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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1969-01/0021
Der Freiburger Stadtkern

von Prof. Dr. Ing. N. van Taack

Die in der allgemeinen Vorbemerkung erwähnte Situation ließ den Eindruck entstehen, als
seien die gewiß strengen Auflagen, die der damalige Oberbaudirektor Professor Dr. Josef
Schlippe den Bürgern beim Wiederaufbau ihrer Stadt machte, ungerechtfertigt gewesen.
Es ist nicht auszudenken, wie häßlich und langweilig unsere Stadt heute aussehen würde,
wenn diese Auflagen nicht gemacht worden wären. Es wäre eine Stadt wie viele andere
ehemals wertvolle, die heute keinen Charakter mehr haben.

In weiser Voraussicht der wirtschaftlichen Dynamik, die sowohl durch Großbauten als auch
durch alle Grenzen sprengende Straßenbauten eine tödliche Gefahr für die Freiburger Altstadt
bedeutete, falls ihr nicht außerhalb der Grenzen dieser Altstadt Halt geboten würde,
wurde der Wiederaufbauplan entworfen und in nicht immer leichter Zusammenarbeit mit
den Bürgern unter Opfern durchgeführt. Diese Opfer haben sich gelohnt, und die Freiburger
Bürger können sich gegenseitig dankbar sein. Das alte Freiburg behielt und erhielt wieder
seinen besonderen, in der ganzen Welt berühmten Charakter. Ja, er wurde durch die Arkaden
, die in der Planung einen Sturm der Entrüstung hervorriefen, weil die Geschäfte angeblich
geschädigt würden, nach der Ausführung jedoch als hochwillkommene, wetterunabhängige
Promenade entlang den Schaufenstern begrüßt wurden, noch verbessert.

Nun haben sich die Verhältnisse in den letzten Jahren noch zugespitzt. Die anlaufende
Bevölkerungsexplosion bedeutet auch eine große Gefahr für unsere Stadt, weil sie ein
allzu rasches und unkontrollierbares Wachstum über die tragbare Grenze hinaus mit sich
bringen wird. Gott bewahre uns davor, 450 000 Einwohner zu beherbergen, wie es als erstrebenswert
bezeichnet wurde. Das Tempo dieses Wachstums muß begrenzt werden. Der
Zustrom kommt buchstäblich auf den Autostraßen. Daher ist der Bau von Autobahnen und
Schnellstraßen nicht zu forcieren, sondern mit größter Zurückhaltung vorzunehmen. Dies
umso mehr als der heute so beängstigende Anstieg der KFZ-Anzahl bald rückläufig werden
wird, da für kleine Entfernungen das öffentliche Verkehrsmittel und für Entfernungen über
50 km Hubschrauber und Flugzeug wirtschaftlicher sein werden (Anm.1). Der Autobahnzubringer
„Mitte" ist wegen seiner bösen Auswirkungen an den Dreisamufern bedauerlich
und die Anlage einer neuen „B31u und der ASS wegen der erheblichen Opfer in der
Unterwiehre und im Konrad-Guenther-Park und im schwer geschädigten Dreisamtal mehr
als bedenklich. Der in der Stadt ja schon begonnene vierspurige Ausbau der Schwarzwaldstraße
ist in der Lage, den Ost-West-Verkehr bei gleichem weiterführenden Ausbau aufzunehmen
. Eine Verbindung Schützenallee—Schwarzwaidstraße unmittelbar westlich der
Stadthalle wäre möglich aber kaum notwendig.

II

Eswfrd nun Zeitfürden neuen Teil des Stadtkerns einen Generalbebauungsplan
zu machen, da man nicht von Fall zu Fall ins Blaue bauen darf,
aber auch die Altstadt im Auge behalten muß! Im Hinblick auf diese Fragen wird man von
zwei extremen Konzeptionen abrücken müssen, die beide der wünschenswerten Entwicklung
nicht entsprechen. In beiden Konzeptionen spiegelt sich sehr drastisch das Generationenproblem
. Die eine — retrovertierte — sieht in Freiburg fast nur die geschichtsträchtige
Altstadt. Sie will die Zeugen der Vergangenheit dokumentarisch erhalten. Das birgt die

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