Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 2651
Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild [Hrsg.]
Freiburger Stadtbild (1974): Aufsätze - Vorschläge - Berichte
1974
Seite: 9
(PDF, 13 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1974-03/0009
5. 1895—1900 Umbruch und Wende. Französischer, konstruktivistischer Einfluß. Handwerkliche
Gestaltung, beginnende Jugendbewegung.

(Alte Uni-Bücherei-Magazinbau 1894, Rathaus 1898, Gewerbeschule I und
Turenne-Gymnasium.)

6. 1900—1914 Jugendstil. Neues Lebensgefühl, Umwertung aller Werte, Gegenwartsarchitektur
.

(Billings Uni-Bau, Villa Mozartstraße, Kindergarten Hansjakobstraße u. a.)

7. 1914—1945 Neudeutsches Barock. Einfluß von Ostendorf, Schmitthenner, Schlippe. Wieder

rückwärts gewandt (Untere Wiehre, Herdern, Zähringen, Mösle-Siedlung)

8. 1945—heute „Moderne" Materieller Rationalismus und zugleich intellektuelle „Romantik".

(Rotteckschule, Haus der Jugend, Bergäckerfriedhof, Karlsklotz.)

V.

Die künstlerischen Kriterien

Welches sind nun die Indizien für den gehobenen künstlerischen Wert eines Bauwerks?
Diese Indizien sind a priori unabhängig vom Zeitstil eines Gebäudes, sondern sie betreffen
ausschließlich die künstlerische, harmonische und in sich geschlossene Gestalt des Bauwerks
in seiner Umgebung und die diese Gestalt hervorhebenden und bereichernden Einzelheiten
.

Die Tatbestände hierzu seien nun im Einzelnen erläutert.

1. Weitere Umgebung.

Darunter ist nicht nur die charakteristische Form der umgebenden, weiträumigen oder
engen Landschaft zu verstehen (Dreisamtal, Günterstal), sondern auch das allgemeine
und für Freiburg spezifische Klima mit starken Temperaturschwankungen, heftigen Windböen
und damit verbundenen sehr ergiebigen Regengüssen.

Gutes Beispiel der Billingsche Uni-Bau mit abgerundeten Kanten. Arkaden in der Kaiser-
Joseph-Straße.

Schlechtes Beispiel: Festhalle in jeder Hinsicht, Unisport-Stadion (Flachdach), Karlsklotz.

2. Engere Umgebung:

Baumbestand und Straßenraumform, die einen in sich geschlossenen Raum darstellen
kann (Konviktstraße, Herrenstraße, Kaiser-Joseph-Straße, Bertoldstraße, Türkenlouisstraße
) oder eine auf einen Zielpunkt ausgerichtete Allee. (Habsburgerstraße, südl.
Kaiser-Joseph-Straße, Münstergasse). Mitunter konnte eine solche Straße nachträglich
ihren Zielpunkt erhalten. (Dies wurde z. B. für den Friedrichsring mit dem flachen AOK-
Gebäude an Stelle eines Hochhauses versäumt.)

Hierher gehört auch die dem Straßenraum angemessene Gebäudehöhe (Konviktstraße,
Kaiser-Joseph-Straße, Kartoffel markt).

Schließlich können Einzelheiten wie Hauptgesimsvorsprung, Erker und Figurenschmuck
sich aus dem Straßenraum herleiten, ebenso wie starkes Relief aus dem Blickwinkel oder
Lichtrichtung.

3. Der Baukörper:

Kann von der Straßenführung abgeleitet werden (Chilehaus in Hamburg) oder er steht
frei.

Im letzteren Falle ist das harmonische, ruhige Verhältnis von Breite, Tiefe und Höhe ausschlaggebend
, wozu noch das abgewogene Verhältnis zum Dachprisma kommt.
Gute Beispiele in Freiburg sind Gasthaus „Zum Schiff", „Schützen".
Schlechte Beispiele: Untersuchungsgefängnis (zu schmal), der Bahnhof (zu niedrig) und
viele andere.

Bei komplizierten Baukörpern ist der klare und einfache Zusammenstoß der verschiedenen
Teile wichtig.

4. Gestaltungsprinzip:

a) Von außen nach innen.

Vorherrschend in den oben erwähnten Zeiträumen von 1800—1895 und von 1919—1945.
Einfache, im Allgemeinen glatte Baukörper

Gliederung durch Fensteraxen und die Verhältnisse von Fenstern und Mauerflächen.
Im Äußeren oft langweilig oder gewollt verziert.

Gut nur, wenn die Maße mit den Körpermaßen des Menschen verwandt sind und die
Verhältnisse sorgfältig abgestimmt (1800—1848 sehr häufig, später immer seltener),
nach 1918 wieder mehr.

Besonders ansprechende Bauten sollten auf die angewandte Geometrie der Kreisteilung
untersucht werden. In diesen Fällen sollen Maßaufnahmen der Ansichten
gemacht werden (Erbprinzenstraße, südl. Kaiser-Joseph-Straße, Werderstraße, Dreisamufer
, Herdern).

Ein positives Ergebnis führt zum Denkmalschutz!

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