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-sr-£g5> VERMISCHTE NACHRICHTEN KUNSTLITTERATUR -C^=^
JV/TÜNCHEN. Die Künstler-Genossenschaft hielt
ihre heurige, sehr zahlreich besuchte ordentliche
Generalversammlung am 2. April im Festsaale
des Künstlerhauses ab. Sie wurde vom stellvertretenden
Präsidenten Prof. Josef von Kramer geleitet
, da der Präsident Prof. Hans von Petersen
infolge Todesfalles in der Familie verhindert war.
Der Jahresbericht wurde vom Schriftführer Richard
Gross, der Kassabericht vom Kassierer Franz Schmid-
Breitenbach verlesen. Beide Berichte wurden einstimmig
genehmigt und ebenfalls einstimmig dem
Kassierer Decharge erteilt. Die vom Vorstand vorgeschlagenen
Statutenänderungen, in der Hauptsache
eine Neuregelung des Kassawesens bezweckend
, wurden mit geringen Modifikationen einstimmig
angenommen. Ein Antrag von Mitgliedern
auf Errichtung einer Stelle für unentgeltlichen
Rechtsschutz wurde freudigst begrüsst und im Prinzip
genehmigt. Der Vorstand berichtete hierauf über
die Angelegenheit der Jahresausstellung 1904 und
die Schritte, welche er that, um eine solche auch
in genanntem Jahre, wo Räume des Glaspalastes
staatlicherseits für eine Kunstgewerbe-Ausstellung
zur Verfügung gestellt werden, zu ermöglichen. Die
Debatte ergab eine erfreuliche Uebereinstimmung
zwischen den Anschauungen des Vorstandes und des
Plenums. Dem Vorstande wurde für seine Mühewaltung
im vergangenen Jahre der Dank der Versammlung
ausgesprochen. - - Die hiesige Künstlervereinigung
„Luitpoldgruppe" ist jetzt vom Hauptvorstand
der Allgemeinen deutschen Kunstgenossenschaft
als »Lokalverein München III« anerkannt
worden.
DRESLAU. Eine „Vereinigung schlesischer Künst-
lerinnen" zur Wahrung der Standesinteressen
und behufs Veranstaltung gemeinschaftlicher Ausstellungen
ist hierorts begründet worden. Der derzeitige
Vorstand besteht aus der Landschaftsmalerin
Gertrud Staats als Vorsitzende, der Porträtmalerin
Anna Gritschker-Kunzendorf als Schriftführerin und
der Porträtmalerin Marie Spieler als Kassiererin.
A/l ANNHEIM. Der Maler Otto Propheter wurde
von der Stadt beauftragt, ein Bildnis des Grossherzogs
von Baden zu malen.
KUNSTLITTERATUR
Eduard Fuchs. Die Karikatur der europäischen
Völker vom Altertum bis zurNeuzeit.
(Berlin, A. Hofmann & Cie., 15 M., gebd. 22Va M.)
Dieses im Laufe des Vorjahrs lieferungsweise erschienene
Werk ist mit ungewöhnlicher Bereitwilligkeit
vom Publikum aufgenommen worden und wird
binnen kurzem bereits in einem zunächst unveränderten
Neudruck erscheinen. Als Verfasser wurden
zuerst Eduard Fuchs und Hans Krämer angegeben; in
der That hat Fuchs allein die sehr umfassende Aufgabe
bewältigen müssen, da Hans Krämer verhindert
war, sich an ihr zu beteiligen. Der Verfasser sagt
mit berechtigtem Stolze, dass sein Werk in deutscher
Sprache keinen Vorgänger hat. Die Geschichte der
Karikatur ist ja ein noch fast durchaus unbebautes
Gebiet und wenn man einerseits den Mut und die
Sachkenntnis des Verfassers anerkennen muss, der
trotz der spärlichen Vorarbeiten sich an die schwere
Aufgabe machte, so kann auch natürlich nicht verkannt
werden, dass es sich hier um einen ersten
Versuch handelt. In methodischer Hinsicht mag
nun das manche Schwäche zur Folge haben, aber
es hindert nicht, dass uns Fuchs mit seinem Werk
eben doch eine äusserst anregende Studie geschenkt
hat. Er ist selbst Sammler und führt den Leser mit
lebhafter freudiger Anteilnahme in das Gebiet ein,
das wohl den allermeisten noch fremd und doch
so interessant ist. Die Behandlung geht vorzugsweise
vom sozial- und kulturhistorischen Standpunkt
aus ; damit ist wohl eine gewisse Einseitigkeit gegeben
, aber auch die Möglichkeit für weite Kreise
populär zu wirken. Daneben tritt jedoch endlich
die kuntsgeschichtliche Betrachtung oft genug in den
Vordergrund und man muss dem Verfasser das
Verdienst zusprechen, dass er besonders in der Auswahl
der Karikaturen das künstlerische Interesse
hat walten lassen. In den überaus zahlreichen und
zum grossen Teil niemals publizierten Abbildungen
liegt darum auch der eigentliche Wert des Buches.
