Freiburger historische Bestände - digital

NICOLAI

Nicolai. 21

ihren Originalschriften entwe*
der Nichts bekannt, oder wenigstens
nicht im Zusammenhange
bekannt und deutlich
beurtheilt worden ist. Eis ist
also nicht der Billigkeit ge-
xnäfs, dafs man nur allein über
die Illuminaten herfällt, diesen
, auf's Höchste nicht sehr
weltklugen, etwas voreiligen
und inconsequenten, Leuten
die gräfstichsten Absichten andichtet
und den Namen zum
Schimpfworte macht, ebenso-*
wie die Namen; Deist, *duf-
klarer und Philosoph*"

Noch findet sich unter
den einzelnen Ideen und Bemerkungen
von, Nicolai. im
2ten Abschnitte von Dessen
„Leben", S. 122-125, Nach-
stehendes über die Illumir-
naten», — .

„Wenn man sich Weishaupt*s
Idee als ganz isolirt denkt; so
"macht man sich unrichtige Begriffe
davon. Um die Idee, eine
llluminatengesellschaft zu
errichten, zu verstehen, mufs
man wissen , welches arge Getreibe
seit 50 Jahren" (von der
Zeit an, da Nicolai Diefs schrieb,
zurück) ,,in Deutschland mit
geheimen Gesellschaften vorgegangen
ist. Diefs iiatte viele
hundert Menschen auf mancherlei
Weise interessirt und hin u.
her geworfen. Viele hatten
grofse Hoffnungen gehabt und
waren betrogen worden; Es"
kam immer wieder ein neues
Hirngespinnst auf. Ein neuer
.Abgesandter der unbekannten
Obern erschien bald hier, bald
dort. Die oft betrogene Aufmerksamkeit
der demütkigen
Neugier ward abermals betrögen
. Streit und allerlei Colli-
sionen entstanden. Die Scenen
wurden so mamiickfach, dafs

Tem anfüge Leute» die, wie
ein Ball, so oft waren herumgeworfen
worden, endlich,
nachdem sie, auf Kosten ihrer
Zeit und ihres Beutels, Erfahrungen
in verschiedenen geheimen
Gesellschaften und Systemen
erworben hatten, sich überzeugten
, dafs in keiner einzigen
etwas Reelles, fondern immer
ein etwas verändertes Hirn-

fespinst, da war. Sie kamen,
aber natürlich auf den Gedanken
: Wer es denn sey, der
dieses Hirngespinst aufstelle?
Hierauf leitete' "sie selbst der so
laut und öffentlich verbreitete
Begriff von unbekanntenObern.
Werwaren? wer sind diese ? —
Man kam also auf den Gedanken
, dafs Niemand, als die Jesuiten
, diese unbekannten Obern
wären. Hierzu fand sich eine
ungemeine Menge Gründe und
viele Vorfälle in Anspielungen;
besonders leuchtete der blinde
Gehorsam als. Grund sehr ein,
der in allen geheimen Gesellschaften
die erste Re^gel waT, —
fernfer die. beständige Übereini-
Stimmung der letztern, ungeachtet
der veränderten äufserli-
chen Formenf nebst andern
Gründen y die ich nicht anführen
kann und darf»**

„Hieraus entstand nun bei
vielen Gutmüthigen % die die
vertrauten Gesellschaften, welche
in der1 That soviel Reizendes
haben, liebten, das Verlangen
, die Jesuiten herausz-utreiben
, und jene Gesellschaften
dadurch zu verbessern. Wie
wenig kannte man die Mnciit
lind die List dieses Ordens ! "

„Jetzt kam es darauf an, was
der Gegenstand von solchen Gesellschaf
ten„ seyn solle, wenn
die vorgespiegelten Geheimnisse
wegfielen. — Welche gutgemeinte
Grillen ä laSt. Pierre
jetzt entstauden,-will ich im-