Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 778,wm-3
Mossdorf, Friedrich [Hrsg.]
Encyclopädie der Freimaurerei: nebst Nachrichten über die damit in wirklicher oder vorgeblicher Beziehung stehenden geheimen Verbindungen; in alphabetischer Ordnung (N bis Z)
Seite: 20
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20 NICOLAI

NICOLAI.

Gesellschaft, Jemand^ richtig
urtheilen, der selbst nicht hinlängliche
pr actische Begriffe von
geheimen Gesellschaften über*
haupt, besonders von ihrer Geschichte
, hat/* —^—

,,Ich will gar nicht die Sache
des Illuminatenordens verthei-
digen. Ich habe oben schon
genugsam gesagt, dafs ich viel
Tadelnswürdiges und ebenso
viel Unausführbares bei demselben
gefunden habe. Ich bin
auch bisjetzt noch überhaupt
nicht überzeugt, dafs durch irgend
eine geheime Gesellschaft,
bei allem wirklichen Guten und
Angenehmen, das besonders einige
haben, und bei den besten
Absichten^, im Allgemeinen
freie Untersuchung der
Wahrheit, Entwicklung der Geisteskräfte
^ Moralitat, ächte vernünftige
Religion, und die
Folge aus diesen, die allgemeine
Glückseligkeit des mensch"
liehen, Geschlechts, auf eine vorzügliche
Art könne befördert
werden. Indessen glauben Diefs
erstaunlich viele gutmüthige
Leute und machen sich davon
ein sehr hohes Ideal. Dieses
Ideal wird in dem gegenwärtigen
Zeitalter viel allgemeiner
für Wahrheit'angenommen, als
sich unsere theoretischen Philosophen
vorstellen können,*)

*) „Ich weifs es sehr wohl, dafs
ich mir vennuthlich den _ fernem
Fortgang in die meisten
geheimen Gesellschaften ver-
schliefsc , indem ich hier öffentlich
bekenne, dafs ich dieses
Ideal bisjetzt, noch nicht für
Wirklichkeit halten kann. Diefs
konnte mich nicht abhalten,
meine IVfeinung hierüber nach
meiner Überzeugung zu sagen;
da ich glaubte, dafs es hier nö-
thig wäre. Werde ich im fernem
Fortgange gehemmt, so
tröste ich mich damit, dafs meine
bisherige Erfahrung mich
nun soviel von dem Zusammenhange
und der Beschaffenheit
dieser Gegenstände gelehret hat,

Hierdurch entsteht der so unbeschreiblich
weitausgebreiieta
Trieb zu geheimen Gesellschaften
, der unbeschreibliche Bifer
in denselben; und hieraus entstand
auch sehr natürlich der
schnelle Trieb vieler Leute
Äum Illuminatenorden. Was von
den wesentlichen und zufälligen
Mifsbräuchen geheimer Gesell*
Schäften überhaupt gilt, mufs
allerdings auch vom Illuminatenorden
nothwendig gelten,
aber nur in gehörigem Maafse,
und nach dem Verhältnisse sei-
,ner Beschaffenheit. Diese Beschaffenheit
hat man nun nicht
genug untersucht; und man hält
oeVm Tadel kein Maate ; denn-
diese geheime Gesellschaft war
gewifs, so tadelnswürdig sie
auch- in manchem Betrachte
seyn mag, dennoch sehr viel
unschuldiger, als manche, die
ich kenne; und ich kenne deren
Viele, und einige sehr con-
sequente und eng verbundene,
die sich bisjetzt schon zu hüten
gewufst haben, daf* von

als mir zu Befriedigung meines
Nachdenkens nöthig ist. Soll
ich nicht mehr erlangen, so
mufs ich mich damit begnügen.
Ich werde demohnerachtet fortfahren
» mich ferner in Rücksicht
der mir anvertrauten Sachen
der Billigkeit und Ver«
schwiegenheit zu befleißigen,
"wie bisher. Ich werde auch
fortfahren, den würdigen Männern
, die mich in diese Verbin-*
düngen brachten, ebenso brüderlich
die Hand zu bieten,
wenn ich gleich zmuTheil mich
nicht ganz von ihren Meinungen
über manche Gegenstände
überzeugen kann, sowie sie
auch nicht ganz von den meinigen
. Diejenigen, welche mich
auch wegen dieses offenherzigen
Bekenntnisses meiner Überzeugung
verfolgen wollen, (wozu
schon einige Anlage gemacht
ist,) werden dadurch den Beweis
für mich führen, dafs sie
durch geheime ehrwürdige Verbindungen
nicht bessere Menschen
geworden sind.'*

Amn. des Urs, Nicolai.


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