http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_28_1913/0234
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die alte Kunst der Verwendung von Spiegeln,
als Erweiterung des Raumeindruckes im lustigen
Widerspiel des geselligen Lebens im altfeudalen
Sinne gelöst. Wie draußen der Wasserspiegel
die Schönheit von Haus und Landschaft wiedergibt
, so ist hier für das Innere des Hauses
eine ähnlich reizvolle Lösung gefunden. Die
kristallenen Armleuchter vor den Spiegeln,
die venezianische Krone mit Prismen und
Kristallen entzünden sprühendes Leben.
Ein derartiger Raum ist für eine heitere
Geselligkeit wie geschaffen. Farbige Toiletten
sowohl wie der dunkle Frack heben sich
kontrastreich von diesen Wänden ab. Die
Stühle sind in einfach geschwungenen Linien
für den Menschen selbst gedacht ohne vielerlei
Zierwerk, das gerade an diesen Bestandteilen
der Innenausstattung am wenigsten angebracht
erscheint. Die Möbel
selbst, ein eingebautes
Büfett und zwei niedere
Kredenzen sind in streng
linearem Faltwerk gehalten
, um die räumliche
Tektonik nicht zu stören.
Die Decke in leichtgewundenen
Perlschnüren,
der Teppich mit breiter
Blumenborte geben einen
neutralen Ausklang der
feinen Gesamtwirkung.
Der Charakter des Arbeitszimmers
des Herrn
atmet eine ruhige vornehme
Wirkung, nur belebt
durch einfache Gebrauchsmöbel
, die in leichter
Rundung geschwungen
sind. Hier wie auch
beim Damenzimmer ist es
bemerkenswert wie harmonisch
sichalte undneue
Kunst der künstlerischen
Gesamtwirkung einordnen
. Und darin liegt wohl
überhaupt ein großer Erfolg
der modernen Raumkunst
, daß man Elemente
jedweder Stilart von Wert
verwenden kann, sobald
ein wirklicher Künstler
sie schuf.
Im Damenzimmer sind
alte Biedermeiermöbel
verwendet, die in diesem
Räume durchaus modern
wirken. Eine glückliche
Auswahl moderner Kunst, Arch. bruno paul-berlin
wie Plastiken von Barlach und Hoettger, geben
dem Raum tieferes Leben und Bedeutsamkeit.
Die Treppe selbst ist noch hervorzuheben
in der feinen Schweifung der Führung und
der rhythmischen Gliederung des dunkelgefaßten
Geländers.
Auch bei den übrigen Räumen, besonders
einem freundlichen Zimmer im leichten Dekor
von Blumen und Spaliermustern, mit dem
Blick auf Garten und Weite ist der innige
Zusammenhang des Bewohners zu seiner Umgebung
gewahrt und mit ihm in Einklang gebracht
. In all diesen Räumen tritt der Mensch
selbst vor der straffen Gliederung des Hintergrundes
wirkungsvoller in Erscheinung. Seit
der Renaissance hat man den Menschen im
Räume und in Beziehungen zum architektonischen
Hintergründe und zur Landschaft
haus h.: treppenhaus
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