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PERSONALNAGHRIGHTEN
MÜNCHEN. Akademieprofessor
a. D. karl raupp
vollendete am 2. März sein achtzigstes
Lebensjahr. Er ist einer
der letzten aus Pilotys Schule,
ein Freund des Hans von Marees
aus dessen Münchner Zeit, der
Lehrer von Fritz August von
Kaulbach und L. von Löf?tz, einer
der ersten Münchner Künstler,
die den malerischen Reiz von
Frauenchiemsee erkannten. Man
kann schon aus diesen paar Angaben
ersehen, daß sich in Karl
Raupps Persönlichkeit ein Stück
Münchner Kunstgeschichte verkörpert
, und dieser Eindruck
verstärkt sich noch, wenn man
Raupps köstlich frisch geschriebenen
, ungewöhnlich aufschlußreichen
Lebenserinnerungen liest.
Von Geburt Darmstädter, hat
Raupp über Frankfurt am Main
den Weg nach München gefunden (1858), von 1868
an wirkte er als Lehrer an der Nürnberger Kunstschule
, 1880 kam er als Professor an die Münchner
Akademie, 1914 trat er in den Ruhestand. Als der
,,Chiemseemaler" wird Raupp weiterleben, holte er
doch für die meisten seiner Bilder, von denen viele
in den Besitz staatlicher und städtischer Galerien
übergingen, die Motive vom Chiemsee, besonders
von Leben und Landschaft seiner geliebten Fraueninsel
. In gelungener Weise fließen Menschen und
Natur auf seinen Bildern in eins zusammen, sie
gehören zueinander, bedingen einander, stehen nicht
im Verhältnis von Staffage und Folie, sondern sind
in einem gewissermaßen kosmischen Gefühl zu
einer Einheit geworden. Der Reiz und die Ueber-
zeugungskraft von Raupps Bildern beruht hauptsächlich
auf diesem Umstand. w.
GUSTAV SCHÖNLEBER f. In Karlsruhe ist
am l. Februar d. J. im Alter von 66 Jahren der
Professor an der hiesigen Akademie der bildenden
Künste dr. Gustav Schönleber, einer der bedeutendsten
deutschen Landschaftsmaler, der seit 1880
hier tätig war, gestorben. Geboren in Bietigheim in
Württemberg 1851, studierte er in
München unter ProfessorLier, dem
bekannten Meister der Barbizon-
Landschafterschule. Schönleber,
dereiner der ersten und überzeugtesten
deutschen Freilichtmaler war,
kultivierte aufGrundlagen eines gesunden
und scharfsichtigen Realismus
die Stimmungslandschaft in
all ihren verschiedenartigsten Phasen
und Varianten: in den Niederlanden
zuerst unter dem Einfluß
der großen altholländischen Landschafter
, in Italien, England, Nordfrankreich
und in späterer reifster
Zeit vorzugsweise in seiner geliebten
schwäbischen Heimat, der
er seine trefflichsten und reizvollsten
Meisterwerke, die sich fast
in allen deutschen Galerien und
Sammlungen als hohe Zierde derselben
befinden, verdankte. Sein
Einfluß auf die Entwicklung der
karl raupp
neueren deutschen Landschaftsschule
, den er in Karlsruhe, über
ein Menschenalter hinaus, unterstützt
von einem ganz hervorragenden
Lehrtalent, ausübte,
war ein fast unübersehbarer.
Hunderte von Schülern, unter
ihnen nicht wenige mit jetzt in
erster Reihe genannten Namen,
gingen aus seiner Schule. —
Das künstlerische Schaffen des
Verstorbenen wurde erst vor
einiger Zeit von uns in einem
größeren illustrierten Aufsatz
behandelt (s. Juliheft 1915).
GESTORBEN — In Stuttgart
der in München ansässige
Maler Wilhelm Köppen, ehemaliger
Schüler von Franz Stuck,
hauptsächlich auf dem Gebiete
der monumentalen Dekorationsmalerei
tätig; zuletzt arbeitete
er am Innenschmuck des neuen
MünchnerUniversitätsbaues mit,
wo er die Mosaiktechnik zu Ehren brachte; die Ausführung
und Vollendung anderer umfangreicher Arbeiten
, so für die Technische Hochschule, für das
Kasino der Zeppelinwerke in Friedrichshafen verhinderte
sein frühzeitiger Tod. Ein sicheres Stilgefühl
, von der Antike ausgehend, zeichnete das Schaffen
Köppens aus, der sich auch in einzelnen Werken der
Kleinkunst und des Kunstgewerbes als feiner Künstler
erwies. — In Paris der Maler carolus duran,
79 Jahre alt, vorzüglich bekannt geworden durch
seine Damen- und Kinderbildnisse, dann auch als
Historien- und Genremaler durch eine Reihe größerer
Kompositionen, wie die Apotheose der Maria Medici
im Luxemburg-Museum, die Versuchung einer Heiligen
, der Ermordete in der römischen Campagna usw.
— In Neuyork der Maler william M. chase, als
Lehrer wie als Maler in den Vereinigten Staaten
gleich gefeiert. Den Grund zu seiner glänzenden
Technik legten 6 Lehrjahre in München bei Piloty
und Wagner. 1878 nach Neuyork zurückgekehrt,
übernahm er dort die Malklasse der Art Students
League. Die schottischen Landschafter, ebenso
Whistler, von dem er ein vorzügliches Porträt
malte, hatten Einfluß auf seine nicht gerade sehr
selbständige aber nach der handwerklichen
wie geschmacklichen
Seite hin doch bedeutende Kunst.
Besonders als Bildnis- und Stilllebenmaler
war er geschätzt. —
In Wien, 83 Jahre alt, der Historienmaler
Ludwig Mayer, Mitbegründer
des Künstlerhauses>
von dessen Hand große Fresken
im Festsaal des Wiener Rathauses
und ein Gemälde ,,Samariterin
", wie auch der Karton
„Jerusalem nach dem Tode Christi
" in der Wiener Galerie sich
befinden.
D
ÜSSELDORF. An Stelle des
gustav schönleber
f 1. februar 1917
Malers Professor Eugen Dücker
ist der Düsseldorfer Maler max
Clarenbach als Lehrer an die
Düsseldorfer Akademie berufen
worden.
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