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heit des Urhebers über das, was im Reliefstil
möglich ist, ein Schwanken, wie es später bei
ihm nicht wieder vorkommt. Allerdings war er hier
auch, wie es scheint, durch unzweckmässige Weisungen
der Besteller gebunden. Im übrigen aber
zeigen diese Unterschiede nur den bekannten Weg
der Entwickelung von der Vielfältigkeit zur Einfalt
des Ausdrucks, von der Zerstreuung zur Sammlung
der produktiven Kraft, wie ihn jedes künstlerische
Ingenium, welcher Zeit und Bildung es auch angehören
möge, in der Regel durchläuft.
Auf der Höhe ihres Leistungsvermögens bricht
die künstlerische Thätigkeit des Adam Krafft jählings
ab. Wir wissen nicht, welches Alter er erreicht
hat, nur dass er Ende 1508 oder zu Beginn des
Jahres 1509 gestorben ist, steht fest. Allem Anschein
nach hat ihn ein unvorhergesehener Tod in seinen
besten Mannesjahren ereilt.
Ausgiebiger fliessen die Nachrichten über die
■+^>«« Auch dieser ist
wohl Jedem, der in Nürnberg war, das Selbstbildnis
des Meisters und seiner Gesellen in Erinnerung
ist, deren knieende Gestalten als Träger
des untersten Geschosses fungieren.
Eindringlicher fällt Meister Adams Kunst in
figürlicher Darstellung an den übrigen Schöpfungen
ins Auge, die von ihm in Nürnberg vorhanden sind,
dem „Schreyer'schen Begräbnis" an der Aussenseite
der Sebalduskirche, dem Stationenweg vor dem
Tiergärtnerthor und den prächtigen Epitaphien der
Aegidien- und der Frauenkirche, um neben kleineren
Arbeiten, die an öffentlichen und privaten Bauten
da und dort zu finden sind, nur diese zu nennen.
Das Lob der höchsten Reife der Form dürfen
die zuletzt genannten Grabdenkmäler für sich in
Anspruch nehmen, die auch der Zeit nach die zuletzt
entstandenen Werke sind, insonderheit das Pergen-
storffer'sche Epitaph, das in neuerer Zeit aus dem
Kreuzgang des Augustinerklosters in die Frauen- Ausgiebiger messen _
kirche versetzt worden ist. Es ist der Darstellung Lebensgeschichte des Veit Stoss. Auch dieser
nach ^ IZZ^ in -rk er- wie Krafft von Nürnberg gebürtig gewesen, aber er
höhtem Relief, unter dem __ M
Mantel der Maria, dessen
Säume Engel auf beiden
Seiten zurückschlagen, die
Familie des Stifters mit der
anbetenden Gemeinde ver-
einigt, in glücklichster
Raumwirkung und Formenklarheit
. Der gesunde und
natürliche Schönheitssinn
des Meisters hat dagewisser-
massen sein letztes Wort
gesprochen. Mit dieser Arbeit
teilen die Ruhe der
Gesamthaltung die Grabtafel
des Hans Rebeck ebenfalls
in der Frauenkirche,
und die der Landauerschen
Familie in der Aegidien-
kirche. Insgesamt treten
S1e damit zugleich in einen
auffallenden Gegensatz zu
1 _ _
der unter den Arbeiten des
Künstlers frühesten Schöpfung
, den 1490 auf i492
entstandenen grossen Reliefs
der Kreuztragung, Grab-
legung und Auferstehung
Christi an der schon erwähnten
Schreyer - Land-
auer'schen Begräbnisstätte.
In diesen letzten verrät die
aUzu malerische Anordnung
€ine auffallende Ungewiss-
Adam Krafft. Pergenstorffersches Grabdenkmal.
Stein. Nürnberg, Frauenkirche.
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