Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 2651
Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild [Hrsg.]
Freiburger Stadtbild (1974): Aufsätze - Vorschläge - Berichte
1974
Seite: 10
(PDF, 13 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1974-03/0010
b) Von innen nach außen.

Vorherrschend von 1895—1914 (abgesehen vom Mittelalter). Der Baukörper zeigt Ausbuchtungen
und Vertiefungen, die Ansichten zeigen eine Verteilung von Fenster und
Fenstergrößen, die den dahinter liegenden Räumen entsprechen.
Dieses aus dem Mittelalter stammende Prinzip wurde kurz vor der Jahrhundertwende
und vom Jugendstil wieder aufgenommen.

Während es jedoch im Mittelalter einer allgemeinen Lebenshaltung entsprach, ist es
in der Neuzeit ein Ausdruck betonter Individualität im Gegensatz zur Konvention.
Die Baukörper verlassen das einfache Rechteck und werden im Grundriß vielgestaltig.
Dadurch ergeben sich auch z. T. komplizierte Dachlösungen (die schlechte Erfahrung
damit in regenreichen Gegenden führte später zur Abkehr dieser Bauformen). Die
Meisterung dieses — sehr lebendigen — Prinzips in der Gegenwart ist äußerst
schwierig, und wohlgelungene Bauten dieser Art selten und daher erhaltenswürdig
(Bauten von Billing und z. T. von Mallebrein).

c) Das Material als Gestaltungsgrundlage ab 1895.
Einfluß des Werkbundes.

Keine Verkleidungen.

Gute Beispiele: Uni-Bibliothek Magazinbau. Altes Rathaus, Porticus von Meißner. Die
großen Kirchen (Johannes und im Stühlinger). Die neue — moderne — Lutherkirche
(Schmechel). Klinikkirche (Prof. Linde und Arch. Fuchs). Kollegiengebäude II (O. E.
Schweizer).

d) Die Konstruktion als Gestaltungsgrundlage.
Einfluß des Bauhauses.

Sehr gutes Beispiel Kurhaus Bad Krozingen (Linde)

Gutes Beispiel, wenn auch teilweise verkleidet, Kollegiengebäude II.

Schlechtes Beispiel, weil gesucht: Bergäckerfriedhof, Karlsklotz und Lindwurmbrücke

zum Stadtgarten.

5. Einzelheiten.

Es handelt sich um:

a) Traufgesimse. Höhe und Vorsprung harmonisch zum Bau. Schnelle und einfache
Wasserableitung vom Bau. Lebendiges Profil.

b) Orthgänge. Gute Wasserableitung von der Giebelwand. Zierliche Proportionierung.

c) Fenster und Türeinfassungen. In Stein oder Holz immer sauberer Anschluß an die
benachbarte Putzfläche. Wasserabfluß der Sohlbänke durch Hochführen der Enden
und großzügige Tropfnase. Bei Kalksteingewänden nicht notwendig.

d) Fenster und Türen. Material und handwerkliche Ausführung müssen den direkten
Wetteranfall berücksichtigen.

e) Fensterläden. Hier gilt das Gleiche.

f) Balkons und Verdachungen über den Haustüren möglichst mit kleinem Abstand von
der Hauswand (4 cm), vermeidet Wasserflecken.

g) Geländer und Balustraden. Auf schnellen Wasserabfluß achten, möglichst seitlich
befestigen.

Gleichgültig ob handwerklich hergestellt oder individuell-mechanisch, müssen die Einzelheiten
erstklassiges Material und sorgfältige Ausführung zeigen, um erhaltenswürdig zu sein.
Allenfalls entsprechend neu herstellen!

Alle Einzelheiten müssen dem regenreichen Klima angemessen sein.

VI.

Schluß.

Ein Haus ist ein Gegenstand, der von allen freien Seiten angesehen werden kann. Alle diese
Seiten sind für den Betrachter Vorderseiten. Hinterseiten gibt es nicht. Wo diese Grundregel
mißachtet wird, ist die Qualität des Bauwerks gering.

Jedes Bauwerk, das ja dauernd dem Wetter ausgesetzt ist, muß regelmäßig gepflegt werden,
sonst macht u. U. ein meisterhafter Bau einen abstoßenden Eindruck. Hierauf muß geachtet
werden.

Schließlich sei auch darauf hingewiesen, daß mittelmäßige Bauwerke durch Überarbeitung
an Wert und Schönheit gewinnen können. Auch von dieser Möglichkeit sollte Gebrauch
gemacht werden, wenn unbefriedigende Bauten aus wirtschaftlichen Gründen erhalten
werden müssen.

Einem Meisterwerk kann man entweder etwas fortnehmen noch hinzufügen, ohne seinen
Wert zu zerstören!

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