Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 9. Band.1904
Seite: 388
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-sp4sö> PERSONAL-NACHRICHTEN VON AUSSTELLUNGEN *CÖ^

TUl ÜNCHEN. Dr. Heinrich Pallmann, seither Kon-
servator der hiesigen Kgl. Kupferstich- und
Handzeichnungen-Sammlung wurde zu deren Direktor
ernannt. Sein Vorgänger, Dr. Wilh. Schmidt,hatte
aus Gesundheitsrücksichten seine Entlassung erbeten
.

AJl ÜNCHEN. Frl. Johanne Tecklenborg legte ihr
Amt als Vorsitzende des Künstlerinnenvereins
und als dessen Ausschußmitglied wegen des Verhaltens
eines Teiles der Mitglieder nieder. Der
Verein verdankt ihr einen wesentlichen Teil seiner
Weiterentwicklung, insbesondere hat sich Frl. Tecklenborg
um die Gründung des jetzt vom Verein bewohnten
eigenen Heimes verdient gemacht.

/^ESTORBEN. Wassily Wereschtschagin,
Russlands berühmter Schlachtenmaler, ist bei
der Explosion des » Petropawlowsk« mitverunglückt.
Seine Kunst hatte einen gewissen pädagogischen
Beigeschmack, insofern sie mit Bewußtsein das
Abschreckende hervorhob, vielleicht aber war ihr
Eindruck auf die Betrachter darum um so erschütternder
. Wereschtschagin war am 26. Oktober
1842 zu Ljubez geboren. Er beschritt die militärische
Laufbahn, verließ diese aber bald und studierte
dann an der St. Petersburger Kunstakademie, machte
Studienreisen durch Deutschland, England und Spanien
und siedelte sich zuletzt in Paris an, wo er
unter Geröme seine Studien fortsetzte. 1870 -73
finden wir ihn in München. 1877 nahm er als
Offizier am russisch-türkischen Kriege teil und entwickelte
sich während desselben zu den künstlerischen
und ethischen Anschauungen, deren Niederschlag
wir in seinen bekanntesten Kriegsbildern
finden. — Am 30. März verstarb zu Wien der Maler
Josef Fux, bekannt durch den von ihm geschaffenen
Vorhang im Burgtheater; Landschaftsmaler Bernhard
Fiedler ist in Triest, Heinrich Altwirth,
ein vorzüglicher Darsteller von Burggräfler Bauerntypen
, am 12. April zu Meran gestorben.

VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

JV/J ÜNCHEN. Wer keiner Künstlergruppe ange-
hört, nur selten eine Ausstellung beschickt
und unbekümmert um Modeströmungen und -Richtungen
in der Kunst nur den alten ewig neuen
Problemen nachgeht, dem kann es ergehen, wie
Albert Lang, der fast zweiundfünfzig Jahre alt
geworden ist und bis vor kurzem noch zu den
Stillen im Lande zählte. In bestimmten Künstlerkreisen
wohl gekannt und geschätzt, für das
große Publikum aber ein Fremdling. Erst durch
eine Ausstellung seiner Werke im 'eigenen Hause
kam es an den Tag, was Albert Lang bisher geschaffen
. Er verlebte seine Zeit teils in Italien,
teils in Deutschland. Aber ob im Süden oder im
Norden, überall griff er solche Motive auf, die ihn
anzogen und in denen die Natur vornehmlich zu
ihm sprach. Er gibt immer klar Gesehenes und
Geschautes so wieder, wie er es empfand. Vom
ersten Stilleben 1872 oder dem Blumenstrauß 1876
bis zu seinem letzten Werke »Venus« eine Entwicklung
, die konsequent danach strebte, was im Künstler
ist, herauszuschaffen. Er suchte vor allem die
Mittel, deren er zur künstlerischen Gestaltung bedurfte
, immer mehr seinem Ausdrucke anzupassen,
immer bewußtere, stärkere und konzentriertere Wirkungen
zu erzielen. Seine Landschaftsbilder wecken
im Beschauer dieselben Empfindungen, wie ein
Ausblick ins Freie. Sein Auge schwelgt in der
Wonne eines heiteren Frühlingstages oder jubelt
der sonnigen Pracht des Südens entgegen. Er freut
sich an der Buntheit einer blumigen Wiese, an der
grauen Eintönigkeit eines trüben, regnerischen Tages.
Sein Stoffgebiet ist unbegrenzt. Die ganze sichtbare
Welt, die Landschaft mit allen Gegenständen, den
Menschen in seiner allgemeinen Erscheinung oder
als Individium zieht er in den Bereich seiner Darstellung
. Die Ausstellung gab ein vollständiges
Bild seines Werdeganges und seines Schaffens. Wer
sich in seine Schöpfungen verlieft und ihm nachzuempfinden
sucht, wird in Albert Lang einen feinen
Künstler kennen lernen. a. h.

