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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_2003-11/0089
Wiederverwendung des Westteils der Nordfassade
am Abbruchobjekt Kronenstraße 2. Bei den städtischen
Behörden fand man Gehör. Dem Stadtplanungsamt
gegenüber gab die Grundstückseigentümerin
, die Deutsche Krankenversicherung ÄG, eine
entsprechende Absichtserklärung ab.

Was hatten wir?

Wir hatten ein altes schönes Bürgerhaus, das zeitweise
Verbindungshaus der Katholischen Deutschen
Studentenverbindung „Hohenstaufen" war.
Aus dieser Zeit stammt die Ansichtskarte mit dem
Hohenstaufen-Wappen am Turm, der später ge-

H OHE n stau FE n H aus KrONENSTRASSE 2. links ost- und rechts

Nordfassade. (Archiv M. Gallo)

schliffen bzw. ab dem Obergeschoss durch einen
rechteckigen Vorbau bis zur Traufhöhe ersetzt
wurde.

Außerdem hatten wir eine Absichtserklärung der
Deutschen Krankenversicherung AG, die nicht
eingehalten wurde. Grund waren Kosten von
30.000 Mark, die das Denkmalamt nicht übernehmen
wollte, da es sich nicht um einen „armen
Häuslebauer", sondern um „Europas größten privaten
Krankenversicherer" handelte, dem die gemessen
am geplanten Neubauprojekt geringen
Mehrkosten zugemutet werden sollten.

Die Zerstörung begann am Schmutzigen Donnerstag
1974. Bagger packten zu, Schmuck und
Stuck stürzte zu Schutt. Der reich gegliederte Giebel
mit seinen allegorischen Figuren, der von
Kennern als „kunsthistorisch interessant" gepriesen
wurde, wurde abgerissen. Eine barbarische
Form der Narretei, für die man selbst an einem
hohen Narrenfeiertag kein Verständnis hatte.
Geplant war, den schönen Giebel als selbstständiges
Ziermotiv in die Grünanlage vor dem Neubau
zu stellen oder als Schmuckstück in die Fassade
des Neubaus zu integrieren. Daraus wurde nichts.
Vielmehr hat die Deutsche Krankenversicherung
AG vollendete Tatsachen geschaffen. Gewiss,
nach kurzer Zeit wird niemand mehr von dem abgerissenen
Haus reden; die wortbrüchige Versicherungsgesellschaft
wird damit gerechnet haben
. So bleibt eine ohnmächtige Wut über die
stückchenweise Zerstörung des gewohnten Lebensraums
und dieser Bericht, der zur Erinnerung
beitragen soll.

Im Übrigen betrachten Denkmalpfleger und
Stadtbildschützer, die sich für humanen Städtebau
einsetzen, die Zerstörung am Haus Kronenstraße
2 nicht als Einzelfall, sondern als Methode.
„Wieder einmal mehr ein Beweis dafür, dass humaner
Städtebau stets dann ein Lippenbekenntnis
bleibt, wenn es darum geht, sich für ihn finanziell
zu engagieren", wetterte Walter Vetter,
der 1991 verstorbene Vorsitzende der „Arge
Stadtbild".

Und das Bild neben der Überschrift? Es ist kein
Zierrat des Berichtes, sondern der Fall einer Figur
aus der Zeit des Späthistorismus, eine Dame mit
Federhut, die den Balkon des Hauses Krönen-
straße 2 gestützt hatte.

Und was haben wir?

Wir haben einen Neubau der Deutschen Krankenversicherung
AG. Dieser ist so hübsch-häss-
lich, dass er keine Abbildung verdient.

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