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Kaiserstuhl hat in Franz Ludwig Wind
(1719—1789) einen bedeutenden Bildhauer
des 18. Jahrhunderts hervorgebracht. Sein
Vater Anton Wind von Reutte in Tirol kam
1707 als Färbergeselle nach Kaiserstuhl, wo
er sich verheiratete und das Bürgerrecht
erwarb. Sein Sohn F. L. Wind verbrachte
viele Jahre zur Ausbildung im Ausland und
nahm erst 1749 den Wohnsitz in der Vaterstadt
. Wind arbeitete in Stein und in Holz.
Es werden ihm folgende Werke zugeschrieben
: in Kaiserstuhl selbst die Bildhauerarbeiten
am Haus Mayenfisch und am
Haus Linde, die Kanzel in der Stadtkirche,
das grosse Wappen am Rathaus, die Statue
vom Joh. Nepomuk auf der Rheinbrücke,
die Pietä in der Friedhofkapelle, das Portal
von Schloss Schwarz wasserstelz, jetzt in
Zurzach, wo auch die Bildhauerarbeiten der
Propstei von ihm sind. In Würenlingen ist
ein Altar von ihm erhalten. Ambekanntesten
sind seine Arbeiten an der Meise in Zürich.
Lit.: Merz Burganla^en und Wehrbauten. A.
Wind, Kaiserstuhl. A. von Senger, „Das Werk"
Dezember 1917.
Haus Mayenfisch.
(Tafeln 108 und 109.)
Erbauer ist Joh. Jakob von Mayenfisch
1726—1802. Seine Familie wie die seiner
Mutter, einer gebornen Buol, gehörten zu
den ersten in Kaiserstuhl. Mayenfisch trat
1743 in französische Dienste ein, kämpfte
in Italien und im siebenjährigen Krieg,
wurde Ritter des Ordens vom hl. Ludwig
und brachte es bis zum Rang eines Marschalls
. 1784 Hess er sich pensionieren und
1802 starb er in Bern an einem Schlaganfall
. In der Kapelle der 14 Nothelfer in
Kaiserstuhl wurde er beigesetzt. Das Haus
in seiner Vaterstadt wurde 1764 begonnen;
durch Abbruch eines bestehenden Kaplanei-
gebäudes musste der Bauplatz freigelegt
werden. Als Vorbild für den Neubau wird
ein Solothurner Patrizierhaus genannt. Eine
direkte Abhängigkeit von einem Werk
dieser Stadt kann aber nicht konstatiert
werden; hingegen mögen besonders in der
Grundrissgestaltung Bauten in Solothurn
einen Einfluss ausgeübt haben. Die Anlage
des Mayenfischhauses mit seinen Flügelbauten
, die einen Hof umschliessen, ist
total verschieden von dem gleichzeitig in
Kaiserstuhl erbauten Haus Linde, welches
einen rechteckigen Baukörper mit Walmdach
zeigt. Das Mayenfischhaus hat auf der
Rheinseite 7 Achsen; gegen den Strom hin
war eine Terrasse mit einem schmalen Garten
vorgelagert. In den fünfziger Jahren des 19.
Jahrhunderts war diese Anlage noch intakt,
jetzt sind nur noch Reste und verwilderter
Buchs zu bemerken. Die Fensterkorbgitter
wurden nach dem gegenüberliegenden
Schloss Röteln verkauft. Infolge der Grenzsperre
war es nicht möglich dieselben zeichnerisch
aufzunehmen. Der Abschluss des
Hofes auf der Strassenseite ist in der heutigen
Form im 19. Jahrhundert entstanden.
Die Bildhauerarbeiten an den Schlusssteinen
der Fassaden werden Fr. L. Wind zugeschrieben
. Eine Anzahl derselben mussten
wegen zu starker Verwitterung ersetzt
werden, natürlich durch ganz glatte Arbeit.
Im Innern deuten Spuren von Täfelungen,
Stukkaturen und anderes darauf hin, dass
hier einmal eine prächtige Ausstattung vorhanden
war, die in den letzten Jahrzehnten
ruiniert wurde. Das Gebäude diente im 19.
Jahrhundert allen möglichen Zwecken, zuletzt
wurde es um 4000 Franken an eine
Stickereifabrik verkauft.
Lit.: Alois Wind, Kaiserstuhl in Bild und
Geschichte.
Gasthof zur Krone.
(Tafel 109.)
Dieser Bau befand sich lange Zeit in
Händen der Familie Buol. Aus dieser Periode
stammt die Wappentafel an der
Fassade. Ein originell ausgebildetes Postament
war dafür bestimmt, dass Fuhrleute
ihr Trinkglas abstellen konnten.
Stadtbrunnen mit Fischbank.
(Tafel 109.)
Die Säule trägt die Jahreszahl 1781,
Trog und Fischbank sind erheblich älter.
Das Amtshaus vom Kloster St. Blasien
(Tafel 110)
war der Amtssitz des Schaffners dieses Klosters
, das in der Umgebung von Kaiserstuhl
viele Güter besass. Bauherr war Abt Kaspar
Müller von Schönau (1504—71); Abt war er
von 1541 an. Das Kantonale Gewerbemuseum
besitzt von diesem Abt einige Glasgemälde
LIH
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