http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_41_1920/0402
Stelle architektonisch gliedert, um würdig und
wirksam den plastisch Gestalt gewordenen dramatischen
Gedanken der erwachenden Freiheit
zum großen Denkmal zu formen. Auch der
Raum selbst wird zur Wirkung mit einbezogen.
Eine Szene unter weitem Himmel ist vorgesehen
, bei der die Figuren die Probe auf wahre
Größe zu bestehen haben. Hier ist alles starke
Empfindung und starker Ausdruck, vorgestellt
in drei überlebensgroßen Männern von muskulösem
kräftigem Körperbau. Jeder für sich eine
geschlossene, in sich verständliche Einheit, vereint
drei Akte eines gewaltigen
sieghaften Dramas
. In sich zusammen-
gekrampft, niedergedrückt
von der Gewalt
des Schicksals, das auch
den Stärksten bezwingt,
kauert der Riese am Boden
(Depression). Aber
alle Körper- und Seelenkräfte
sammeln sich wieder
in dem Riesenleibe,
straffen die Züge des
jäh vorgestreckten Kopfes
, pressen die Lippen
aufeinander. Da ist der
Augenblick, wo der
sprungbereite Körper
vorschnellen, die Arme,
mit den gekrallten Händen
vorwärtsgreifend,
zupacken werden (Aktion
). Und hochaufgereckt
, den Kopf weit
zurückgeworfen, mit
gewaltigen Armbewegungen
die unsichtbaren
feindlichen Fesseln
sprengend, fortschleudernd
, stürmt der Riese
EDMUND MOELLER
vorwärts mit hochatmender Brust; ein lauter
Schrei der Befreiung. Auch äußerlich ist der
Höhepunkt des Werkes durch Ausführung der
Seitenfiguren in hellem Gestein und der überragenden
Mittelfigur in dunkler Bronze wirksam
gemacht.
Das Werk ist keine Zufallsschöpfung, nicht
die Arbeit eines weltfremden Künstlers. Hier
haben Stimmungen und Eindrücke aus der Zeit
des Weltkrieges künstlerische Gestalt erhalten,
doch ohne Belastung mit irgendwelchen zeitmäßigen
Beziehungen. Aus der Zeit geboren
und an sich zeitlos, atmet
es Geist der Zeit, Schicksal
und Sehnsucht der
Gegenwart, der Völker
Vertrauen in die Kraft
und Hoffnung auf die
Zukunft. So wächst es in
der Vorstellung zu sichtbarer
Größe an, zu sinnbildlicher
Bedeutung: ein
Denkmal der Freiheit
und ein Volksdenkmal
zugleich, das mit dem
üblichen Porträtstyp
bricht und wieder das
Monument aus architektonischer
Form und
Raumgefühl an seine
Stelle setzt. Die Zeit ist
da für seine Verwirklichung
, möchten auch
Platz und Mittel dafür
zur Verfügung stehen.
Der rasche Aufstieg
von Moellers weitausgreifender
Kunst weist
mit solchen Werken auf
eine verheißungsvolle
Zukunft.
Richard Stiller
TÄNZERIN (STATUETTE)
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