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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/das_buergerhaus_19_1928/0019
war. 1809 geht die Liegenschaft durch
Jütz an eine originelle Persönlichkeit, an
Strasseninspektor Joh. Sulzberger, über,
der alsbald eine Wirtschaft mit Badegelegenheit
einrichtete. Die Einrichtung
dieses Bades war allerdings primitiv. In
Holzkänneln wurde vom höher gelegenen
Hofbrunnen das Wasser in das Badehäuschen
geleitet. Das Haus kam 1823 an die
Kreditorin, die Stadt Winterthur, und von
da wieder in mehrere Privathände.

Das Gebäude ist ein typisches Haldenhaus
. Das Erdgeschoss, das allerdings den
Haupteingang in der Mittelachse besitzt,
weist gewölbte Keller und Rundbogentüren
auf. Die erste Wohnetage ist von
der rückwärtigen, in die Halde gelegten
Terrasse aus zugänglich. Über der schönen
klassizistischen Haustüre auf der Nordseite
ist ein Gitterchen mit aus Blech gestanztem
Traubenkranz angebracht. Es lassen sich
sogar in der Form der Trauben und der
Blätter zwei Sorten unterscheiden, nach
der Uberlieferung den Sorten am Spalier
der Südseite genau entsprechend. Von der
unteren Hausecke links führt in zierlichem
Schwünge eine steinerne Treppe zu der auf
der Ostseite gelegenen Terrasse und von
dieser über einige Stufen zum Garten-
sälchen. Der Eingang zu den eigentlichen
Wohnräumen liegt an der Südseite, auf der
Höhe der Terrasse. Hier stehen wir schon
im Schatten stattlicher Bäume. Das Licht
ist abgedämpft, leise plätschert der alte
Brunnen. Seine Säule ist von guter Form
und oben mit einem Pinienapfel geschmückt
.

Das Gärtchen ist im Geschmacke der
vorletzten Jahrhundertwende angelegt.
Das Gartenhäuschen links, der Hühnerhof
rechts zeigen zierliche Gitterchen, die allerdings
späteren Datums sind.

Das Innere ist höchst einfach. Kaum
dass die in Balusterform ausgeschnittenen
Geländerbrettchen der Treppen die Bauepoche
verraten. Schon hatte die Aufgeklärtheit
und die Gleichmachung aller
Stände mit dem Standesprunke aufgeräumt
. Auch der Reiche, Anspruchsvolle,
besonders auf dem Lande, war gezwungen,
seine Mittel zusammenzuhalten. Im Kostüm
, in Sitten und Gehaben war das Vornehm
-Kühle Mode geworden. Der Klassizismus
hatte es eingeleitet, das Directoire
und Empire zum allmächtigen Gesetz gestempelt
.

GACHNANG
Schloss Gachnang

(Tafeln 17, 18, 19)

Schon 1623 erwarb das Kloster Einsiedeln
das alte Schloss. Fürstabt Nikolaus
Imfeid schritt 1767 zum umfassenden Neubau
. Es war dies der nämliche baulustige
Herr, der zehn Jahre früher auf Schloss
Sonnenberg den schönen grossen Festsaal
hatte bauen und ausmalen lassen. Der
Baumeister des stattlichen Gebäudes ist
leider nicht ausfindig zu machen. Ausser
einer stattlichen Doppelfreitreppe, die zur
geräumigen Terrasse vor dem reichen Barockportal
emporführt, zeigt der riesige
Block keinen besonderen Schmuck. Das
stattliche Mansardendach gibt ihm aus
der Ferne gesehen den Hauptakzent. Von
vornehmer Stimmung ist der von zwei
riesigen Kastanienbäumen überschattete
Hof und Vorplatz des Schlosses, im Süden
von einem originellen Schlosskapellenbau
(erbaut wenig nach 1600) abgeschlossen.

Der Haupteingang geht durch ein richtiges
Barockportal. Im geschwungenen
Giebelfeld stehen zwei heute leider abge-
meisselte Wappenkartuschen, die wohl vormals
das Wappen von Einsiedeln und das
des fürstäbtlichen Bauherrn enthalten hatten
. In römischen Ziffern trägt der Schlussstein
die Jahrzahl 1767.

Das Innere: Der mit Sandsteinfliessen
ausgelegte Hausgang führt vom Portal in
der Mittelachse direkt zum Treppenhaus
und über die steinerne, geräumige Balustertreppe
zum ersten Stock. Hier an der
Südfront liegen die bevorzugten Räume,
die heute aber ausser zwei hervorragend
schönen Steckborner Öfen nichts Besonderes
mehr aufweisen. Beide sind polychrom
, der erste mit Darstellungen aus
dem Landleben, in den Lisenenkacheln
flankiert von gemalten einheimischen Vögeln
aller Art; der zweite mit Phantasielandschaften
, in welchen geistliche Herren
mit Junkern disputierend sich ergehen, die
Lisenenplatten dagegen mit Pflanzen der
einheimischen Flora zierlich ausge-

XVII


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