Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 39. Band.1919
Seite: 232
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_39_1919/0266
Man hat Ferdinand von Rayski als Autodidakt
bezeichnet und ihn — in edlem Sinne —
einen Dilettanten genannt. Überblickt man
sein Leben, so ist man zunächst geneigt, dem
zu widersprechen. An Unterricht hat es ihm
nicht gefehlt. Bereits auf der Freimaurer-Erziehungsanstalt
in Dresden wird er von seinem
Zeichenlehrer in der Malerei unterwiesen. Er
besucht in den Jahren 1823 bis 1825 nebenbei die
Akademie und bildet sich um 1833 durch das
Kopieren alter Meister in der Gemäldegalerie
und durch erneute Studien an der Akademie zu
Dresden weiter aus. In Paris soll er die Werke
Horace Vernets und Delaroches eingehend
studiert haben. Gründe genug, ihn keinen Autodidakten
zu nennen, zumal ja jeder geniale
Künstler das Wesentliche seiner Kunst niemals
von anderen gelernt hat, sondern aus sich selbst
heraus entwickelte. Überblickt man jedoch
Rayskis Werk, dann erkennt man, daß in der
Tat die nebenbei betriebenen Studien auf

FERDINAND VON RAYSKI

AUF DER SCHLOSSTREPPE

der Akademie nicht tiefgehend und gründlich
gewesen sein können. Die Komposition
seiner frühen Gemälde, ihre Färbung und
Zeichnung sind ganz unakademisch und sein
Schaffen ist während seines ganzen Lebens unsicheren
Schwankungen unterworfen. Auf der
unvollkommenen akademischen Ausbildung beruht
zum Teil die Stärke seiner Kunst und ihre
Schwächen sind gleichfalls darauf zurückzuführen
. Das Fehlen einer soliden Grundlage
und der Mangel an strenger künstlerischer
Zucht bewirken, daß das Resultat seines Schaffens
lediglich von Launen und glücklichen
Stimmungen abhängig ist, daß verzeichnete
und schlecht gemalte Bilder gleichzeitig neben
vollkommenen Meisterwerken stehen. Vielleicht
ist das allzu rasche Nachlassen der Begeisterung
für den Künstler bald nach der
Jahrhundertausstellung darauf zurückzuführen,
daß eine Reihe minderwertige Bilder von ihm
ans Tageslicht kamen? Aber auch die Stärke
und urwüchsige Art seiner Produktion
beruht nicht zuletzt auf seiner
autodidaktischen Bildung. Wenn viele
seiner Zeitgenossen mit einer vorgefaßten
Meinung und fertigen Bildidee
im Sinne der Akademie an die Dinge
herantraten und sie unter dem Gesichtswinkel
der überlieferten akademischen
Auffassung betrachteten, so
war Rayski von solchen Vorurteilen
frei und er brauchte sich nicht erst
angelernter Regeln und Grundsätze
zu entledigen, um souverän schaffen
zu können. Er stellte sich mit unverbildetem
Blick den Dingen gegenüber
; der Spürsinn und die Beobachtungsgabe
des passionierten Jägers
befähigen ihn, die Erscheinungen
mit naiven Sinnen und scharfem
Blick zu erfassen und festzuhalten.

Trotz der selbständigen Stellung,
die Ferdinand von Rayski abseits vom
Kunstleben seiner Zeit einnimmt,
ordnen sich seine Schöpfungen der
Gesamtentwicklung der Malerei des
19. Jahrhunderts ganz gut ein. Wenn
er auch voll Wagemut und Selbstvertrauen
unabhängig von zeitgenössischen
Vorbildern an die Objekte
herantritt, so steckte ihm die konservative
Gesinnung, der Sinn für
vornehme repräsentative Haltung so
tief im Blute, daß er nicht absichtlich
nach revolutionären Formen
strebt. Das Schema seiner
Bildnisse weicht von dem beliebter
Porträtisten der Zeit, wie Eduard

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