Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 2651
Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild [Hrsg.]
Freiburger Stadtbild (1971): Vorschläge - Berichte - Dokumente
1971
Seite: 11
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1971-02/0011
Porstdirektor Dr. Rolf Zundel

Kritische Betrachtungen zur Grünkonzeption im
Entwurf des Freiburger Flächennutzungsplans 1970

Nach dem Vorwort des zuständigen Dezernenten, Bürgermeister Zens, zum neuen Flächennutzungsplan
stand „im Vordergrund aller Untersuchungen und Überlegungen ... die Sicherung
eines geordneten baulichen Wachstums unter besonderer Wahrung der Grünräume und
Erholungsflächen".

Bei aller Anerkennung des guten Willens der Stadtplaner und der wirtschaftlichen, verkehrsmäßigen
und siedlungstechnischen Notwendigkeiten müssen jedoch bei Abwägung der Gesamtinteressen
der ganzen Bevölkerung erhebliche Zweifel auftauchen, ob die Entwicklung
der Wald- und Grünflächen im Plan richtig dargestellt und daraus für die Zukunft die nötigen
Konsequenzen gezogen worden sind.

Der Mooswald — Reservegelände und Erholungszone?

Diese typische Überschrift in der Badischen Zeitung vom 24.6.1971 — formuliert im Anschluß
an eine Bereisung des Mooswaldes durch den Gemeinderat — spiegelt die ganze Unlogik
vieler Planungen wieder. Wenn man ein gutes Pferd möglichst lange reiten will, kann man
es doch nicht gleichzeitig dem Schlachter verkaufen! Man muß endlich davon abkommen,
den Mooswald im stadtnahen Bereich als Reservegelände anzusehen, als ob seine Erholungsfunktion
später weniger wichtig wäre als heute. Das Gegenteil ist der Fall! In der
ersten programmatischen Schrift der Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild vom Jahre
1969 habe ich unter dem Titel „Bleibt Freiburg die Stadt des Waldes? — Sorgen um die
Walderhaltung" die gesundheitliche, klimatische und wasserwirtschaftliche Bedeutung des
Mooswaldes ausführlich dargestellt. Erfreulicherweise ist von der Stadtplanung inzwischen
der Gedanke eines rund 160 ha großen Industriegebietes im Nordwestteil dieses Waldes jenseits
der Westrandstraße aufgegeben worden, das gemeinsame Industriegebiet Freiburg-
Hochdorf, welches damals von uns vorrangig gefordert wurde, weil es aus der Sicht der
Landespflege geringere Opfer abverlangt, kommt einer Verwirklichung näher. Unbefriedigend
ist allerdings noch in diesem Bereich, daß der neue Flächennutzungsplan für Landwasser-
Nord nunmehr über 60 ha Waldfläche vorsieht, während ursprünglich nur rund 40 ha geplant
waren. Die Notwendigkeit dieser Ausweitung sollte sehr ernst geprüft werden.

Doch besonders große Gefahr droht nun dem Mooswald an einer besonders empfindlichen
Stelle im Südwesten der Stadt, wo man ihn schon vorläufig unter Landschaftsschutz gestellt
hatte und auch gesichert glaubte. Es handelt sich um über 40 ha des sogenannten Gutleut-
waldes zwischen Opfinger und Tiengener Straße. Genau dort stößt der Wald als breiter Keil
vom Westen/Südwesten her zur Stadt vor und wird in wenigen Jahrzehnten von drei Seiten
her mit Sicherheit bebaut seinl (nämlich nördlich im jetzigen Rieselfeld, östlich und südlich
von St. Georgen her). Dagegen steht in den farblich und textlich wunderbar dargestellten
„Leitideen" folgendes:

.....zwischen die vom Stadtzentrum ausgehenden, in die Region hinausgreifenden

Stadtteilketten stoßen gegenläufig aus der freien Landschaft Grünkeile bis an den
Stadtkern heran ... im westlichen, ebenen Stadtgebiet sind die Dreisamlandschaft
sowie der südliche und nördliche Mooswald die natürlichen Vorgaben".

Praktisch läuft die Planung indessen auf das Gegenteil hinaus, wenn man im Südwesten
den breitesten und wichtigsten Grünteil abkappt, nur um schnell mit stadteigenem Boden
billiges Gewerbegelände anbieten zu können! Man hat natürlich einige Argumente zur Hand:
so z. B., daß die künftige Westrandstraße diesen Wald sowieso vom übrigen westlichen Mooswaldkomplex
abtrenne und deshalb schlecht begehbar mache. Es wird dabei übersehen, daß
die Erholungssuchenden den breiten Waldkeil später ja hauptsächlich von der Stadt her (und
von der nördlich gelegenen Rieselfeldsiedlung aus) aufsuchen würden. Auch frage ich mich,
ob diese Westrandstraße, welche ursprünglich — siehe amtlicher Stadtplan von 1969 — den
Gutleutwald nur leicht anschneiden sollte, nicht absichtlich um rund 500 Meter nach Westen
in den Wald hinausgeschoben werden soll, um dann mit dem o. g. Argument noch eine weit
größere Waldfläche „umfunktionieren" zu können (aber freilich wird man auch „Gründe der
Verkehrserschließung" für diese neue Trassenwahl entdeckt und parat haben). Schließlich
wird zur Verschleierung der Waldopfer im Flächennutzungsplan unter der Rubrik „Flächenbilanz
" die Statistik bemüht, und man kommt zu dem Schluß:

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