Mag man im Text da und dort eine Lücke bemerken,
oder zu engen Anschluss an etwaige französische
Vorlagen, so kann dadurch das Verdienst nicht geschmälert
werden, dass Fuchs in dem Demonstrationsmaterial
eine ziemlich vollständige und künstlerisch
lehrreiche Geschichte der Karikatur geliefert hat
und das heisst viel, wenn man die eminente kunsthistorische
Wichtigkeit dieses Genres bedenkt, vi.
Adolf Rosenberg, Handbuch der Kunstgeschichte
in einem Bande, mit 885 Abbildungen und
4 Beilagen (Bielefeld, Velhagen & Klasing, 12 M.)
In der Buchhändleranzeige dieses Buches ist
gesagt, Rosenberg habe sich stets das Wort Goethes
vor Augen gehalten, dass Lehrbücher nur dann verlockend
seien, wenn sie die heiterste, zugänglichste
Seite des Wissens und der Wissenschaft darbieten.
Damit ist in der That das neue Handbuch der Kunstgeschichte
gut gekennzeichnet; es mutet dem Leser
nicht zu, in die Tiefe der Probleme zu steigen,
sondern bietet dem Leser die Ergebnisse der Kunstgeschichte
in leicht fasslicher und ansprechender
Weise dar. In seiner Auffassung der Kunstwerke
bietet Rosenberg viel Subjektives, und namentlich
in der Schilderung der neuesten Zeit, welche er
selbst als einer der hartnäckigsten Vertreter der
alten Richtung erlebt hat, sind mancherlei Spuren
seiner ablehnenden Stellung gegenüber der modernen
Kunst zu bemerken. Er ist in dieser Hinsicht der
Antipode von Richard Muther, dessen Geschichte
der Malerei im neunzehnten Jahrhundert bekanntlich
durchaus vom Standpunkte der Moderne aus
geschrieben ist. Das Buch ist von der Verlagshandlung
reich und vielseitig mit Bildern ausgestattet
, welche die Brauchbarkeit des Buches wesentlich
erhöhen. —n.
Die preisgekrönten Entwürfe zum Bismarck
-Denkmal für Hamburg. 21 Lichtdrucktafeln
mit einer Vorrede von Georg Treu.
(Hamburg, Strumper & Co., 12 M.)
Der Umstand, dass die in obigem Mappenwerk
behandelte, in ihrer Bedeutung auch in diesen
Blättern gekennzeichnete Konkurrenz berufen sein
dürfte, einen Markstein in der Geschichte unserer
Denkmalskunst abzugeben, legte den Gedanken
nahe, deren Ergebnis, soweit es sich in den Entwürfen
dokumentiert, die in dem engsten Wettbewerb
des Preises würdig befunden wurden, in
einer besonderen Publikation festzuhalten. Selbige
liegt jetzt in der eingangs erwähnten Mappe vor,
die insgesamt 15 Entwürfe (11 prämiierte und 4 zum
Ankauf empfohlene) in sauberen Lichtdruckreproduktionen
Kleinfolioformats vereinigt. Beigegeben
ist der Abdruck der Bestimmungen des Wettbewerbs,
das Gutachten des Preisgerichts und eine einleitende
Betrachtung Georg Treus, des Direktors des Dresdener
Albertinums, der dem Preisgericht angehörte.
Redaktionsschluss: 5. April 1902. Ausgabe: 17. April 1902.
Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwärtz.
Verlagsanstalt F. Bruckmann a.-g. in München, Nymphenburgerstr. 86. — Druck von Alphons Bruckmann, München.
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