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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1969-01/0018
Freiburg und seine Satelliten

Die Altstadt als Core des Gesamtbereiches (Forum der Gesamtstadt)
von Walter Vetter

Der Wiederaufbau der Freiburger Altstadt kann in großen Zügen als abgeschlossen
gelten. Dank der subtilen Planung des damaligen Oberbaudirektors, Professor
Joseph Schlippe, hat Freiburg seine spezifische Atmosphäre nicht nur erhalten können, sondern
durch die kriegsbedingte Bereinigung eklektizistischer Fassaden, beispielweise auf der
heutigen Kaiser-Joseph-Straße, an Ausdruck und formeller Schönheit gewonnen. Trotz der
auf den ersten Blick konservativ anmutenden Bauweise war dieses Ergebnis nur dadurch zu
erreichen, daß man gedanklich die Leitlinien eines der führenden Architekten unseres Jahrhunderts
, von Walter Gropius, berücksichtigte. Gropius stellt die Frage: „Weshalb erscheint
uns der eine Stadtkern reizvoll und anziehend, während uns der andere kalt läßt?". Er gibt auch
gleichzeitig die Antwort: „Eine Erklärung hierfür ist meist in dem schwierigen Problem des
Maßstabes zu suchen." Nur durch die maßstäbliche Einordnung des Wiederaufbaues in das
gegebene Straßensystem war eine derart glückliche Lösung zu erreichen. Man wird erwarten
können, daß die noch offenen Baulücken nach diesem Grundsatz geschlossen werden
und daß sich der Wiederaufbau der noch zerstörten historischen Bauten wie des Kornhauses
, der Ratslaube, der Deutschordenskommende und des Andlaw-Palais in der historischen
Form vollzieht, wobei man außerhalb der Fassadengestaltung moderne Lösungen
anstreben kann, wie dies beim Sickingen-Palais in der Salzstraße — mit Ausnahme des
Rückgebäudes an der Schusterstraße — glücklich praktiziert wurde. Unsere jetztige Aufmerksamkeit
muß allerdings darauf gerichtet sein, daß durch Interessenten-Wünsche nicht
einschneidende Veränderungen in dieser Wiederaufbauleistung vorgenommen werden.

Die Aufgabe: Seit etwa zehn Jahren ist ein neues Problem auf die Stadt, ihre Administration
und besonders auf die Bevölkerung zugekommen, deren einschneidende Auswirkungen
offensichtlich erst bei dem Projekt der Trabantenstadt Landwasser erkannt wurde.
Gemeint sind die Auswirkungen, die Satellitenstädte auf das Zusammenleben
einer Stadtgemeinde im menschlichen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereich
haben. Diese Probleme sind zwar seit einem Jahrhundert2) bekannt, jedoch hat man oftmals
den Eindruck, daß sich Planer und Architekten dieser Satellitenstädte erst zu spät mit ihnen
beschäftigen. Dies gilt auch für den Freiburger Raum. Derartige Projekte müssen unter
verantwortlicher Leitung durch einen hochqualifizierten und umfassend gebildeten Architekten
und der Mitarbeiter von Soziologen und Wirtschaftern verwirklicht werden. Ein anonymes
Teamwork wird nur klischeehaft wirken können.

Während früher der Städtebau sich in Jahrhunderten organisch entwickeln konnte, muß heute
eine Generation dieses komplexe Thema planen und durchführen. Die Gründung neuer
Stadtteile in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts, beispielsweise durch die Gartenstadtbewegung
oder den aus dem Werkbund kommenden 3. Barock, lassen sich mit den heutigen
Problemen und Bedürfnissen nicht mehr vergleichen, wenn auch gewisse Bedürfnisse des
Menschen sich nicht geändert haben.

So erschreckend die Entwicklung der neuen Satellitenstädte auch für den Bereich Freiburg
auf den ersten Anschein sein mag, so bieten sich doch vielfache Ansätze zu einer positiven
Entwicklung, die sich auf den Bestand und eine neue Funktion für die Altstadt glücklich
auswirken kann.

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