http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_16_1907/0174
PAVILLON DER DELMENHORSTER LINOLEUM-FABRIK
dem Künstler das Dynamische eine besonders reine mathematische Klärung. Stark durchpulst
sind seine Räume von Suggestionen motorischer Dynamik, wo die Raumnatur es gebietet
. So ist im Gang der Dresdener Anlage in der Folge mächtiger Portale ein wuchtiger
Rhythmus von Körpern und Raumintervallen angeschlagen. Aber überhaupt dient die präzise
Formklarheit des räumlichen Mediums in allen seinen Bildungen der Kraft der Bewegungsempfindung
. So gab es ein seltsam starkes Empfinden von Raum, in den Grund des Hofes
hinabzusteigen, wo die bunten Stirnen der Stufenschwellen Raumschicht von Raumschicht
zur Tiefe hinab so klar absetzten. Die visuell dynamischen Bedingungen des Raumes führten
zu einer individuellen Ausgestaltung in der Diele. Von der Fenstersohle ausgehend, den
Kamin umlaufend, scheidet ein Zahnschnittsims den Raum in eine obere und eine untere
Sphäre. Der Raum der Lichtquelle ist vom Raum der menschlichen Bewegung formal abgesetzt
. Die Farbe lenkt das Empfinden auf diese Differenzierung und verstärkt sie. Unten
ist die Wand mit grünem Marmorstuck verkleidet, im oberen Raum stehen glatte gelbe Flächen.
Raumdynamische Momente des Musiksaales sind die Lichtdifferenzierung des Mittelsaales
gegen Seitengänge und Nische. Die Seitenräume, die als ferner, als abgerückt empfunden
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