Freiburger historische Bestände - digital

164 PÜBLICITÄT,

PUBLICITÄT.

der Zeit trügen: so ist jetzt die
Zeit gekommen, wo dieFMrei
offenherzig werden mufs, wen,n
sie bei Ehren bleiben will. Sie
kann es nicht mehr läugnen,
dafs ihr das Unglück wiederfah-
xen ist, neuerlich in mehr als
einem unruhigen Staate zu re-
volutionairen Zwecken gemifs-
braucht worden zu seyn. Die
-Ausflucht, dafs Das nicht die
ächte FMrei gewesen sey, dafs
man nur die Mülle des Ordens,
nicht aber dessen Geist, zu solchen
Zwecken gemifsbraucht
liabe, ist leer für"jeden denkenden
Kopf, solange der Orden
-f- die Hülle nicht fallen läfst.
Denn, wen.n das Verhüllte an
sich schon den meisten Menschen
verdächtig ist: wie will
derjenige Verhüllte, der durch
unzweifelhafte Thatsachen verdächtig
geworden ist, dem Verdachte
ausweichen, ohne sich
der Welt zu enthüllen, — ganz
und ohne Vorbehalt zu enthüllen ?
Was wider eine solche Enthüllung
die sogenannten eifrigen
Maurer einzuwenden pflegen
, ist bekannt; aber es ist
auch von Maurern und Nicht-
maurern widerlegt; und die
von Aufsen her andringende
Notliwendigkeit macht es täglich
wirkungloser. Der wahre
Freund der Maurerei kann daher
kaum etwas Besseres für
den Orden thun, als dafs er —
enthülle. ^ „ „Aber Was ?"«« —
Das ist die schwere Frage! Das
Geheimnifs des Ordens ? — Das
ist bald gesagt: aber — insofern
nicht blofs von den Formen
die Rede'ist, welche die Gesellschaft
als eine geheime schliefsen
und zusammenhalten, -7- Wer
besitzt denn dieses Geheimnifs?
'Wenn es überhaupt kein andres
ist, als das allgemeine Räthsel
der moralischen Weltordnung,
Niemand auf Erden / und ist es

etwas Andres: wie kann irgend
ein Maurer sich rühmen, es zu
besitzen, wenn er nicht etwa
wahnwitzig ist und sich selbst
— für den Meister in Osten hält?
Ist denn nicht sein ganzes Maurerthum
ein fortdauerndes Be«
streben, dasselbe durch ^tnnä-
herung zu finden, wie der Arithmetiker
die Wurzeln unvollkommener
Quadratzahlen, und
wie der Geometer die Quadratur
des Kreises ? Es ist eine
offenbare Thorheit, von irgend
einem maurerischen Schriftsteller
zu erwarten, dafs er dieses
Geheimnifs völlig enthüllen,
d. h. aussprechen > werde in
verständlichen Worten. Das
ist so unmöglich, als der Ausdruck
der Irrationalgröfsen in
Zahlen. Es ist gesichert durch
sich selbst, dieses Geheimnifs;
denn, es ist entweder eine völlig
leere Hülle , oder ein wirkliches
Mysterium für die ge-
sammte Menschheit 9 übersinnlich
, • unergriindlich, unaussprechlich
, wie das der Trini-
tät und der Transsubstantiation.
Aber. dergleichen Mysterien
sind nicht der Geist einer Religion
. Dieser ist erkennbar in
ihren practischen Lehren und
in den Werken ihrer Bekenner.
Er ist folglich darstellbar in
Worten; und ^0 kann denn auch
wol der Geist der FMrei dargestellt
werden, unbeschadet
des ewig problematischen Mysteriums
, wenn nur der Darsteller
den dazu erfoderlichen
Geist besitzt und vom Geiste
des Ordens so Viel aufgefafst
hat, dafs es der Darstellung
werth ist.*' — Vergl. auch die
oben B. 1, S. 175, Sp. b, bis S.
176, Sp. a, Z. 11, ausgezogene
S.telle l ■

10) Uber den oben B. 1,
S. 330, erwähnten, vom Br.