Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 2651
Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild [Hrsg.]
Freiburger Stadtbild (1974): Aufsätze - Vorschläge - Berichte
1974
Seite: 25
(PDF, 13 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1974-03/0025
Dr. Heinfried Wischermann:

Der Freiburger Schloßberg
nach alten Ansichten und Plänen

Für den 4. Mai 1973 hatte die „ARGE Stadtbild" zu einer Begehung des Freiburger Schloßberges
geladen - mit dem Ziel, die Möglichkeit einer Freilegung der Überreste der Befestigungen
aus der Zeit der Franzosenherrschaft zu diskutieren. Bei dem Rundgang wurde
klar, daß Form, das Ausmaß der unter Ludwig XIV. errichteten Festung noch immer deutlich
erkennbar sind, daß allerdings gründlicher Aufschluß über die letzte Bebauung des Bergrückens
nur mit Hilfe der zahlreich vorhandenen Stadt- und Festungspläne und der Luftfotografie
zu gewinnen sein würde.

Nachdem ursprünglich nur an eine katalogartige Erfassung der gedruckten und ungedruckten
Festungspläne aus der Zeit der Franzosen gedacht war, von denen besonders H. Kopf 1)
schon einige abgebildet hat, entschloß sich der Verfasser, auch die Unterlagen über die
älteren Bebauungen heranzuziehen, um so eine möglichst lückenlose Dokumentation der Veränderungen
zusammenzustellen. An dieser Stelle soll ein Vorbericht gegeben werden, in dem
lediglich auf die z. T. erstaunlichen Hypothesen zu Alter und Aussehen der ältesten Burg
etwas näher eingegangen werden kann. Für Hinweise auf bisher unbekanntes Quellen- und
Planmaterial ist der Verfasser dankbar.

Vorläufig lassen sich Text- und Bildquellen in 5 Gruppen zusammenfassen:
I)

Über das Aussehen des Berges vor dem und im ersten Jahrtausend ist nichts bekannt. Der
„Wartthurm" der Römer, den H. Schreiber wegen „zahlreicher Bruchstücke roher antiker
Mosaik" vermutete 2), dürfte nur in der Vorstellung des begeisterten Lokalschriftstellers gestanden
haben, der das Alter Freiburgs dem würdigen Alter Basels und Straßburgs annähern
wollte. F. Geiges hat wohl bemerkt, daß man Mosaikreste nur schwer mit einem
Wachtturm würde verbinden können, und hat daher den Turm noch mit einem Kranz von
Villen umgeben 3). Höchst bemerkenswert ist, daß die Legende von einer „bedeutenden
römischen Villa" auf der Ludwigshöhe erst vor wenigen Jahren Auferstehung feierte 4). An
der Erzählung von einem Jagdhaus, das zu bauen ein Graf von Kyburg seinem Schwager,
dem Herzog von Zähringen, erlaubt habe, mag immerhin ein wahrer Kern sein 5). Doch läßt
sich nicht sagen, wo diese Hütte gestanden haben soll.

II)

Die Datierung des ersten Burgenbaus auf dem Schloßberg ist ebenso unsicher, wie das
Datum der Stadtgründung (1091 /1112/1118/1120). Von der Annahme ausgehend, daß die
Burg älter sein müsse als die Stadt, hat die ältere Forschung das Datum 1091 auf die „Burg"
bezogen, obwohl in den drei bekannten Quellen, die das Jahr 1091 nennen, nicht von „bur-
gus" oder „Castrum" die Rede ist. In den Marbacher Annalen (um 1235) steht zum Jahr 1092:
„Hic (Bertholdus) preterito anno in proprio allodio Brisaugie Friburch civitatem iniciavit"; in
der Randglosse des Codex aus Einsiedeln (14. Jh.): „anno d.1091. Bert(oldus) de Zeringen,
dux Sw(ewiae), initiavit civitatem (Vri) bärk in Brisgue(we)" und in der Chronik des Jakob
Twingervon Königshofen (Ende 14. Jh.) „doving herBehtold diestatzuo Friburg ane zu buwen-
de uf syme eygen, daz vor ein dorf was". Gebraucht wird zweimal das Wort „civitas"-und um die
Deutung dieses Ausdrucks hat sich die Diskussion der letzten Jahre bewegt. Überzeugt, daß
civitas nach 1200 eindeutig „Stadt" bedeutet, haben W. Schlesinger und nach ihm B. Schwine-
körper 7) die Hypothese vertreten, der Passus der Marbacher Annalen gehöre nicht zum
Jahre 1091, sei an falscher Stelle eingesetzt, während W. Stülpnagel 8) neuerdings die Meinung
vertreten hat, civitas meine eine „Großanlage, die einen stärker befestigten Kern mit
einer umwallten Fluchtburg oder nur leicht eingehegten weiteren Siedlung verband" - und
damit die Burg auf dem Schloßberg für das 11. Jahrhundert rettet. Neben die Bedeutungen
civitas = Stadt, civitas = Fluchtburg + Siedlung ist allerdings, worauf schon K. Bosl 9)
hingewiesen hat, in innerdeutschen Quellen des 9. und 10. Jahrhunderts die Bedeutung
civitas = „Wehrbau (Burg im engeren Sinn)" bekannt. Nur wenn W. Stülpnagels Deutung

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