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Berger ans Werk geschritten zu sein scheint.
Trotzdem muß die Frage aufgeworfen werden,
ob eine öffentliche Galerie „von ältestem Adel"
Skizzen in größerer Anzahl und ohne zwingende
Gründe aufstellen soll. Diese Frage
legte sich auch Dörnhöffer vor und löste sie
dahin, daß die Begründung einer besonderen,
nicht allgemein zugänglichen oder bei den beschränkten
Raumverhältnissen wohl nur periodisch
aufgestellten Studien- und Skizzensammlung
in Aussicht genommen wurde. Dafür
Jahreszahl 1869; das Gemälde entstand also
kurz vor Liers Heimkehr nach München, nachdem
er seine Lehrzeit bei Dupre beendet.
Vergleicht man das in den Formaten knapp
bemessene, aber in seiner Bedeutung nicht
hoch genug einzuschätzende Gemälde mit dem
kleinen Corot, der gleichfalls im letzten Jahr
erworben wurde, so kann aus der Gesinnung,
mit der beide Künstler an die Landschaft
herantraten, eine gewisse Verwandtschaft herausgefühlt
werden. Die Zauberformel, die diese
e. kanoldt
landschaft
sind auch die Arbeiten von Weiser und Berger
bestimmt, dafür eine feine, entfernt an
A. v. Kellers Frühwerke anklingende Studie
von E. Spitzer und einige tonige Interieurs
von Mathes.
Von den Münchner Landschaftern konnte
manche interessante Arbeit gewonnen werden.
Eine reich staffierte Landschaft von Heinrich
Bürkel, bestimmt durch ein fein hingestrichenes
, zart belebtes Grünblau, vor dem sich die
bunt gehaltenen, romantischen Gruppen der Figuren
gut absetzen, hat schon ihren Platz in
einem der Kabinette der Neuen Pinakothek angewiesen
erhalten. Ein sehr delikates Bild von
Lier, ein Steinbruch vom Montmartre (Abb.
Jahrg. 1915/16, S. 1 23), trägt die bedeutungsvolle
Gemeinsamkeit des Naturgefühls erklärt, gibt
das eine Wort: Barbizon. Auch aus Toni
Stadlers Frühzeit wurde ein bezeichnendes
Bild (Abb. Jahrg. 1915/16, S. 135) erworben,
eine Havellandschaft von hoher Geschlossenheit
des farbigen Eindrucks, ebenso ist von
Otto Strützel eine ältere Arbeit — entlaubte
Bäume vor einem wundersam zart und
luftig gemalten Himmel — gewonnen worden.
Der seit Jahren in München ansässige Paul
Weber, von dem man eine hübsche Studie
der Sammlung einverleibte, wurzelt in dem
Frankfurt-Darmstädtischen Künstlerkreis, der
sich um Becker und das Städelsche Institut
in den fünfziger und sechziger Jahren gruppierte
und mit dem Auftreten Hans Thomas
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