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P. F. BERNHARD REIMANN, BERLIN
ABENDMAHLGERÄTE
ARBEITEN VON P. F. BERNHARD REIMANN IN BERLIN
Die Silberschmiede- und Gelbgußarbeiten
des Berliner Goldschmiedes P.F. Bernhard
Reimann verdienen den lebhaftesten Beifall
aller Freunde und Kenner der modernen Metallkunst
, weil sie in hohem Maße Sachlichkeit und
Zweckmäßigkeit mit schöner, klarer Formen-
gebung und tadelloser handwerklicher Ausführung
verbinden.
Dem Berichterstatter gewährt es ein besonderes
Vergnügen, gerade jetzt, wo durch Tagungen
und Programme das Thema der Kirchenausstattung
in den Mittelpunkt der Erörterung
gerückt ist, hinzuweisen vor allem auf die musterhaften
silbernen Altargeräte, die der Berliner
Goldschmied in den letzten Jahren für evangelische
Kirchen geschaffen hat. Diese einfach
und würdig ohne allen überflüssigen Zierat
gestalteten Abendmahlskannen, Taufkannen
und Taufbecken, Altar-Leuchter, Sammelbüchsen
und Teller schließen sich in ihren straffen
Umrissen und knappen Profilen den besten
Schöpfungen der evangelischen Silberschmiedekunst
des 18. Jahrhunderts an. In den Silberarbeiten
der protestantischen Kirchen in den
Hansastädten, in den nordischen und angelsächsischen
Ländern, die wegen ihrer glatten und
einfachen Formen im Vergleich zu den reichverzierten
Barockarbeiten der katholischen
Kirchenkunst von der kunstgeschichtlichen
Forschung und Publizistik viel zu wenig gewürdigt
worden sind, haben die kultischen und
künstlerischen Erfordernisse des Protestantismus
in musterhafter Weise Ausdruck gefunden.
Diese Werke, die in besonders großer Zahl vor
ungefähr 1 2 Jahren auf der Hudson-Füll on-Aus-
stellungin New York aus den alten evangelischen
Kirchen der ehemaligen englischen Kolonien
Nord-Amerikas zusammengekommen sind —
eine reiche Auslese ist in dem zweiten Bande
der Ausstellung vereinigt — kommen uns in
den Sinn, wenn wir die Kirchengeräte Reimanns
betrachten. In der Tat verbindet eine geistige
Verwandtschaft, wohlgemerkt nicht direkte
Nachahmung, die Schöpfungen des Berliner
Meisters mit den besten Leistungen der norddeutschen
, nordischen und angelsächsischen
kirchlichen Silberschmiedekunst um 1700. Auch
die feine und sparsame Verwendung der Gravierung
in Symbolen, Monogrammen und Familienwappen
auf dem Reimannschen Kirchensilber
bewegt sich in der Richtung dieser alten
Meister der Silberschmiedekunst. Es ist kein
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