Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 36. Band.1917
Seite: 375
(PDF, 113 MB)
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ernst haiger-münchen

wohnung eines kunstfreundes: kleine bibliothek

tungen darauf hält, daß auch die geringsten
Dinge von Geschmack künden sollen und
Schönheit ausstrahlen. Denn warum sollten
sie häßlich sein, warum mit gleichgültigem
Sinn ohne Auswahl gekauft?

Dieser Gedanke spricht sich besonders deutlich
in der Einrichtung des Schlafzimmers aus.
Die ganze Schlafzimmerkultur ist eine Errungenschaft
unserer Zeit. Aus den Kammern,
die ein schmales Bett und einen kleinen Waschtisch
enthielten, entstanden Stufe für Stufe
jene raffiniert ausgestatteten, gesundem Komfort
gewidmeten Räume, wie sie auch Ernst
Haiger mit besonderer Geschicklichkeit zu
schaffen versteht. Hier wurden lichte Wände
gewählt, smaragdgrüne Seidenstoffe und mattgrauer
Bodenbelag, auf dem sich ein bunter
Chinateppich glänzend ausnimmt, das Rohrgeflecht
der Möbel ist grau, das Holzwerk mit
weißem Lack überzogen. Eine Fayence von
Hötger, Bilder von Habermann und Hess
ziehen den Blick zu geruhsamem Verweilen an.

Im Ankleidezimmer ist derselbe Charakter
festgehalten. Der Wandstoff aus heller fleischfarbener
Seide zeigt smaragdgrüne und rosa
Streifen, der Lack ist weiß, sonst sind die
Möbel grau. Auch hier stört nichts die strenge
Linienführung.

Mag dieser Stil manchem vielleicht etwas
nüchtern erscheinen und wird der oder jener
Dinge vermissen, die sich an das Gemüt wenden
, die dem Künstler gestellte Aufgabe ist
glänzend gelöst, die Dinge, aus deren Gesamtheit
sich das Bild der Wohnung zusammensetzt
, sind mit einander in Harmonie getreten.
Farbe und Form, sowie die Eigenart der einzelnen
vorhandenen Kunstwerke sind eingestimmt
und bilden für ihren Besitzer eine
geistig und künstlerisch geschlossene Umgebung
.

Wohnungen wie diese können beispielskräftig
werden für Leute, die sich durch einen
Künstler eine gebrauchsfähige Wohnung schaffen
lassen und anregend auf das Gewerbe wirken
, indem der Meister erkennt, was für Anforderungen
in eleganten Verhältnissen an Möbel
und Geräte gestellt werden.

Alexander v. Gleichen-Russwurm

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