitete Kellertüre
mit schönem schmiedeeisernem Griff
(Tafel 6), zeugen vom Sinn des Bauherrn
für gemütliche Ausschmückung. — „Als
der Stolz und die Perle des Hauses hat
aber gewiss von jeher die „Ehrenstube"
gegolten", das Prunkzimmer im zweiten
Stocke. „Sie ist," wie R. Rahn sie schildert
(Jahrb. des hist. Vereins des K. Gl. 19, II A),
„eines der zierlichsten Interieurs, welche in
schweizerischen Bauten des 17. Jahrhunderts
zu finden sind. An stilvoller Kraft
der Zierden und dem malerischen Reiz des
Arrangements der einzelnen Teile kommt
ihr keines der Gemächer des Freulerpalastes
gleich. Die Entstehungszeit dieses hübschen
Raumes ist durch die an den Türen angebrachten
Daten 1616 und 1618 belegt. Von
der ursprünglichen Wanddekoration mit
Hermenpilastern und Rundbogenblenden
sind Reste an der westlichen Front erhalten.
Ein kräftiges, stellenweise von Agraffen
unterbrochenes Gesimse bildet das Auflager
der Decke, deren reiche und mannigfaltig
vertiefte Kassettierung mit Rollwerk, Rosetten
und Engelsköpfen reich geschmückt
ist. Die Flachornamente dagegen sind keine
Intarsien. Erst tiefer, an den Wänden und
besonders an der Südseite, wo sich das
stattliche Büffet mit dem Handgiessen und
der anstossenden, von Säulen flankierten
Türe zu einer malerischen Gruppierung
verbindet, kommen wirkliche Intarsien vor,
deren einige als mustergültige Proben dieser
aus Italien vererbten Lieblingskunst des
16. und 17. Jahrhunderts gelten können." —
Dieses herrliche Denkmal vaterländischen
Kunstfleisses im reinsten Hochrenaissancestil
, das den erkerartig aus dem Dach hervortretenden
aussichtsreichen Anbau im
zweiten Stockwerk füllt, hat der Erbauer
nach der Milt'schen Familientradition errichten
lassen, um einen Bruder, der in
französischen Kriegsdiensten stand, bei
seiner bevorstehenden Heimkehr würdig
aufnehmen zu können. Es zeigt in seiner
Ausstattung eine nicht geringe Ähnlichkeit
mit derjenigen des Saales im 1. Stock des
Ital von Redingschen Familienhauses an
der Dorfbachstrasse in Schwyz, das zur
selben Zeit, 1609, erbaut worden ist.
Das Haus von Bankier Leuzinger-Fischer
in Glarus. Spätestens 1611. (Tafel 29).
Es steht, von Gärten und Wiesen umgeben
, an der Oberdorfstrasse, ein grosses,
stattliches Haus mit rechtwinkligem Giebel,
der nicht nach Süden gegen Sonne und
Strasse, sondern nach Ost und West gekehrt
ist, und gehört zu der Gattung der mehr
schweren und massiven Bürgerhäuser, wie
sie hierorts im 17. Jahrhundert ziemlich
zahlreich entstanden sind. Es hat seit seiner
Erbauung eine Reihe von Renovationen erlebt
. 1745 z. B. haben die Hafner Ruostaller
von Lachen einen grossen hübschen Kachelofen
hineingebaut, der heute in einem anderen
Hause der Jugend mit seinen ab-
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