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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_2003-11/0065
Iso Himmelsbach

Die Schneckenvorstadt: "Dass nemblich
sich Inhalt Stadtrechtens nit gepühre"

Als Johannes Klingelhut am 13. Februar 1318 von
seinem Haus in Oberlinden Nr. 8 ins Franziskanerkloster
am heutigen Rathausplatz ging, tat er
dies sicherlich mit gemischten Gefühlen: Eine
Zeit ging zu Ende, in der er sich voll in den Dienst
der Grafen von Freiburg gestellt hatte. Nun war
erst kurze Zeit zuvor eine Verwandte von ihm,
Katharina, genannt die Kügin, verstorben und er
hatte von ihr eine Hofstatt geerbt. Der Bauplatz
lag direkt an einem der beiden Kanäle, die oberhalb
des Oberen Tores, etwas weiter zur Stadt
hin, die Schneckenvorstadt erreichten. Lange
schon wollte Johannes ein Gewerbe betreiben.
Nun bot sich die Gelegenheit dazu, und er hatte
die Grafen von Freiburg gebeten, ihre Zustimmung
zu geben. Die Signale, die er erhalten hatte,
waren gut und so konnte er sich auch einige Gewerbe
durch den Kopf gehen lassen, die er innerhalb
der Stadt kaum würde ausüben können:
Schmiede, Backstube, Badestube und ähnliches.
Im Prinzip alles, wofür man dauerhaft ein Feuer
unterhalten musste und viel Wasser benötigte,
das es in der Altstadt nicht gab: Freiburg liegt auf
dem Schwemmkegel der Dreisam und das Ergraben
von Tiefbrunnen war sehr mühsam und aufwändig
, so dass nur einige wenige angelegt worden
waren, die zudem nur in Notzeiten geöffnet
wurden. Die Feuergefahr, die von diesen Gewerben
ausging, war so groß, dass man sie meist vor
der Stadt an einen Wasserlauf oder direkt an der
Stadtmauer ansiedelte, die dadurch vielfach den
Charakter einer Brandschutzmauer erhielt. Die
südliche Vorstadt war nun schon seit etwa 1260
ummauert und hatte 1300 die gleichen Stadtrechte
erhalten, wie sie die Altstadt schon immer
besessen hatte. Weit von ihr lag das Grundstück

nicht. Zum Oberen Tor - dem späteren Schwabentor
- und auch zum Klötzlinstor, das später in
Gerbertor umbenannt wurde, waren es nur ein
paar Schritte. Nicht unerheblich, wenn die Stadt
einmal belagert oder angegriffen würde!
Johannes selbst wusste noch nicht genau, was er
machen wollte und schwankte zwischen der Einrichtung
einer Auftragsbäckerei (Ofenhaus) und
dem Betreiben einer Badestube, wie es sie schon
einige gab. Diese lagen bislang nur in der Vorstadt
beim Martinstor, dem Dorf Wiehre und vor
dem Predigertor im Westen der Stadt. In der Nähe
des späteren Schwabentors gab es noch kein
öffentliches Bad und der Zustrom der Menschen
aus dem Umland, wenn Markttag war, war nicht
zu verachten: Die in Freiburg erstmals in der
zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts eingerichteten
Badestuben, hatten sich bereits nach kurzer
Zeit als wichtige Nachrichtenstätten und medizinische
Anlaufstellen etabliert und waren eine
echte Ergänzung zu den Wirtshäusern geworden.
Als Klingelhut wenige Stunden später die Urkunde
in seinen Händen hielt, wird ihm wohler gewesen
sein, denn Graf Konrad II. und sein Sohn
hatten es ihm darin freigestellt, ob er eine Badestube
oder ein Ofenhaus einrichten wollte. Kurze
Zeit später eröffnete er eine Badestube, die später
nach ihm benannt wurde: Die Klingelhut-Badestube
.1

Die südlich der Altstadt gelegene sogenannte
"Schneckenvorstadt", vor der Johannes seine Badestube
einrichtete, ist die Zweitälteste der drei
ehemaligen mittelalterlichen Vorstädte Freiburgs
und die einzige, die dem barocken französischen
Festungsbau zwischen 1677 und 1687 nicht gänzlich
zum Opfer gefallen ist. Die anderen beiden

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