Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 8. Band.1903
Seite: 338
(PDF, 122 MB)
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_08_1903/0352
DAS EHESCHLIESZUNGSZIMMER IN DESSAU <^=^

BERNHARD PANKOK « SESSEL « AUSGEFÜHRT VON
DEN VEREINIGTEN WERKSTÄTTEN, MÜNCHEN « « « «

Das Fenster hat nur zum Teil Glasmalerei,
und zwar ein sehr streng im Charakter des
Materials komponiertes, dabei aber doch
selbständig erfundenes Ornament, das nach
Pankokscher Art durch die Dreiteilung hindurchwächst
(Abb. S. 325 u. 339).

Alle übrigen Flächen dieses Zimmers,
Wände sowohl wie Decken, sind mit Holz verkleidet
und halten dadurch den Raum innerhalb
des profanen zimmerartigen Charakters.
Das Material ist mit großem Raffinement ausgewählt
und behandelt, wie denn Pankok
überhaupt auf dem Standpunkt steht, daß es
nicht die Aufgabe der dekorativen Kunst sei,
möglichst primitive Formen und Techniken
anzuwenden, sondern an dem Punkte einzusetzen
, bis zu dem die entwickeltste Technik
schon fortgeschritten ist, und von hier aus
dem Handwerk wo möglich neue Aufgaben
zu stellen.

Die konstruktiven Teile, Pfosten, Rippen,
Rahmen und Balken sind in glänzend poliertem
italienischem Nußbaumholz, die Füllungen
in derbekanntengrauen undgewachsten Wassereiche
ausgeführt. Die Fugen der Bretter
werden von schmalen Mahagonileisten gedeckt,
und in Augenhöhe etwa sind alternierende,
kreisförmig komponierte Intarsien aus einheimischen
und ausländischen Hölzern, vorwiegend
roter Farbe, angebracht, in denen sich
die sonst weise zurückgehaltene erfinderische

Phantasie frei ergeht, und die gerade durch
ihre kokette Isolierung auf dem schmucklosen
grauen Grunde ganz wunderbar wirken.

Das ganze Holzwerk der Wände und der
Decke bewegt sich in wenigen, harmonisch
gestimmten Tönen, die sich vorwiegend aus
braun und grau zusammensetzen, und in die
nur die helleren gelblichen Hölzer der oberen
friesartigen Teile mit ihren kühn geschwungenen
Intarsiaornamenten sowie die beiden
etwas kräftigen Intarsiaranken der Haupttüre
eine etwas lebhaftere Note bringen. Das
Ganze ist in eine weiche, träumerische Harmonie
getaucht, unendlich vornehm und
zurückhaltend, jedes starken und schreienden
Effektes bar.

Wundervoll sind die Farben des Mosaiks
zu diesem Akkord gestimmt, in dezentester
Weise wirken die von A. Brandstetter& Sohn
(München) aus Neusilber gegossenen und versilberten
Türbeschläge (Abb. S. 341), die in
der Stuttgarter Lehr- und Versuchswerkstätte
ziselierten Beleuchtungskörper, die metallenen
Ventilationsöffnungen (Abb. S. 328 u. 329)

BERNHARD PANKOK « SESSEL • AUSGEFÜHRT VON
DEN VEREINIGTEN WERKSTÄTTEN, MÜNCHEN « « « «

338


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_08_1903/0352