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Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 37. Band.1918
Seite: 49
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_37_1918/0071
Aenderung des bisherigen Lern- und
Lehrwesens überhaupt befürworten,
wodurch die Mängel beseitigt werden
sollen, unter denen das jetzige ziellose
und daher in seinen Ergebnissen
unbefriedigende Verfahren leidet. Man
wird daher gut tun, ihre Gründe nochmals
in Erwägung zu ziehen, zumal
die Veröffentlichung von Richard Rie-
merschmid neues schätzbares Material
in solcher Richtung beigesteuert hat.
Einer solchen veränderten Fragestellung
gegenüber treten die sonst noch
berührten Punkte wegen des Grades
der Begabung einerseits, wie der befürchteten
Ueberproduktion anderseits
so gut wie ganz in den Hintergrund;
ebensowenig kann von einem Wiederaufleben
des alten Werkstattbetriebs,
nach dem sich im Grunde alle sehnen,
wie davon die Rede sein, daß der Staat
den Kunstunterricht aus der Hand
gebe, da solches unter der Mitwirkung
unserer Volksvertretungen kaum
erreichbar scheint.

Infolge der Einschränkung des Kunstgewerbes
einerseits auf eine familien-
haft überlieferte Haus- und Volkskunst
wie anderseits auf eine dem
Massenbedürfnis dienende Industriebetätigung
gelangt „Cornelius" zu
einer Fassung des Begriffs der freien
Kurist, welche so weit geht, daß ihm
eine Trennung der Gebiete der Kunst
und des Kunstgewerbes als unbedingt
nötig erscheint. „Kunst", sagt er, „ist,
was in der einzigen Seele sich formt
und löst, was keine Nutzanwendung
verträgt und nur an die einzige Seele
sich wendet. Sie ringt um die Gestaltung
als Erscheinung der Welt, für sie sind
Industrie und ihre Konsequenzen weltfremde
Dinge, und das mit Recht. Bilde sich keiner
ein, Kunst so verstanden sei weltfremd. Wenn
er einmal Zeit finden sollte, so besinne er sich,
was er von der Welt besitzt, dann wird er die
Kunst beneiden um ihren Besitz der Welt. . . .
Es handelt sich in der Kunst um den Einzelnen.
Für diesen muß alle Arbeit geleistet werden.
Alles andere wiegt leicht dagegen. Ein Volk
muß wissen, was dieser Einzelne aus seinem
Blute, was dieses Blühen seines Blutes für
Wirkungen hervorruft und für Werte."

Wenn demgegenüber alle Anderen, auch
soweit sie einen solchen Unterschied zugeben,
doch für eine Vereinigung aller Kunstübungen
in einer Vorschule eintreten, so muß es sich
hier um eine auseinandergehende Fassung des

a. kraus

büste des botschafters a.d. freiherr
mumm von schwarzenstein
Ausstellung der Freien Secession, Berlin

Begriffes der Kunst in ihren zwei Bedeutungen
, als künstlerisches Empfinden und Auffassen
überhaupt und als Anwendung einerseits
auf einen frei-schöpferischen, anderseits
auf einen dem Bedürfnis dienenden Zweck
handeln, wobei es nur darauf ankommt, ob
man mehr den Ausgangspunkt oder das Endziel
ins Auge faßt.

Bei der Frage nach der Vorbildung der
Künstler aber handelt es sich allein um den
Ausgangspunkt, der für alle naturgemäß der
gleiche sein muß, während die Ziele je nach
der Begabung und den Fortschritten des einzelnen
sehr verschieden sein werden.

Hier nun setzt Riemerschmid am kraftvollsten
und ausführlichsten ein, indem er von
den großen Lücken ausgeht, die unsre Zeit infolge
ihrer Unfähigkeit aufzubauen, anzuordnen,

Die Kunst für Alle XXXIII. 3/4. November 1917

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