l/'ÖLN. Sehr erfreulich ist die im Kunstverein
gezeigte Ausstellung von Werken Arthur
Volkmann's (Rom): Zeichnungen, Oelgemälde
und Skulpturen. Die letzteren sind zum Teil
bacchische Szenen, sehr feine und lebhaft polychro-
mierte Marmorreliefs; ferner die marmorne Statuette
einer stehenden Aphrodite; ein in Bronze ausgeführter
»Silen auf dem Esel«; endlich das Modell
zu der mit umlaufendem Relieffries geschmückten
Graburne für Karl v. Pidoll. Daß diese Polychro-
mierung keineswegs zu stark ist, davon kann man
sich ja gerade hier so leicht überzeugen, wo man
in den »Pompejanischen Sälen« des Museums die
glücklichen Versuche vor Augen hat, die Direktor
Aldenhoven mit den Abgüssen antiker Statuen angestellt
. — Die Gemälde Volkmanns sind meist
ruhige »Existenzbilder« : nackte Jünglinge, auf un-
gesatteltem Pferde sitzend oder, leicht auf den Rücken
des Tieres gelehnt, unter einem Baume stehend;
oder eine kleine Ziegenherde weidend; doch sieht
man auch einen trunkenen Silen; und endlich ein
Bild, das man füglich »Jugend und Alter« nennen
könnte. Was bei allen auffällt, ist die Geistesverwandtschaft
mit Hans von Marees.

Neuerdings sind im Kunstverein einige Bilder von
Werenskjold ausgestellt; so namentlich das bekannte
meisterhafte Porträt Ibsens (vom Jahre 1896);
dann, malerisch sehr fein, das Bildnis eines blonden
Mädchens in ganzer Figur, das in buntgeblümtem
Kleide vor einer ungegliederten grauen Wand steht.
Th. Nicolet (Brügge) zeigt fünf Aquarelle, Motive
von der belgischen Küste, in zarter, duftiger Technik;
er ist in manchem den Worpswedern ähnlich, aber
weniger tief als diese. Tiefe darf man auch bei den
Bildern (elf Oelgemälde und Studien) nicht suchen,
die der Belgier S. van Strydonck ausgestellt hat.
Zwar besitzt er koloristischen Geschmack; auch sind
Licht und Luft zuweilen mit verblüffender Sicherheit
gesehen und gemalt — so auf dem kleinen
Strandbilde ^Nordsee«, oder dem von Sonnenlicht
durchfluteten »Kinderzimmer« — aber wo es auf
geistigen Gestalt und gestaltungskräftige Phantasie
ankommt, versagt Strydonck alsbald, und Bilder wie
»Die Stunden« oder »Ein Gedichts bleiben unfruchtbare
, blutlose Allegoristereien. Fortlage

ÜNCHEN. Die »Phalanx« hat in ihrer zehnten
Ausstellung der neuen belgisch-französischen
Richtung der Neo-Impressionisten Gelegenheit geboten
, sich dem hiesigen Publikum bekannt zu
machen. Der Führer dieser Gruppe, P. Signac, ist
mit einer umfangreichen und interessanten Sammlung
vertreten, neben ihm finden wir Hervorragendes
von Flandrin, Guerin, Laprade, Lemmen,
Mme. Marval, L. Sue, Toulouse-Lautrec,
Th. van Rysselberghe, Valloton u. a.

Redaktionsschluß: 21. April 1904 Ausgabe: 5. Mai 1904

Für die Redaktion verantwortlich: F. Schwartz
Verlagsanstalt F. Bruckwann a.-g. — Druck von Alp.-ions Bruckwwv. — Sämtlich in München


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