Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 2651
Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild [Hrsg.]
Freiburger Stadtbild (1974): Aufsätze - Vorschläge - Berichte
1974
Seite: 38
(PDF, 13 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1974-03/0038
Dr. O. Harlfinger:

Die Besonderheiten des Freiburger Klimas,
mit spezieller Berücksichtigung des Flugplatzes

Das Klima von Freiburg wird einerseits durch die Rheinebene, andererseits durch den angrenzenden
Westabfall des Schwarzwaldes bestimmt. Beide Klimabereiche treffen in der
Freiburger Bucht zusammen, wobei infolge der besonderen orographischen Verhältnisse
keine gerade Abgrenzung zwischen den Klimabereichen innerhalb der Stadt gezogen werden
kann. Denn je nach Dauer und Stärke der thermischen Windsysteme, die für die Klimadifferenzierung
hauptverantwortlich sind, beeinflussen sie verschiedene Stadtteile mehr oder
weniger, während in anderen Stadtteilen die Ausgleichsströmungen fast völlig fehlen. Daher
können bestimmte Stadtteile eher dem Klima der Vorbergzone, andere eher dem des Rheintalklimas
zugeordnet werden. Von den beiden Windströmungen des thermischen Windes tritt
der Bergwind, d. h. nächtliche Luftzufuhr von den höheren Lagen des Schwarzwaldes, auffälliger
in Erscheinung als der Talaufwind. Der Bergwind, der aus den Tälern in das Stadtgebiet
von Freiburg strömt, sorgt dementsprechend für Frischluftzufuhr und hat daher eine
wichtige bioklimatische Funktion. Während aber die kleineren Talzüge, wie Bohrertal, Hexental
und Immental nur schwach ausgeprägte Bergwinde aufweisen, besitzt das Dreisamtal, mit
dem Zartener Becken im Hintergrund, einen markanten Bergwind, der unter dem Namen
„Höllentäler" in die Literatur (1, 2, 3, 4) eingegangen ist. Das Besondere an diesem Wind
ist, daß er durch die Verengung am Ausgang des Dreisamtales eine Beschleunigung erfährt,
die die bekannt hohen Windgeschwindigkeiten bis zu 10 m/sec in Bodennähe hervorruft.

In 300 bis 400 m über Grund wurden sogar Windgeschwindigkeiten von über 20 m/sec festgestellt
. Diesem Pressungseffekt verdanken wir es auch, daß die Wirkung des „Höllentälers"
nicht nur auf den Talausgang beschränkt bleibt, sondern sich bis weit in den Westen der
Stadt — zeitweise bis zur Autobahn — erstreckt. Bei voll ausgebildetem „Höllentäler" tritt
am Hirzbergsattel eine Art „Überlaufen" ein, so daß ein Seitenast des „Höllentälers" auch
kurzzeitig das Immental und Teile von Herdern mitbeeinflußt.

Die Abbildung zeigt den Gesamteinfluß des Bergwindes und deren mittlere Windgeschwindigkeit
(5). Dabei heben sich die Stadtteile Wiehre, Haslach, Stühlinger und die Altstadt
deutlich von Landwasser und Zähringen, einschließlich dem Industriegebiet Nord und dem
Flugplatz, ab. In diesem Bereich fehlt nahezu der Bergwindeinfluß, so daß wir hier von einem
Rheintalklima sprechen können.

Die regionalen Klimaunterschiede zeigen sich auch in den Temperatur- und Feuchteverhältnissen
, wie aus einem Gutachten der Universität Freiburg (6) hervorgeht. Die im Einflußbereich
des „Höllentälers" liegenden Stadtteile sind im Sommer in den Nachtstunden
kühler und im Herbst und Winter trockener. Die Nebelhäufigkeit beträgt in der Oberwiehre
ca. 30 Tage im Jahr, am Flugplatz dagegen schon das Doppelte. Die Sonnenscheindauer
verhält sich invers dazu.

Aus dieser kurzen Zusammenstellung über die Eigenheiten des Freiburger Klimas geht
hervor daß das Flugplatzgelände in einer bioklimatisch ungünstigen Zone liegt. Sie zeichnet
sich durch Nebelreichtum und häufige Windstillen aus. Während die Stadtteile im Dreisamtal
weniger als 1 % Windstillen aufweisen, beträgt die Calmenhäufigkeit beim Flugplatz im
Jahresmittel 3,8% und im nördlichen Industriegebiet 6%. Das Maximum der Calmenhäufigkeit
liegt in den frühen Morgenstunden mit ca. 30 %. Größere Calmenhäufigkeiten treten
nur noch in der Mitte des Rheintales auf. Bemerkenswert bei der Betrachtung der Calmenhäufigkeit
ist, daß der Flughafen noch etwas besser abschneidet als das Industriegebiet.
Die Ursachen sind einmal darin zu sehen, daß der „Höllentäler" gelegentlich noch das
Flugplatzgelände streift und zum anderen, daß die deutlich kühlere Fläche des Flugplatzes
gegenüber den wärmeren Baugebieten der Nachbarschaft einen Flurwind hervorrufen kann,
der zwar nur schwach sein kann, aber doch einen gewissen Luftaustausch bewirkt. Daß der
Flugplatz außerdem eine Filterfunktion gegenüber Schadstoffen der Luft besitzt, bewies eine
Untersuchung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (7). So konnte festgestellt werden,
daß die SCb-Konzentration bei Hochdrucklagen im Bereich des Flugplatzes weitaus geringer
ist als in Betzenhausen oder im Industriegebiet selbst.

Alle erwähnten Kriterien zeigen, daß das Flugplatzgelände gegenüber den südlicheren
Stadtteilen klimatisch klar benachteiligt ist, daß aber die freie Fläche des Flugplatzes klima-
regulierend wirkt. Durch eine Verbauung des Flugplatzes würden die noch vorhandenen

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