Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 6. Band.1902
Seite: 69
(PDF, 126 MB)
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WIENER BRIEF

Das Programm, das ich heute vorlege, ist
etwas bunt. Es ist, seit ich das letzte Mal
in der „Dekorativen Kunst" über Wiener
Arbeiten berichtete, so vielerlei Neues geschaffen
worden, dass ich von jedem nur
kleine Proben bringen kann: Schmuck,
Silbergerät, Möbel, Stoffe. — Die Künstler,
von denen ich zu sprechen habe, gehören
verschiedenen — oft feindlichen — Lagern
an; einzelne auch gar keinem Lager. So
kommt es, dass ich diese Dinge gar nicht
unter einen Hut bringen und als gemeinsamen
Gesichtspunkt nur den vorschlagen
kann, dass alle Arbeiten von Wienern geschaffen
sind.

Da sind einmal, um mit dem ältesten und
berühmtesten zu beginnen, die Silbergeräte von
Otto Wagner: Ein Schreibservice, das in der
Frühjahrsausstellung der Secession exponiert
war. Ein Theeservice, das viel delikater und
raffinierter ausgedacht war, mit Wellenringen
auf Samowar und Kannen, wirkt leider in der
Photographie nicht günstig. Die abgebildeten
Geräte, aus mattem Silber mit durchbrochener
Arbeit, die an einzelnen Stellen mit emaillierten
Flächen hinterlegt ist, wirken reich,
ohne überladen zu sein. Besonders an dem
Rahmen des Spiegels scheint mir das Ornamentenspiel
mit den verschlungenen Nelken

ELSE UNGER « MÖBELSTOFF

ELSE UNGER « VELOURS

glücklich gelöst. — Es wird leider wenig Neues
auf diesem Gebiet in Wien geschaffen, die
Künstler hängen infolge der Kostspieligkeit
des Materials völlig von den Firmeninhabern
ab, und diese scheinen für ihr Publikum die
alten Rokokotintenfässer und Girandols noch
gut genug zu halten. Die wagner'schen
Entwürfe wurden von A. Klinkosch, einer
schon aus der Makartzeit bekannten Firma,
ausgeführt, die auf der Jubiläumsausstellung
1898, dem ersten Debüt der Wiener
Moderne, mit einer ausgezeichneten Ausstellung
nach Zeichnung Wagner's vertreten
war. Sehr eifrig ist auch A. D. Hauptmann
, am Kohlmarkt, von dem Sie in einem
früheren Jahrgang eine graziöse goldene
Kanne, ausgeführt von Eduard Frank, veröffentlicht
haben. Dieser Eduard Frank,
der einer der ersten Goldschmiedemeister
zu werden versprach, ist mir seither ganz
aus den Augen entschwunden. Offenbar
gehen alle seine Leistungen unter fremdem
Namen - aus Geschäftsrücksichten. Aehn-
liches passiert vielen der bedeutendsten
Wiener Kräfte. Was könnte man in Wien
für famose Schmuckkünstler aufweisen und
erziehen, wenn man sie nur bei ihrem Namen
aufrufen könnte. Aber die Firmen halten
es nicht für opportun, ihre „Hilfskräfte" zu
verraten. Sie wollen selbst das Renommee
und den Löwenanteil an dem Verdienst.

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