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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1969-01/0010
Ein prophetischer Brief

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister!

Die neuerliche Gefährdung der Natur und Landschaft Freiburgs veranlassen mich als Kreisbeauftragter
der Stadt Ihnen meine diesbezügliche Auffassung und Entscheidung vorzutragen
.

Die Naturschutzaufgaben sind mit dem Abschluß des Wiederaufbaus der zerstörten Stadt
in eine neue Phase getreten. Zu Beginn des Wiederaufbaus befand sich Freiburg, was
Natur und Landschaft anbetrifft, in einer außergewöhnlich günstigen Lage und der Sinn
der Bewohner und Planer war auf sorgsame Erhaltung und Pflege ausgerichtet, wodurch
es gelungen ist, große Teile der lebendigen Natur von der Bebauung auszunehmen und sie
kraft des Ordnungsprinzipes der Landschaftschutzgebiete zum Wohle der Gesamtbevölkerung
zu reservieren.

In dem im Jahre 1962 veröffentlichten Bericht des Kreisbeauftragten „Freiburgs Natur in
Not und Hut" sind die Erfolge der Bemühungen um einen harmonischen Ausgleich zwischen
den Notwendigkeiten der Zeit und der notwendigen Landschaftsreserve dargestellt; im
ganzen eine noch befriedigende Bilanz der Jahre 1950—1960. Inzwischen ist nach dem Abschluß
des Wiederaufbaus Freiburgs Natur- und Erholungslandschaft in eine bedrohliche
Bedrängnis geraten.

Mit der Planung des neuen Altersheimes Karthaus sind alte Vorstellungen vom Schutz der
Natur und Landschaft in Freiburg empfindlich verletzt worden und es erscheint uns dies
wie ein Zeichen eines neuen Trends, den wir nicht mit zu verantworten vermögen. Die Landschaft
ist heute das wertvollste Kapital der Gemeinschaft!

Vor Jahrzehnten haben die Experten die Kalamität der Flüsse und des Wassers überhaupt,
die heute kaum mehr gemeistert werden kann, vorausgesagt. Nunmehr muß vor der Öde
der hypertrophierten Großstädte gewarnt werden, die kein Gesicht mehr haben und die
Entfaltung des Menschen beeinträchtigen.

Wir wissen wohl, daß die anstehenden Probleme nicht leicht zu lösen sind. Einer wirksamen
Politik gegen ungesundes Hypertrophieren der Stadt stehen mancherlei Widerstände
entgegen.

Unsere wirtschaftliche Situation mit der Fraglichkeit des Geldwertes läßt Lobbyisten aller
Schattierungen aktiv werden, wenn es gilt Bodenreserven für wertsteigernde Objekte zu
ergattern und ihre Tarnargumente sind nicht immer leicht zurückzuweisen.

Konzentrieren und sanieren von Baugebieten mit schlechten Lösungen ist eine kostspielige
und heikle Angelegenheit. Die Devise vom Maßhalten, die gerade gegenüber den Landschaftsreserven
angebracht ist, hat keine rechte Popularität.

Behutsamkeit, geduldiges Abwarten und zeitraubendes Diskutieren mit Sachwaltern werden
leicht als Entschlußlosigkeit gedeutet.

Und doch ist dieserWeg der Schwierigkeiten in aller Konsequenz
zu beschreiten. Die augenblickliche Situation erfordert solchen Anpassungsvorgang,

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