Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 2651
Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild [Hrsg.]
Freiburger Stadtbild (1974): Aufsätze - Vorschläge - Berichte
1974
Seite: 34
(PDF, 13 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1974-03/0034
Einasphaltieren

In den vergangenen Jahren wurden in Freiburg in vermehrtem Umfange Gehwege zuasphaltiert
. Die Baumscheiben der Straßenbäume wurden dabei zum größten Teil so stark verkleinert
, daß sie meist nur eine Größe von 0,5 bis maximal 2 m2 aufweisen. Nach Professor
Rüge sollte die fretie Fläche um jeden Baum herum jedoch mindestens auf 4 bis 6 m2 von
Asphalt und Beton freigehalten werden. Man braucht sich also nicht wundern, wenn die
Streusalzschäden durch Feuchtigkeitsmangel — die Grundwasserströme sind ja in der Stadt
in der Regel unterbrochen — oder durch Sauerstoffmangel noch weiter gefördert werden.

In Einzelfällen war auch zu beobachten (Merzhauser Straße!), daß Bäume bis zum Kragen
einasphaltiert wurden, um alle Unebenheiten auszugleichen. Gegen einen solchen technischen
Perfektionismus kann sich ein Lebenwesen wie ein Baum auf die Dauer nicht durchsetzen
.

Kabelgräben

Auch die Anlage von Kabelgräben und die damit verbundene Kappung von Wurzeln führt
zu Schädigungen der Straßenbäume. In der Hindenburgstraße konnte 1971 z. B. festgestellt
werden, daß hier ein Graben in der trockensten Jahreszeit in einem Abstand von 1 m an der
herrlichen Lindenalle entlanggeführt wurde, obwohl in der Dreisamböschung ausreichend
Platz dafür gewesen wäre. Woher sollen diese Bäume nun ihr Wasser beziehen, wenn die
Wurzeln auf der Seite entfernt wurden, die bisher für Wasser- und Sauerstoffzufuhr sorgten
?

Andere Schadfaktoren

Die anderen Schadfaktoren — z. B. die Einwirkung der Industrie und KFZ-Abgase, die
Überhitzung des Laubwerks durch Wärmerückstau von Straßendecken oder die mechanische
Beschädigung der Stämme und Kronen — sind sicher gegenüber den zuvorgenannten
Faktoren von untergeordneter Bedeutung, obwohl sie gewiß mit dazu beitragen, die Resistenz
und Wuchsfreude der Bäume herabzusetzen oder sogar den einen oder anderen Baum
zum Absterben zu bringen. Auffällig ist die Verminderung der Wüchsigkeit z. B. bei den
Robinien an der Basler Landstraße und an der Bertoldstraße.

Lassen sich die Bäume noch retten?

Wie sich aus der Zusammenstellung der Kartierungsergebnisse ergibt, müssen heute bereits
ca. 10% der Freiburger Straßenbäume abgeschrieben v/erden. Weitere 10% sind stark
gefährdet und könnten langfristig nur gerettet werden, wenn folgende Maßnahmen von der
Stadt unverzüglich eingeleitet werden:

1. Aus der Freiburger Polizeiverordnung über das Reinigen, Schneeräumen und Streuen
der Gehwege in der Fassung vom 1. 2. 67 muß das Wort „Auftausalz" gestrichen werden
. Lediglich Sand, Splitt und Asche dürfen noch erlaubt sein. Aus dem Baumsteroen
in anderen Städten haben Wiesbaden und Benin bereits für den Winter 1972/73 die
Konsequenzen gezogen und das Streusalz verboten.

2. Im Rahmen des Winterdienstes sollte man sich unbedingt die Erfahrungen anderer
Städte zu eigen machen und die sogenannte „Gemischtstreuung" einführen. Mancher
Einsatz könnte auch bei der Beachtung von kurzfristigen Wetterprognosen unterbleiben.

Sollte die Streusalzausbringung in den nächsten Jahren von seiten der Stadt nicht unter
Kontrolle gebracht werden, so ist nach Dr. Blum damit zu rechnen, daß der gesamte
Bestand an Straßenbäumen in den nächsten 6 bis 8 Jahren abgestorben sein wird.

Wer zwar bereit ist, Geld für die Befestigung von Parkplätzen auszugeben, nicht aber auch
für strapazierfähigen Rasen und schattige Baumgruppen, bleibt auf halbem Weg stehen.

Bundespräsident Dr. Gustav Heinemann am 27. 4. 1973

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