Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 35. Band.1917
Seite: 406
(PDF, 137 MB)
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MAX LIEBERMANN

REITER AM STRANDE MIT FOXTERRIER
Mit Genehmigung von Paul Cassirer, Berlin

Namen Rubens und Rembrandt immer im
Munde zu führen; dann durfte man Bilder
malen wie Lenbach sie malte und war doch
ein Meister von Gottes Gnaden. Bei Liebermann
kommen wir deshalb auch nicht um diese
Frage herum. Seine frühen Bilder wie sein
Selbstporträt mit dem Stilleben haben diesen
altmeisterlichen Zug dermaßen stark, daß
man beinahe nicht an die Selbständigkeit
des doch — wie der spätere Verlauf zeigte —
ausgesprochen originalen Talentes glauben
möchte, und noch der ganz reife Liebermann,
der das Gruppenbild der Hamburger Museumverwaltung
malt, zeigt recht deutliche Beeinflussung
von seiten des holländischen Bildarrangements
in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts
; aber wer spürt das noch gegenüber der
sonst so echt modernen Gestaltung dieses Bildes!

Von dieser Gruppe möchte ich hier eine
Anekdote erzählen, die ich aus dem Munde eines
der Beteiligten selbst habe. Justus Brinckmann,
der leider jetzt schon verstorbene ausgezeichnete
Direktor des Hamburger Kunstgewerbemuseums
, der auch auf jener Gruppe figuriert,
war auf einer Reise nach Moskau, wo er die
vortreffliche Porzellansammlung des russischen
Petroleummagnaten Leon von Zubaloff katalogisieren
sollte, an der Grenze in Paßschwierigkeiten
geraten, was, wie ich aus eigener Erfahrung
weiß, ein recht geringes Vergnügen
ist. Da die russischen Grenzbeamten an dem
Paß irgend einen vom Gesetz nicht vorgeschriebenen
Anstoß nahmen, war Brinckmann,
der nicht leicht zu Verblüffende, ratlos und
dachte schon, die Geschiche könnte faul werden.
Siehe, da kam ein russischer Beamter, der
zum Glück auch zur Grenzkontrolle gehörte,
zog höflich den Hut und fragte, ob er nicht die
Ehre habe, mit Herrn Brinckmann aus Hamburg
zu sprechen. Hocherfreut sagte dieser,
daß er selbst es sei, und fragte auch gleich,
woher ihn der Herr kenne. Ach, sagte dieser,
ich bin kürzlich in Berlin gewesen und habe
das Porträt gesehen, das Max Liebermann auf
dem Hamburger Gruppenbild gemalt hat. Wirklich
staunenswert ähnlich. Nun legte Brinckmann
den ärgerlichen Fall vor. Der Russe
stampfte auf den Boden, murmelte etwas von
Eseln, die nichts können als harmlose Reisende
belästigen und ordnete die Angelegenheit sogleich
zu Brinckmanns Ehren und Erleichterung.
So erwies sich ein Bildnis von Liebermanns
Hand förderlicher als ein wohlgeordneter Paß.
Gesegnet sei die Malerei.

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