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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1992-09/0141
Lehrende und Lernende in den Bursen der Renaissance wie Freunde zusammen. Die hier
gewachsene Lehrer-Schüler-Beziehung hielt ein Leben lang.

Kehren wir zum Lebensweg des Heinrich Glarean zurück. Im Jahre 1515 reist Glarean vorübergehend
nach Pavia, wo er auf Einladung des Herzogs von Mailand eine kurze Zeit unterrichtet
. 1517 folgt er einer Einladung des französischen Königs Franz I. nach Paris. 1522
nimmt er seine Basler Lehrtätigkeit wieder auf. 1524 wird er zum Dekan der Artistenfakultät
gewählt.

Inzwischen aber nehmen die Reformationsunruhen in Basel in einem solchen Maße zu,
daß Glarean sich 1527 gezwungen sieht, Basel zu verlassen und sich nach Freiburg im
Breisgau zu begeben. Hier erhält er im selben Jahre eine Professur für »Poetik« an der
Universität. In Freiburg blieb er von nun an bis zu seinem Tode im Jahre 1563. Glarean
starb in der Nacht vom 27. auf den 28. März im Alter von fast 75 Jahren. Er wurde in der
Kirche der Predigermönche - im Dominikanerkloster - beigesetzt. Sein Grabmal gelangte
später ins Münster.

An der Freiburger Universität zählte Glarean zu den beliebtesten Lehrern jener Zeit. Seine
Vorlesungen wurden von so vielen Hörern besucht, daß er oftmals in die Aula ausweichen
mußte. Überfüllte Hörsäle galten damals noch nicht als Indiz für eine verfehlte Hochschulpolitik
, sondern als Ausdruck für attraktiven Unterricht und für studentische Begeisterungsfähigkeit
. In seinen Horaz-Vorlesungen pflegte Glarean die antiken Oden auf selbsterfundene
Melodien singend vorzutragen. Sein Lehrangebot beschränkte sich freilich nicht
allein auf die Vermittlung griechischer und lateinischer Dichtung, sondern es erstreckte
sich auf eine Reihe weiterer Wissensgebiete wie hebräische Sprache, Astronomie, Geographie
, Arithmetik, Historie sowie die Theorie der Ars Musica. Von den insgesamt 33 von
Glarean verfaßten wissenschaftlichen Büchern entstanden 22 in Freiburg, darunter sein
dem Bischof von Augsburg gewidmetes Hauptwerk »Dodekachordon« von 1547. Selbstverständlich
gründete und leitete Glarean auch in Freiburg eine akademische Burse; sie
trug den Namen »Haus zum Christoffel«.

Bevor ich auf die wissenschaftliche Bedeutung des »Dodekachordon« eingehe, möchte
ich abermals einen Exkurs einschalten. Ich möchte an dieser Stelle einen Blick auf das
Musikleben in Freiburg werfen, wie Glarean es zum Zeitpunkt seines Eintreffens in dieser
Stadt angetroffen haben mag. Auch die Vorentwicklung des damaligen Musiklebens soll
kurz berührt werden.

Exkurs

Fre'iburgs Musikleben gründete sich schon damals auf eine alte, in Jahrhunderten gewachsene
Tradition. Und diese Tradition ist bekanntlich auch heute noch lebendig. Frei-
burgs ältestes Musikinstrument, die im Jahre 1258 gegossene Hosanna-Glocke im Münster
, erklingt noch in unseren Tagen. Sie steht nicht in einem Museum - stumm und mit einer
Inventarnummer versehen -, sondern sie hängt seit mehr als siebenhundert Jahren an
ihrem angestammten Platz im Münsterturm, von wo aus sie im Verein mit anderen Glok-
ken des Geläuts ihren Klang hinaussendet in die Stadt und ins Land. Mit der Nennung der
Hosannaglocke ist aber nicht der einzige Bezug unseres Münsters zur Musik ausgesprochen
. Denn neben den Glocken und den Orgeln, neben Priester- und Chorgesang offen-

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