Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 23. Band.1910
Seite: 142
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VON AUSSTELLUNGEN

wa LT ER SINTENIS BILDNISBÜSTE
Erste Ausstellung der Känstlervereinigung Dresden

"DERLIN. Zwanzig Jahre sind verflossen, seit
Vincent van Gogh seinem Leben ein Ende
setzte. In den achtziger Jahren sind seine farbenglühenden
Landschaften geschaffen. Was damals
ein Einsamer und Unzeitgemäßer in heißem Ringen
eroberte, das ist heut in den Mittelpunkt des Interesses
gerückt; Bilder, die einstmals den Phantasien
eines Fiebernden zu gleichen schienen, sind uns
heut klassische Arbeiten von einer tiefen Harmonie,
die nur reifste und bewußteste Künstlerschaft zu
finden vermag. Eine Ausstellung von Werken Van
Goghs ist immer ein Ereignis, denn seine Probleme
sind die Probleme, die unsere Zeit bewegen. Was
diesmal Cassirer zeigt, ist nicht so sehr eine repräsentative
Ausstellung, die mit Hauptstücken und
starken Schlagern zu wirken sucht, sondern eine
historische Uebersicht. So sieht man mehr als sonst
von den frühen Arbeiten, den „schwarzen Van Goghs",
die wichtig sind für die Entwicklungsgeschichte des
Meisters, in denen man aber immer wieder vergeblich
greifbare Spuren der späteren Künstlerschaft
sucht. Niemand hätte diesem verspäteten Anfänger
die glänzende Zukunft vorauszusagen vermocht,
und unbegreiflich bleibt der rapide Aufstieg, die
Loslösung von allem überkommenen Schema und
die Schöpfung eines völlig eigenen Stiles. Es gibt
ein kurzes Uebergangsstadium mit Versuchen, die
an Pissarro anklingen, auch an Monet und Renoir,
Bilder, die uns heut etwas süßlich und haltlos
scheinen. Und dann ist wie über Nacht das Neue

da, ist an Stelle der Auflösung der
Farbe die Synthese getreten, ist das
Liniengerüst gefunden, das die Schwerkraft
der starken Farbmassen zutragen
imstande ist. Ein Stil ist entstanden,
ganz von einer Persönlichkeit geschaffen
. Heut empfinden wir die
großen Rohrfederzeichnungen in ihrer
strömenden Fülle ais ebenso klassische
Meisterleistungen wie die farbigen
Symphonien der Bilder. Ein Bild wie
die Arlesienne von 1888 kann ebenso
gut als ein Hauptwerk ihrer Zeit gelten
wie Manets Olympia oder Delacroix'
Gemetzel von Chios.

l/'ÖLN. Bei Schulte sah man neuer-
* dings eine größere Kollektion von
Karl LEiPOLD-München, Landschaften
und Marinen, die an dieser
Stelle schon bei früherer Gelegenheit
besprochen wurden; daneben plasti-
scheWerke in verschiedenem Material,
Porträts und Figürliches, von Wilh.
von Scharfenberg und Silhouetten
von Johanna beckmann-Berlin. -
Im Kunstverein waren Kollektionen
von F. von Wille-Düsseldorf und
W. RadimskY-Paris (Landschaften im
Stile Monets). Die Kollektionen der
Holländer Wolter und Hart-Nibb-
rig seien genannt; mit besonderem
Nachdruck aber die intimen Landschaften
des Frankfurters Peter
Burnitz f, in der zarten Stimmung
und im malerischen Vortrag unverkennbar
den Schüler der Barbizoner
verratend. Letzthin gab es eine Kollektion
von mehr als dreißig Gemälden
Leop. von Kalckreuths, der
auch Handzeichnungen sowie Radierungen zeigte
und in Porträts, Landschaften und figürlichen Szenen
ein ziemlich vollständiges Bild seiner Kunst
wies: in landschaftlichen Motiven einen deutlichen
Zug zum Groß - Dekorativen aufweisend, in der
Porträtauffassung, d. h. ihrer gediegenen Sachlichkeit
etwas nüchtern wirkend. Einige dieser Werke
waren von Privatbesitzern entliehen, die übrigen
sind zumeist aus unseren großen deutschen Ausstellungen
bekannt; eines der Gemälde („Die Krankenstube
") ging in Kölner Privatbesitz über. —
Das eigentliche Kunstereignis Kölns aber, neben
dem alle jene kleinen Einzel-Vorführungen zurücktreten
müssen, ist die Eröffnung des Schnütgen-
Museums. Der bekannte Kölner Architekt Brantzky
hat an das hiesige Kunstgewerbemuseum einen stilgerechten
Anbau angefügt, der, in den Dimensionen
dem Altbau gleichkommend, nunmehr die reichen
Sammlungen kirchlicher Kunst aufgenommen hat,
die der Domkapitular Schnütgen schon bei Lebzeiten
seiner Heimatstadt vermacht hat. Aus den schier
unzähligen Gegenständen mittelalterlicher Kleinkunst
jeglicher Art sind als besonders wertvoll in
rein künstlerischer Hinsicht die Stickereien und Edelmetallarbeiten
hervorzuheben, sowie die Schnitzereien
in Holz und Elfenbein mit vielen kunstgeschichtlich
hochbedeutsamen Stücken. a. f.

W/IEN. Der Hagenbund hat Schwedische Künstler
" sich zu Gaste geladen und uns dadurch in Erinne-

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