Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 28. Band.1913
Seite: 80
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BERNHARD PANKOK

Das ist natürlich furchtbar altmodisch.
Denn alles, was in der Kunst an Natur erinnert
, gilt ja bekanntlich der heutigen Kritik
als Unkunst, sogar in der Malerei, wo ganz vernünftige
Leute den Kubismus Picassos ernst
nehmen. Was hat da ein Ornament zu hoffen,
bei dem man erkennt, daß der Künstler Bäume
und Ranken, Blätter und Blumen, Vögel und
Menschen gemeint hat. Er ist ein Naturalist!
Kreuziget ihn!

Pankoks Stilisierung besteht in der Umsetzung
der Natur in die jeweilige Technik.
Daraus entsteht die strenge Flächenhaftigkeit
des Ornaments, die Symmetrie der Komposition,
die Anpassung der Naturformen an das Material
. Mit einem Wort, seine Ornamente
sind nicht Natur, sondern stilisierte Natur,
dekoratives Formenspiel auf Grund von Natur-

GALERIE DER DIELE

erinnerungen. Besonders wertvoll ist dabei das
untrügliche Gefühl für die Eigentümlichkeiten
des Materials. Die ornamentale Idee wächst
bei ihm immer aus dem Material heraus. Das
abstrakte Ornament unserer älteren Kunstgewerbeschulen
kennt er nicht. — Eine Stilisierung
der Natur lediglich um zu stilisieren,
ist in seinen Augen ein Nonsens. Darin erkennt
man den Praktiker, der in allen Handwerken
beschlagen ist, alle Materialien beherrscht.

Trotz der Selbständigkeit der Erfindung kann
man gewisse historische Ornamentgattungen
nennen, mit denen Pankoks Ornament eine
innere Verwandtschaft hat. Das Riemengeflecht
und Drachengewürm norwegischer Holzkirchen
und irischer Manuskripte, das Rankengeschlinge,
Krabben- und Distelwerk der Spätgotik, das
Ohrmuschelornament barocker Rahmen und

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