Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 7. Band.1903
Seite: 111
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IHRE BEZIEHUNGEN ZUM GRAFEN SCHACK

Feuerbachs ihnen unverständliche Bilder herfielen
, die ja jetzt noch ein Muther zum
großen Teil kalt, nervenlos, wie von einem
echten alten Venezianer als Gespenst gemalt
findet. „Man wünscht sich vor manchem
seiner Bilder einen Ofen in der Nähe, sie
wirken so kalt, daß man fröstelt", meint er
mit seltsamer Verwechslung der körperlichen
und seelischen Wärme.*)

Die Aufnahme mehrerer Bilder Feuerbachs
in die Schackgalerie blieb nicht ohne Einfluß auf
die öffentliche Stimmung über den Künstler.
„Es ist, wie wenn Ihre großmütige Teilnahme
meinem Sohne auch anderwärts Segen gebracht
hätte", schrieb Henriette am 6. Februar
1863 an Schack. „Ein wenig Sonnenschein
wird das sich entfaltende Talent gewiß schnell
zur Reife bringen. Bis jetzt hat es ihn ganz
entbehrt. ... Da Sie mir erlauben, Ihnen
von Zeit zu Zeit neue Bilder zur Ansicht zu
übersenden, so soll es an mir gewiß nicht
fehlen. . . . Ich habe den stillen Glauben,
daß Ihre Dazwischenkunft den Wendepunkt
in dem Schicksal des jungen Künstlers bezeichnet
und dann werden Sie gewiß noch
selbst Freude an Ihrer Tat haben." Aus
demselben Briefe geht hervor, daß Schack
sämtliche Transporte freiwillig auf seine Rechnung
nahm.

Das Jahr 1863 beschäftigte Feuerbach auch
noch mit der im Auftrage Schacks nach einem
entzückenden (jetzt in dem Münchener Kupferstichkabinett
befindlichen) Entwurf begonnenen
„Francesca da Rimini", an welchem
Bilde er „mit voller Liebe und Freude arbeitete
und das er in seinem Atelier zu behalten
wünscht, damit es Herr von Schack dort zuerst
in seiner ganzen Wirkung sehe und daß
er es nicht gleich einsargen müsse", wie in
dem Briefe Henriettes vom 12. November zu
lesen ist. Derselbe enthält auch die Meldung
von einem Zerwürfnis zwischen Feuerbach
und Böcklin, über welches Henriette durchaus
nicht unglücklich ist, weil sie glaubt,
daß der Einfluß Böcklins ihren Sohn zu
einem höheren Grad von Rücksichtslosigkeit
verleitet habe, als dessen weiches Gemüt
vertragen konnte.

Zwei Monate später konnte Henriette an
Schack schreiben, daß „Anselm sich gesund,
heiter und arbeitswütig meldet, daß er besonderes
Glück bei der Arbeit hat, daß die
„Francesca" zu seiner Befriedigung fertig, das

*) Mehr als diese gewohnte Herabwürdigung seiner
Kunst hätte Feuerbach sicherlich geschmerzt, daß
Muther ihm seinen hohen — nach Speidel „feinen" —
Tenor zu einer „tiefen Stimme" herunterdrückt.

Kinderbild*) in der Anlage außerordentlich
gelungen ist, daß er auch die „Nymphe"**)
glücklich aufgezeichnet hat. ... Er arbeitet
ganz aus dem Herzen. Als Stern für seine
späteren Jahre leuchtet ihm, zum vollen Ausdruck
seines Talents, eine schöne Idee vor:
„Das Gastmahl des Piaton", für jetzt aber
ist der Gedanke genügend. . . . Von Herrn
Lenbach schreibt er, daß es ein sehr liebenswürdiger
, bescheidener Mann sei, den er

FRITZ BURGER BILDNIS: BERNHARD
PANKOK«

gerne habe." In einem Briefe vom 1. März
1864 sagt sie: „Anliegend übersende ich Ihnen
die Quittung über das von Ihnen gütig übersandte
Geld mit meinem wärmsten, fast
möchte ich sagen, gewohnten Dank. Es macht
mich sehr glücklich, daß Sie mit dem neuen
Bilde zufrieden sind und daß somit Anselm
sich über seine Leistungen nicht in Täuschung
hält. . . Er fühlt sich in raschem Fortschritt
begriffen, weil er in Gemütsruhe und ohne
Sorge arbeiten kann. Das danken wir Ihnen
allein."

Bald darauf besuchte Schack den Künstler

*) »Badende Kinder« (Schackgalerie).
**) »Nymphe, musizierende Kinder belauschend«
(Schackgalerie).

III


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