Augustinermuseum Freiburg i. Br., B 933/13
Das Bürgerhaus in der Schweiz (13. Band): Das Bürgerhaus im Kanton Aargau
Zürich, 1924
Seite: XII
(PDF, 27 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_13_1924/0014
Giebelaufbauten. Ganz in Haustein ausgeführte
Fassaden kamen selten vor, hingegen
ist manchmal wenigstens das Erd-
geschoss in dieser Art ausgeführt. Zur Belebung
der Fassaden sind die Erker in der
Schweiz sehr beliebt, sie haben im Aargau
nur spärlich Verwendung gefunden. Eigentümlich
sind die in Baden und Zurzach
vorkommenden Fenstererker, die erst in
Brüstungshöhe vorkragen, also die Fussbodenfläche
im Raum nicht vergrössern.
Ein mehr südliches Baumotiv ist der Balkon.
Der am Gasthof zum Bären in Wildegg
angebrachte Steinbalkon aus dem Jahr 1692
ist wohl das erste Exemplar im Kanton.
Das Regierungsgebäude in Aarau besass
einen Balkon mit reichem Eisengeländer
aus der Mitte des 18. Jahrhunderts; anfangs
des 19. Jahrhunderts trat an dessen Stelle
eine von 4 dorischen Säulen getragene Terrasse
mit einfachem Stabgeländer. Zur
weiteren Belebung der Fassade kam noch
die Malerei. Wir wissen aus Urkunden, dass
eine Reihe namentlich öffentlicher Gebäude
mit bildlichen Darstellungen geschmückt
war. Am besten sind diejenigen an der
Lateinschule in Brugg und am Landvogtei-
schloss in Baden erhalten.

Die Bauwerke sind durch das Dach abgeschlossen
, das in den Formen vom Sattel-
und Walmdach am häufigsten vertreten ist.
Das Motiv des Treppengiebels war sehr verbreitet
und findet sich im Jura auch in den
Dörfern. Eine reichere Ausbildung der Giebel
im Sinne der deutschen Renaissance war selten
. Im 18. Jahrhundert fand das Mansardendach
Eingang, welches aber das bei freistehenden
Bauten beliebte Walmdach nicht verdrängen
konnte, welch letzterem vom Ende
des 18. Jahrhunderts an gerne ein Flachgiebel
vorgesetzt wurde. Die aussergewöhnliche
Form eines Daches mit bogenförmigem Profil
kommt beim Bürgerhaus nicht vor, aber bei
einem Bauernhaus in Abtwil im Freiamt.
Die kleinen spitzen Turmhelme, die sich
im Stadtbild bemerkbar machen, sitzen meist
auf den Treppentürmen auf. Ferner besitzen
Türme die Rathäuser von Lenzburg, Zofingen
und Rheinfelden, während die Rathäuser
von Brugg und Mellingen an Türme der
Stadtbefestigung anlehnen.

Wenn wir in das Innere der Häuser
treten, so treffen wir auf die Treppe, die

einen wichtigen, organischen Teil des Hauses
bildet. Das mittelalterliche Bürgerhaus besass
meist nur ganz einfache Anlagen, ziemlich
steile Holztreppen mit auf Wangen
aufgesetzten Blockstufen, später mit eingeschobenen
Trittstufen, aber ohne Futter-
brettchen (sog. Leitertreppen). Als vornehm
galt im Mittelalter die Wendeltreppe, die
in all den Ländern, welche die Renaissance
von Italien übernahmen, noch im 16. und
teilweise auch im 17. Jahrhundert angewendet
wurde, trotzdem sie dem neuen
Bausystem nicht entsprach. Im Aargau
finden sich noch eine ganze Anzahl Gebäude
mit einfachen Wendeltreppen, die
oft mit der Jahreszahl der Erbauung bezeichnet
sind. Was für eine wichtige Sache ein
solcher Treppenbau war, davon gibt uns
eine am Anfang des 17. Jahrhunderts im
Schlösschen von Schafisheim angebrachte
Marmortafel Kunde; wir erfahren, dass um
diese Zeit ein Herr von Hallwil und seine
Gemahlin von Breitenlandonberg diesen
„Schneggen" erbauen Hessen. In Menziken
werden die zwei dort vorhandenen Häuser
mit Wendeltreppentürmen noch heute als
„Schneggen" bezeichnet. In konstruktiver
Hinsicht haben die meisten Wendeltreppen
im Aargau volle Spindel; solche mit hohler
Spindel sind selten. B'erner sind die meisten
in Stein ausgeführt und nur wenige in Holz.
Beim Rathausbau in Rheinfelden wurde
1531 eine Wendeltreppe neu ausgeführt die
man 1614 durch eine gradläufige Freitreppe
im Hof ersetzte. Dies war wohl die erste
derartige Anlage im Aargau und von da
an werden die „Schneggen" allmählich verdrängt
. Während das 18. Jahrhundert im
allgemeinen Wert legte auf gute Treppen,
und oft Platz und Mittel für direkt monumentale
Anlagen geopfert wurden, finden
wir im Aargau wenig schöne Anlagen. Man
hat bei sonst guten Bürgerhäusern den Eindruck
, dass die Treppe als nicht zu umgehende
Notwendigkeit auf einen möglichst
kleinen Raum beschränkt wird, zum Beispiel
auf einen Lauf, bestehend aus zwei Viertels-
wendungen, und dazwischen einem kleinen
Stück gerade Treppe. Bemerkenswerte Treppen
in Steinkonstruktion finden sich im neuen
Teil der Burghalde von Dr. E. Ziegler,
und dem Haus von Frau Oberst Bertschin-
ger in Lenzburg und im Regierungsgebäude

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