Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 778,wm-3
Mossdorf, Friedrich [Hrsg.]
Encyclopädie der Freimaurerei: nebst Nachrichten über die damit in wirklicher oder vorgeblicher Beziehung stehenden geheimen Verbindungen; in alphabetischer Ordnung (N bis Z)
Seite: 184
(PDF, 183 MB)
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±Si PYTHAGORAS.

PYTHAGORAS.

rühren, vorzubauen, da es nocli
Zeit war! Welch eine unverbesserliche
Mafsregel, um Menschen
zur Bedächtlicbkeit und
Verträglichkeit zu bilden I
Welch eine meisterliche Kunst-
übung des Gedächtnisses 1"

„Aufserdem richtete Pytha-
goras sein vorzüglichstes Augenmerk
auf die Mäfsigkeit, —
einmal, weil er überzeugt war,
dafs es ungemein schwer hält,
bei vielen Bedürfnissen, und
bei einer weichlichen und
schwelgerischen Lebensart, an
der Tugend nie zum Verräther
zu werden, und dann zweitens,
um der herrschenden Üppigkeit
seines Zeitalters entgegenzuarbeiten
und seinen freunden
zu zeigen, dafs die Zufriedenheit
des Weisen nicht so
ganz vom Gaumen und dem
Unterleib abhänge, — dafs es
eine für das Glück ihrer Mitmenschen
wohlfeilere Art gebe,
ihrer Tage froh zu werden,
und dafs man bei einem tadel-
freien Wandel in dem engen
Kreise der Vertraulichkeit Freuden
schmecken könne, um die
man des Wohllebens gern entbehrt
. Darum liefs er seixie
Jünger den Tag über weder
Wein, noch Fleisch, noch warme
Speisen, geniefsen und ihr
Abendmahl blofs unter der Aufsicht
älterer Brüder halten.
Darum entfernte er von ihrem
Tische alle wollüstigen Gerichte
. Nicht einmal Fische
gestattete er ihnen, vermuth-
lieh, weil sie, wie Montesquieu
anmerkt, die Reize zur thierischen
Sinnenlust vervielfältigen
, vielleicht auch, weil sie
nicht zum Opfern taugten;
denn ihm lag äufserst .daran,
dafs er und seine Anhänger für
heilige, den Göttern eifrig dienende
Männer gehalten würden
. Zu gewissen Zeiten mufs-

ten diese die herrlichsten Mahlzeiten
veranstalten und ihre
Tische mit den ausgesuchtesten
Gerichten besetzen , alles Das
aber blofs mit den Augen ge-
niefsen; worauf es von ihren
Sclaven weggetragen und verzehrt
wurde. 6'o entzog er
der Wollust allen Zunder und
zwang sie in die ihr von der
Natur ausgesteckten Gränzen
des Naturtriebes hinein. Eheliche
Umarmungen gestattete
er; aber, weil er die Zeugung
des Menschen für Eines der
wichtigsten Werke ansah, so
befahl er seinen Freunden, in
dem Genüsse der sinnlichen
Liebe ein gewisses Maafs, gewisse
Zeiten und gewisse Vor-
sichtsregelu zu beobachten, und
nur mit ehrerbietiger Vorbereitung
dem heiligen Winke der
Natur nachzugehen. Er war
der Meinung, dafs die Völlerei
eine wüste und unlautere Mischung
des Samens hervorbringe
, und dafs also durch eine in
einem solchen wilden Feuer
unternommene Begattung- der
Grund zur Nichtswürdigkeit
des künftigen Menschen gelegt
werde. Uberhaupt aber sah
er das Zeugunggeschäft für
schwächend an und gebot daher
, dafs sich Jünglinge vor
dem 2osten Jahre gar nicht, die
älteren aber nur sehr selten,
damit abgeben sollten.i(

„Nach der Mäfsigkeit lag dem
Bundesstifter Nichts so sehr am
Herzen, als wie er seine Vertrauten
zur Gleichmüthigkeit
im Glück und Unglück gewöhnen
könnte. Er glaubte, dafs
der Tugendhafte, um bei seinem
Vorsatze unerschüttert ausharren
zu können, eine gewisse
Festigkeit des Geistes sich eigen
machen und über äufsere
Zufälle erhaben seyn müsse.
Seine Ordensgenossen durften


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