Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 22. Band.1910
Seite: 578
(PDF, 172 MB)
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_22_1910/0634
1

KLEINE KUNSTNACHRICHTEN

DERLIN— Die II.Ton-,Zement-und Kalkindustrie-
Ausstellung bot auch einem größeren Publikum
viel des Interessanten. Die künstlerische Note
zeigte sich schon in der architektonischen Gestaltung
des Ganzen. Die großen Hallen hatten in der resoluten
Ausprägung der Zweckform, in dem Absehen
von allem Schmuckwerk den typischen Sachlichkeitsstil
, der zu diesen Dingen paßt. Sie waren monumental
ohne Protzerei, einfach, ohne ins Nichtssagende
zu verfallen. Geschmackvoll angebrachte
Farbigkeit erhöhte die Monumentalität der Form, so
daß das Auge die Disziplin von vornherein wohltuend
empfand und bereit war, der Führung zu
folgen. Mit feiner Berechnung waren Gartenanlagen
dazwischen verteilt, die immer wieder Erholung und
Genuß gaben; nicht wahllos verstreut, sondern auch
in einer gewissen Form und Gestaltung der Anlage,
so daß das Architektonische auch hier betont war.

Wenn man dann die einzelnen Stände, Kojen
und Pavillons betrachtete, merkte man, daß auch
in der Art, wie die Industrie ihre Erzeugnisse zur
Darstellung bringt, ein neuer Geist zum Ausdruck
kommt. Niemals bloße Anhäufung, meist künstlerische
Anordnung, die der Sache am besten dient.

Zum erstenmal waren Töpferwaren und Porzellan
in diese Ausstellung einbezogen worden. Gerade auf

E. GEIGER-WOLFRATSHAUSEN □ FROSCHPRINZESSIN
Statuette aus porphyrem Speckstein mit Elfenbein, teilweise
vergoldet, mit Steinen und Perlen besetzt

E. GEIGER-WOLFRATSHAUSEN □ SITZENDES MÄDCHEN

Statuette aus porphyrem Speckstein und Elfenbein mit teilweiser
Vergoldung, mit Steinen und Perlen besetzt

dem Gebiet der Keramik hat sich ja neuerdings
ein entscheidender Wandel vollzogen. Die Töpferware
und das Steinzeug schienen dem Aussterben
schon nahe zu sein. Nun aber zeigt sich ein erneutes
Arbeiten auf diesen vernachlässigten Gebieten. Verfeinerung
der Techniken, Vervollkommnung der
Maschinen haben gewiß dazu beigetragen. Entscheidend
aber war, daß die Künstler sich auch
diesen Schaffensgebieten zuwandten und den Erzeugnissen
der Gegenwart wieder ein künstlerisches
Aussehen gaben, so daß sie mit den alten Vorbildern
konkurrieren können. Vielleicht kommt es,
da diese Dinge nicht teuer sind, noch dahin, daß wir
wieder im Hause Töpferwaren sehen, die in Form
und Farbe vorbildlich sind.

Es zeigt sich darin bedeutsam der volkswirtschaftliche
Wert der künstlerischen Mitarbeit. Es
verdient besonders die Bürgeler Töpfervereinigung
hervorgehoben zu werden. In Bürgel in Thüringen
arbeiten noch viele Meister in durchaus handwerklicher
Art; van de Velde hat diese Arbeit organisiert,
hat ihnen Entwürfe geliefert, und so sind diese
biederen Handwerker mit einem Male zu einer gewissen
Kulturbedeutung gelangt. Denn die Majoliken
, vor allem die Gebrauchsgeschirre, die sie hier
vereinigt ausstellten, sind so geschmackvoll, daß man
nicht weiß, soll man mehr die Schönheit oder die
Billigkeit bewundern. Die Tradition der Bauernkunst
ist erhalten, aber vielfach veredelt worden.

Einige Bauten hoben sich durch ihre besondere
Gestaltung heraus. So die Römische Villa, in der
der Verein für Ton-, Zement-und Kalksteinindustrie

578


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_22_1910/0634