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-*-s^> PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN -C^=^
FRIEDRICH PRELLER
(f 21. Oktober)
Nach einer Aufnahme des Hofphotographen
N. Perscheid in Leipzig
DRESDEN. In Blasewitz ist am 21. Oktober der
Maler Prof. Friedrich Preller gestorben. Er
war der Sohn des gleichnamigen Weimarer Malers,
der die von Koch begonnene grosse historische Landschaft
zur höchsten Vollendung führte. Als Schüler
seines Vaters hat Friedrich Preller d. J. in dessen
Sinnne weiter geschaffen, indes dabei den grossen
Stil mit dem Naturalismus nach Möglichkeit zu
vereinigen gesucht. Er wählte nämlich in der Natur
»nur solche Stoffe, welche bereits das Gepräge der
historischen Landschaft besassen« und hielt sich im
übrigen an die Natur. Die herbe Grösse der Werke
seines Vaters konnte er
auf diesem Wege nicht
erreichen. Prellerwurde
am 1. September 1838 in
Weimar geboren. Nachdem
er zweimal längere
Zeit in Italien zugebracht
hatte, Hess er
sich in Dresden nieder,
wo er 1880 die Professur
für Landschaftsmalerei
an der Kgl. Kunstakademie
erhielt. Von seinen
Werken sind zu
nennen »Das Hannibal-
feld«, »der Golf von
Bajä«, »Das Forum Ro-
manum«,»Das Kloster
der heiligen Scholastika
beiSubiaco« (1872 Dresdener
Galerie), »Pieve
di Cadore« (1880), ferner
Wandgemälde in
der Albrechtsburg zu
Meissen, im Kgl. Hoftheater zu Dresden, in der
Villa Meyer ebenda, im neuen Universitätsgebäude
zu Leipzig und im Albertinum zu Dresden (Athen,
Olympia, Pergamon, Aegina). Preller ist bis in die
letzten Monate seines Lebens unermüdlich künstlerisch
thätig gewesen; die Dresdener Ausstellung
weist noch zwei Gemälde von ihm auf: »Das Grab
Mosis« und »Gebirgslandschaft«. Als Lehrer gestattete
er seinen Schülern freie Entwicklung ihrer
Individualität, als Mensch erfreute er sich allgemeiner
Hochachtung. *
[DÜSSELDORF. Am 21.0k-
tober ist der Bildhauer
Josef Tüshaus im fünfzigsten
Lebensjahre gestorben.
Er war 1851 in Münster in
Westfalen geboren und kam
in jungen Jahren zum Besuche
der königlichen Kunstakademie
nach Düsseldorf.
Hier war Mitte der sechziger
Jahre die Bildhauerschule neu
errichtet, und Prof. August
Wittig von Dresden zur Leitung
derselben berufen. Josef
Tüshaus gehörte zu seinen
ersten Schülern. Zu seiner
weiteren Ausbildung ging er
nach vollendetem Studium
nach Italien und blieb längere
Zeit in Rom. Später lebte er
auch einige Zeit in Berlin und
nahm dann seinen bleibenden
Wohnsitz in Düsseldorf, wo
er zu den vornehmsten Bildhauern
zählte. Sein letztes
V
JOSEF TÜSHAUS
(f 21. Oktober)
Nach einer Aufnahme aus jüngeren
Jahren
Fig. 25. Stichblatt (Tsuba) eines japanischen Schwertes
in Gestalt des chinesischen Teufel-Austreibers Skoki
Neue Arbeit
grösseres Werk ist das
zur Enthüllung am 27. November
d. J. bestimmte
Moltke-Denkmal für Düsseldorf
, zu dem er die
Figur des Feldmarschalls
in vorzüglicher charaktervoller
Auffassung schuf,
während der Sockel und
die Seitenfiguren von dem
Bildhauer Jos. Hammerschmidt
hergestellt sind.
Es ist dem ausgezeichneten
Meister nicht vergönnt
gewesen, sein Werk
auf dem dazu bestimmten
Standortenthülltzu sehen.
Von seinen hervorragendsten
Schöpfungen sind
noch besonders zu nennen
: die prächtige Brunnengruppe
vor dem Ständehause in Düsseldorf, zum
Andenken an den Besuch Kaiser Wilhelms I. im
Jahre 1884 errichtet, welche Tüshaus gemeinschaftlich
mit Carl Janssen geschaffen hat; sodann der im
Staatsauftrage in Carrara-Marmor ausgeführte »heilige
Sebastian« in der königl. Nationalgalerie in Berlin,
die »gefesselte Amazone«, vorzügliche Porträtbüsten
, und eine weibliche allegorische Figur, die
Nacht versinnbildlichend (im Besitz des Herrn
W. Girardet in Essen), Werke aus der letzten
Schaffenszeit des Verewigten, die ihn auf der Höhe
seiner gereiften Meisterschaft zeigen. tz.
VON AUSSTELLUNGEN
UND SAMMLUNGEN
KÖNIGSBERG. In der zweiten Hälfte des Oktober
hatte Prof. Ludwig Dettmann, der neue Direktor
unserer Kunstakademie, sein Atelier an mehreren
Tagen einem grösseren geladenen Publikum aus
den besten Kreisen der Stadt geöffnet, um selbst
denselben dadurch näher zu treten, aber auch um
seiner Kunst und deren ganzer Richtung, welche
den meisten hier doch neu ist, Verständnis und
Freunde zu erwerben. Vor
allem kam es ihm aber auch
darauf an, das Publikum einen
Einblick in eine Malerwerkstatt
thun zu lassen, es sehen
zu lassen, wie ein Maler
schafft und wie Kunstwerke,
in diesem Falle Bilder, entstehen
. Die grosse Zahl figürlicher
und landschaftlicher
Studien in Pastell, Gouache
und Oel, welche allenthalben
herumhingen, -standen und
-lagen, waren den Besuchern
des Ateliers nicht nur interessant
, sondern erregten
deren helle Freude und allgemeinen
Beifall durch ihre
Frische, Farbenharmonie und
grosse Charakteristik. Von
fertigen Bildern waren ausgestellt
: »Das Abendmahl«
aus dem Besitz unseres Stadtmuseums
und Schwesterbild
des auf der Münchener
Ausstellung befindlichen,
dann »Sonntag - Nachmittag
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