Augustinermuseum Freiburg i. Br., [ohne Signatur]
Die Kunst: Monatshefte für freie und angewandte Kunst
München, 47. Band.1923
Seite: 263
(PDF, 72 MB)
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OTTO DILL

TIGER

Tier auf der Lauer oder witternd im Urwald
dahinschleichend vorführen. Es ist kein rein
optischer Impressionismus, der hier geboten
wird, sondern die Technik wird durch die
Phantasie gefördert und zu den größtmöglichsten
Leistungen angetrieben, wird aber nie
Selbstzweck.

Die veränderte Einstellung zu dem Thema
bedingt auch ein anderes Raumverhältnis in
Dills Bildern als in denen seines Lehrers. Da
die charakteristische Bewegung das größte Interesse
vorwegnimmt, muß mehr von der umgebenden
Natur in das Bild hereingenommen
werden, um die Bewegung glaubhaft sich vollziehen
zu lassen. Damit werden Landschaft
und Tier in engere Beziehung zueinander gesetzt
, organisch zusammengebracht. Das gleiche
gilt für Dills Rennbilder. Auch hier ist auf
rein malerischem Wege eine Tiefenwirkung erzielt
, tritt der Raum nicht an Wichtigkeit zurück
hinter den Reitern. Ausgezeichnet ist
auch hier die Komposition, die Verteilung von
Roß und Reiter auf der Fläche, mag es sich
nun um einen Start handeln oder um ein der
Breite nach entwickeltes Rennen oder um ein
Rennbild, in dem die Pferde in vollem Jagen
auf den Betrachter losstürmen. Von schärfster
Erfassung der Bewegungsmotive zeugen
diese Gemälde, von einer wunderbar getreuen
Wiedergabe aller Gangarten und Stellungen
der Pferde; die ganze Aufregung, die ein
solches Schauspiel mit sich bringt, lebt und
vibriert in den Bildern, ohne daß die Hauptträger
solcher Anspannung, die Zuschauer,
selbst in die Bildfläche hineingenommen wären
. Den weit in die Tiefe sich erstreckenden
grünen Rasen umgrenzen die reich geschwungenen
Hügel der Pfalz, der Heimat
des Künstlers.

Mit diesen Rennbildern vollzieht sich auch
ein Umschwung in der koloristischen Behandlung
; die Farbe wird heller, duftiger; durch
eine kühle silbergraue Gesamtfärbung wird
eine feine Freilichtwirkung hervorgerufen.
Zugleich wird dadurch ein zu starkes Herausbrechen
der bunten Röcke und Mützen aus
der Gesamtharmonie vermieden. Die genaue
Kenntnis der Form wird nie zu einer mißzudeutenden
oder undeutlichen Formauflösung
verbraucht. Die Farbe ist nicht mehr Trägerin
des Ausdrucks, sondern dient als Wiedergabe
der optischen Erscheinung, ohne daß man doch
von ihr nur eine Anweisung bekäme, was die
Phantasie des Beschauers zu ergänzen habe»

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