Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 2651
Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild [Hrsg.]
Freiburger Stadtbild (1974): Aufsätze - Vorschläge - Berichte
1974
Seite: 29
(PDF, 13 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1974-03/0029
Privatdozent Dr. R. Zundel:

Gedanken zur Gestaltung des Freiburger Schloßbergs

Keine der vielen umgebenden Waldkuppen reicht so unmittelbar - praktisch bis vor die
Pforten des Münsters — in die Schwarzwaldhauptstadt hinein wie der Schloßberg. Wegen
dieser Lage und seiner historischen Bedeutung haben sich die Freiburger Bürger und die
Stadtverwaltung in letzter Zeit mit Recht wieder bemüht, den Berg besser für die Erholung
zu „aktivieren". Zu diesem Zweck hat auch die Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild am
20.1.1973 interessierte städtische und staatliche Stellen zu einer Begehung eingeladen.
Dabei war man sich einig, daß zur Schaffung interessanter Wanderziele und Förderung des
allgemeinen Geschichtsbewußtseines eine Herausarbeitung und Sichtbarmachung der früheren
Schloß- und Befestigungsanlagen wünschenswert sind. Es ist nicht meine Aufgabe,
näher auf die kunsthistorischen Planungen einzugehen (wenngleich ich als Laie auf diesem
Gebiet meine Ansicht nicht unterdrücken möchte, daß der Bismarckturm — zumal bei einer
etwaigen späteren Freistellung der oberen Burganlagen — nicht mehr ganz ins „Profil"
des Berges paßt). Im Detail des landschaftsgestalterischen Vorgehens bestanden indessen
einige unterschiedliche Meinungen, weshalb zur öffentlichen Diskussion der diesbezüglichen
Maßnahmen einige Überlegungen beigesteuert werden sollen.

Rückblickend kann man als aufmerksamer Schloßbergwanderer beobachten, daß schon
lange vor dem letzten Krieg — trotz des damals relativ geringen Bedarfs — vielfältige Maßnahmen
zur Erschließung dieses Gebietes getätigt wurden wie Anlage von Fußwegen, Bänken
, Aussichtsplatten und Sichtschneisen (die fast alle wieder zugewachsen sind) bis hin
zu kleinem Mauerwerk und landschaftsangepaßten Pflanzungen (z. B. von Eiben im oberen
Burgbereich). Das waren weniger spektakuläre Dinge als die etwa 20 Jahre nach, dem letzten
Krieg einsetzenden „Aufmöbelungsversuche", insgesamt aber doch recht wirksam. Nun
soll damit die Erweiterung des — durch Straßenbau sowieso kleiner gewordenen — Stadtgartens
in den Berg hinein und die Freistellung des „Unterschloßes" nicht allgemein negativ
beurteilt werden; doch ist man dabei nicht manchmal zu weit gegangen und will man so
fortfahren?

Die Öffnung des Stadtgartens über eine Brücke hinauf zum Cafe Dattier halte ich für eine
gute und gestalterisch gelungene Sache. Der Aushieb der meisten Bäume unter Schonung
der dekorativen Lärchen — Überhälter und die Einsaat von Rasen waren nötig, um dem
Stadtgartenbesucher den Berg „einladender" zu machen. Zu diesem Übergang passen auch
die eingebrachten Blumenbeete und Ziergehölze. Ob die weiter oben, z. B. am freigelegten
Unterschloß, geschaffenen Rosenbeete sinnvoll sind, möchte ich: aber bezweifeln. Doch freilich
: De gustibus non est disputandum (oder umgekehrt auf gut Süddeutsch: „Über d'
Gschmäcker läßt sich streite!"). Und so wird man auch nach ästhetischen Gesichtspunkten
ewig darüber diskutieren können, ob die am ganzen Unterhang zusätzlich erfolgte Umwandlung
des früheren Waldes in einen Park mit einzelnen Bäumen, etwas Ziergehölzern und
viel Rasen „schön" ist. Ich persönlich halte dies (etwas vereinfacht ausdrückbar als 3-R-Ver-
fahren: Rotbuchen — Rosen — Rasen) für langweilig und steril! Man mag mir einseitiges
Denken eines Forstmannes vorhalten, doch auch viele Waldbesucher haben bei unseren
Befragungen immer wieder gefordert, man solle dem Wald „seine Natürlichkeit belassen"
und keinen Park aus ihm machen. Streiten wir nicht weiter über diesen Punkt, es gibt glück-
licherwe'se keinen Einheitstyp Mensch, und deshalb sind auch seine Freizeitansprüche verschieden
. Vielleicht gingen tatsächlich einige Leute mehr in den Wald hinaus, wenn er parkähnlicher
wäre?!

Was aber — abgesehen von der richtigen Verwendung der Steuergelder — wohl außerhalb
jeder Diskussion steht: Bei jeder Art von Erholung sollte eine gesundheitsfördernde Wirkung
erzielt werden! Das ist aber bei einer praktischen Gestaltung entlang einer Hauptverkehrsstraße
nicht mehr der Fall: Straßenstaub, Abgase, Blei und Lärm können hier jetzt ungehindert
eindringen. Daß man in diesem umweltbelasteten Erholungsbereich noch zusätzliche
Anziehungspunkte wie Minigolf- und Kinderspielplätze eingebaut hat, ist in meinen
Augen eine Fehlplanung (abgesehen von den am dortigen Steilhang extrem hohen Kosten,
dieses Geld wäre besser in Spielplätze oder Grünnanlagen im Freiburger Westen investiert
worden!). Hinzu kommt eine mit der Beseitigung des Waldes sicherlich erhöhte Erosionsgefahr
, und es würde mich nicht wundern, wenn am Schwabentor der Berg eines Tages auf
den Steg oder die Straße hinabrutscht. Dabei wird die Pflege dieses parkartigen Zustandes
an den dortigen Steilhängen ein Vielfaches gegenüber dem früheren Aufwand erfordern.

Wenn nun bei der kürzlichen Begehung von städtischer Seite davon gesprochen wurde,
man wolle die Partie zwischen Greiffenegg und Kanonenplatz ebenso „bereinigen" wie un-

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