http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/die_kunst_42_1920/0169
MAX HEIDRICH
HERRENZIMMER. MOOREICHE
Ausführung: Werkstätten Bernard Stadler, Paderborn
licher Tradition herausgewachsen, daß wir es uns
gefallen lassen wollen, wenn jetzt in den Schulen
die englischen Möbel- und Innenraumwerke zu
den gefragtesten gehören; wenn auch damit die
Fabrikanten gelegentlich zu Stilpimpeleien kommen
(„Wünschen Sie stilrein Chippendale oder
Sheraton?"). Der englische Einfluß hat dem
deutschen Kunstgewerbe sozusagen wieder Anschluß
an die große Welt gegeben und war
als bürgerliche Kunst dazu imstande, im Gegensatze
zu Frankreichs abgestorbenen Kopien
hochfürstlicher Stile; er wird noch eine Weile
weiter wirken. Und damit ist man auf dem
Wege, wieder zu der Selbstverständlichkeit des
Handwerklichen zu kommen, und das Odium
des Begriffes „Kunstgewerbe" beginnt zu schwinden
. Man kann es als eine Art Prüfstein
betrachten für den Grad dieser sozusagen
altmeisterlichen Sicherheit neuer
Möbel, wie sie sich mit schönen alten
Stücken im Räume vertragen, und ebenso
wie sich schließlich moderne mit reicheren
modernen Stücken vereinigen lassen. Und damit
finden die beiden Linien unseres Kunstgewerbes
wieder die nötige Berührung!
Die ganze Entwicklung, die wir überblickt
haben, geht vor sich unter dem Gesichtspunkte
zunehmenden handwerklichen Verständnisses.
Maler oder Zeichner können jetzt nicht mehr
wie zu Anfang ohne Übergang Möbelzeichner
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