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dingungen, unter denen sie ganz allmählich ihre
heutige Form gewannen, nahezu unerläßlich. Scherer
hat ein kolossales Material hier zusammengetragen
und weiß in sehr anregender Form, durchaus sachlich
und doch nicht trockenen Tons über seinen
Gegenstand zu sprechen. Er schildert das Werden
unserer Museen von ihren Anfängen, die in den
Kunst- und Wunderkammern des 16. und 17. Jahrhunderts
zu suchen sind, bis zur Gegenwart und
vergißt nicht, sich auch über die neuesten Ziele
der Museumsausgestaltung eingehend zu äußern.
So entstand ein Handbuch, das gar vielen sicher
bald ein unentbehrlicher Begleiter auf ihren Wanderungen
durch die Museen sein wird. Das gut
ausgestattete Werk enthält auch 24 den Text wirksam
illustrierende Abbildungen. r. b.
Die Skizzenbücher des Jacopo Bellini.
Mit Einleitung und begleitendem Text, herausgegeben
von Dr. Victor Golubew. Erster Teil. Brüssel
1912. G. Van Oest & Co.
Für das Studium der Grundlagen der venezianischen
Malerei im Quattrocento gibt es kaum Wichtigeres
als die Bekanntschaft mit der Entwicklungsgeschichte
der Künstlerfamilie der Bellini, die während
des ganzen Jahrhunderts tonangebend für die
Malerei der Lagunenstadt blieb. Während die Schule
der Vivarini auf der Insel Murano langsam niederging
, befanden sich die Bellini in stetig aufwärtssteigender
Bewegung und erreichten die höchsten
Ziele mit Giovanni
Bellini, dem jüngsten
Sohne Jacopos. Da
dem abschließenden
Urteil über Jacopo bei
der geringen Zahl seiner
erhaltenen Gemälde
bisher vielerlei
Schwierigkeiten im
Wege standen, ist es
mit Freuden zu begrüßen
, daß nun in sorgfältiger
Reproduktion
von kritischer Hand
die Skizzenbücher des
Meisters herausgegeben
werden, die sich
im Britischen Museum
in London und
im Louvre in Paris befinden
und einen zureichenden
Einblick
in Art und Arbeitsverfahren
des Vaters der
berühmten Familiegewähren
. Nachdem in
dem zuerst erschienenen
zweiten Bande
das Pariser Skizzenbuch
publiziert worden
ist, erscheint jetzt
das Londoner Skizzenbuch
, das der neueren
Forschung zufolge
um 1445 entstanden
sein dürfte.
Während es lediglich
zeichnerische Notizen
birgt, gibt das
Buch im Louvre k o m-
positionell Reiferes
. Die beiden mögen
jedoch ziemlich
p. picasso
gleichzeitig sein, da manche der Notizen im er-
steren in aufbauender Verwendung im zweiten wiederkehren
und auch stilistische Gleichheiten auf
die nahe zusammenliegende Entstehung verweisen.
Wertvoll sind die Skizzenbücher in erster Linie
auch deshalb, da sie wichtige Einblicke in die Beziehungen
der venezianischen Schule zu jener von
Padua und Florenz gewähren. Doch ist der Einfluß
von Padua im Londoner Skizzenbuch geringer wie in
dem des Louvre. Der Verlag hat hier ein Werk erscheinen
lassen, das seiner Leistungsfähigkeit das
allerbeste Zeugnis ausstellt. Abgesehen von der
prächtigen Gesamtausstattung ist vor allem der Wiedergabe
der Zeichnungen selbst, die jede Nuance des
Tones geben, das höchste Lob zu spenden. Jeder
Tafel ist ein reicher textlicher Kommentar beigegeben
, dessen Wert nicht zuletzt auch in den Angaben
besteht, die er über spätere Retuschen an den Originalen
macht, und die bei stilkritischen Untersuchungen
bisher merkwürdigerweise stets ignoriert
wurden. m. k. Rohe
PERSONALNACHRIGHTEN
OERLIN. Zum Kustos an der Kgl. Nationalgalerie
13 ist Dr. Georg J. Kern, bisher Hilfsarbeiter an
dieser Sammlung, ernannt worden.
ÜARIS. Zum Direktor des Louvre-Museums ist
als Nachfolger des Herrn Dujalet Henri
Marcel, der bisherige
Direktor der Nationalbibliothek
, ernannt
worden.
"W/'EIMAR.DerBild-
" hauer Richard
Engelmann in Berlin
wurde vom Großherzog
von Sachsen
als Leiter der Abteilung
für Bildhauerei
der Hochschule für
bildende Kunst unter
Verleihung des
Titels Professor berufen
. Engelmann
wird am 1. Oktober
sein neues Lehramt
antreten.
/GESTORBEN: Am
7. April in Münch
en im Alter von
82Jahren der Aesthe-
tiker Professor Dr.
Karl Lemcke, von
1897—1903 Vorstand
der Stuttgarter Gemäldegalerie
, nachdem
er 1885 an Stelle
Lübckes die Professur
für Aesthetik und
Kunstgeschichte am
Polytechnikum in
Stuttgart übernommen
hatte;am 11.April
in Planegg bei München
im Alter von
54 Jahren der hauptsächlich
als Geflügelmaler
bekannt gewordene
Tiermaler Julius
Scheuerer.
stilleben (1912)
5. Text Seite 383
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