Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1969-01/0007
Bleibt Freiburg die Stadt des Waldes?

Sorgen um die Walderhaltung

Ein Beitrag von Oberforstrat Dr. Rolf Zundel

Bleibt Freiburg die Stadt des Waldes, des Weines und der Gotik? Mindestens was den
Wald anbelangt, steht der gute Ruf ernsthaft auf dem Spiel. Man hatte ja „so viel" davon,
zudem war der Wald schon städtischer Besitz, so daß man durch dessen Inanspruchnahme
lästige Verhandlungen mit den Eigentümern landwirtschaftlichen Splitterbesitzes umgehen
konnte. Wegen der positiven Einstellung der Freiburger Bevölkerung zu ihrem Wald wurde
zwar immer betont, daß man nur noch „ein paar Hektar" für diesen (oder jenen) Zweck
benötigte, aber dann sei es „endgültig Schluß" mit der Rodung des stadtnahen Waldes.
Auf diese Art der „Salami-Taktik" hat man seit Kriegsende immerhin die erkleckliche Fläche
von rund 200 Hektar des städtischen Mooswaldes für Wohnsiedlungen, Industrieanlagen
und Verkehrsflächen geopfert bzw. bereits zur Umwandlung genehmigt. Hinzu kommen
weitere für Landwasser-Nord vorgesehene 40 Hektar. In gut 20 Jahren hat also der Mooswald
auf Gemarkung Freiburg fast ein Viertel seiner Fläche eingebüßt!

Es muß jeder realistisch Denkende einsehen, daß auch der Wald bislang gewisse Opfer für
die Ausdehnung der wachsenden Großstadt bringen mußte. Doch kann dies nicht so weitergehen
, und es gibt zu ernsten Sorgen Anlaß, wenn nun der neue Entwurf des Flächennutzungsplanes
(der übrigens seit Monaten in den Händen der Stadträte, der Öffentlichkeit
aber noch unbekannt ist) nochmals 180 Hektar des Mooswaldes für Zwecke der Industrie-
ansiedlung vorsieht. Hinzu käme eine mindestens zeitweise dem Wald entzogene größere
Fläche für die neue (hoffentlich geordnete) Mülldeponie, und auch von einem ausgedehnten
Waldfriedhof wird schon geredet. Das Ergebnis wäre im Westen und Nordwesten der
Stadt ein völlig zerrissener, auf schmale Streifen und kleine Zwickel zurückgedrängter
„Restwald", der seine Funktionen für Mensch und Landschaft nur noch sehr unvollkommen
erfüllen könnte. Lediglich im äußersten Norden — links des Autobahnzubringers und
weit von der Stadt entfernt — bliebe ein größerer Komplex erhalten. Da die grundsätzliche
Erhaltung des Bergwaldes wohl von jedermann anerkannt wird, soll im folgenden vor allem
die Notwendigkeit begründet werden, warum auch geschlossene Komplexe des Mooswaldes
unbedingt in Stadtnähe zu schützen sind:

1. Die Erholungsfunktion des Mooswaldes wird immer wichtiger, je weiter sich die Stadt
Freiburg nach Westen ausdehnt und je mehr sich die Bevölkerung zwischen Schwarzwald
und Tuniberg — Kaiserstuhl gemeinsam mit den umliegenden Gemeinden zur „Randstadt
Breisgau" (wie ich diese werdende Megalopolis einmal nennen möchte) verdichtet. Der
Mooswald bildet dann das zentrale Naherholungsgebiet für Rentner, Mütter und Kinder, am
Feierabend und am Wochenende (beides wird künftig noch länger sein) schließlich für die
ganze werktätige Bevölkerung. Nur der Wald — zumal nach entsprechender Umgestaltung
und Einrichtung — bietet mit seiner Lärm- und Staubfreiheit die Möglichkeit zur freien
Bewegung und zur Naturbeobachtung, die ideale Voraussetzung zur echten und schnell möglichen
Naherholung. Da der Holzeinschlag mindestens einen Großteil der Unkosten für
seine Einrichtung und Pflege deckt, ist er nicht nur das wirksamste, sondern zugleich das
billigste Erholungsgrün! Die kürzlich abgegebene Erklärung von Oberbürgermeister Dr. Kei-
del zur weiteren Entwicklung des Mooswaldes entspricht ganz unseren Vorstellungen: „Die
Tatsache, daß Freiburg am Rande des Schwarzwaldes liegt, darf uns nicht dazu verleiten,

5


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1969-01/0007