Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 9. Band.1904
Seite: 146
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-^4^> DIE DEUTSCHE KUNSTABTEILUNG IN ST. LOUIS

verfügen kann. Den Vorwurf aber, „alle
möglichen großen und kleinen Interessen
höher gestellt zu haben als die deutsche
Kunst", wird sich jede Jury von denen machen
lassen müssen, welche nicht Einsicht in die
Listen der zur Verfügung gestellten und der
zurückgewiesenen Werke haben. Eine Jury
endlich, welche sich trotz besten Willens
keine Fehler und trotz peinlichster Gewissenhaftigkeit
keine Ungerechtigkeiten zuschulden
kommen läßt, müßte erst noch entdeckt
werden; die vom Herrn Reichskommissär
Lewald ernannte und von Herrn Rosenhagen
gebilligte Kommission hätte sich die gleichen
Vorwürfe, nur von anderer Seite zugezogen,
denn sie war so tendenziös zusammengestellt,
daß sie für jede andere Anschauung weder
Verständnis noch Billigung haben konnte,
waren doch die Sezessionisten trotz ihrer
sonst geringen Anzahl hier in der Majorität.
Den besten Beweis hierfür liefert Herr Rosenhagen
, der Interpret der Sezessionen, selbst,
der seine Meinung durch Worte wie: „bei
allen Einsichtigen steht fest" — „Künstler,
die sich selbst respektieren" u. s. w. als die
allein richtige hinzustellen sucht, fremder
Anschauung aber, gleichviel ob sie von höchster
Stelle oder von Künstlern herrührt, mit
bemerkenswerter Mißachtung begegnet.

Diese Einseitigkeit und die Neuerung, daß
der Kommission außerdem noch Kunstschriftsteller
(zudem von entschieden sezessionisti-
scher Anschauung) zugesellt wurden, veran-

laßte einzelne Lokalvereine, diese Zusammensetzung
energisch zu bekämpfen. Wer nicht
für, sondern nur von der Kunst lebe, könne
unmöglich das gleiche Verständnis haben wie
die Künstler selbst. Ihre Bevormundung
durch einen anderen Stand wäre eine ebenso
große Beleidigung wie eine Ungerechtigkeit.

Die Sezessionisten, welche diese Neuerung
befürwortet hatten, um sich für die warme
Verteidigung ihrer Interessen erkenntlich zu
zeigen, und gewohnt waren, Vertreter der
Presse und Kunsthändler in ihren Ausschüssen
zu haben, hofften auf diese Weise den Sieg,
welchen ihre Werke allein nicht zu erringen
vermögen, durch Hilfe der Massensuggestion
an ihre Fahnen zu fesseln.

So groß der Fehler der Reichsregierung
war, eine derartige einseitige Vertretung zu
veranlassen, so lehrreich wäre das Resultat
ihrer Tätigkeit geworden und der naturnotwendig
sich ergebende Mißerfolg wäre „am
Rande der Prärien" von geringerem Schaden
gewesen, als wenn ein derartiges Experiment
noch einmal in Europa versucht werden würde.
Es wäre auch insofern ein Akt der Gerechtigkeit
gewesen, wenn dieselben Herren, welche den
deutschen Kunstmarkt in Amerika verdorben
haben, gezwungen gewesen wären, ihn wieder
herzustellen. Denn als seinerzeit die Sezession
in München in den ersten Geburtswehen
lag, wurde die deutsche Kunst als vollständig
minderwertig hingestellt und alles Heil von
Paris erwartet. „Internationale Kunst" war

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