Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 778,wm-3
Mossdorf, Friedrich [Hrsg.]
Encyclopädie der Freimaurerei: nebst Nachrichten über die damit in wirklicher oder vorgeblicher Beziehung stehenden geheimen Verbindungen; in alphabetischer Ordnung (N bis Z)
Seite: 185
(PDF, 183 MB)
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PYTHAGORAS.

PYTHAGORAS. 185

daher bei ihrer Freude niemals
in ein wildes Jauchzen, oder
im Zom in Verwünschungen,
ausbrechen. Thränen, Winseleien
, kriechende Schmeicheleien
, kreischende Drohungen
u. dergl. blieben ihnen fremd.
Geschah es, dafs ein Anfänger
in diesem Puncte noch nicht
völlig über sich selbst Herr
war, so mufste er sich entfernen
, um die Übrigen nicht anzustechen
; und er durfte nicht
eher zu einer Handlung vorschreiten
, als bis sich der innere
Sturm in seiner Seele gelegt
hatte. Diese Bemühungen, ihre
Mienen, Geberden und Empfindungen
in ihre Gewalt zu bringen
, zielten keineswegs dahin
ab, ihre Empfindsamkeit und
Theilnehmung zu ersticken,
oder sich einen steifen Ernst
anzuzwingen, sondern blofs,
um ihrem Aufsern jene Ruhe
und Gelassenheit, und ihrem
Gemüthe, aufser der Furchtlosigkeit
und Standhaftigkeit,
eine gewisse Sanftheit und Milde
, zu geben, welche sie zu gefälligen
Gesellschaftern, eifrigen
Freunden und versöhnlichen
Feinden machte. Diese
nannte JPjthagoras die harmonische
Stinunung der Seele und
hielt sie für die Mutter der Bescheidenheit
, Verschämtheit
und allgemeinen Menschenliebe
, die Rohheit des Herzens
hingegen für die Quelle des
Übermuths und der Härte ge-
-gen unsers Gleichen. Darum
verbot er seinen Schülern, unschädliche
Thiere, und umsoviel
mehr nützliche Geschöpfe,
zu beleidigen oder zu vernichten
; denn er wufste zu gut,
dafs, Wer die letzten Zuckungen
eines Thieres gleichgültig
ansehen oder sich gnr zum Vergnügen
machen kann, nicht
mehr fern ist, bei den Thränen

der Leidenden blind und bei
dem Röcheln der Sterbenden
taub zu werden."

„Menschen, die so edel gebildet
wurden und den Werth,
ihrer Bildung einsahen, mufste
nothwendig die wärmste, rein-,"
ste Anhänglichkeit und .Erkenntlichkeit
gegen den Urheber ihres
Glückes zur Natur werden;
besonders wenn sie Dessen uneigennützigen
,und erhabenen
Absichten gewahr wurden , die
alle dahin abzielten, sie zu ehrwürdigen
Führern und Regierern
von Völkern und Staaten
zu machen, und dadurch in
Sitten und Verfassung bei den
Colonieen Grofsgriechenlands
eine Revolution zum allgemeinen
Besten zu bewirken. In
dieser Absicht benutzte Pytjict-
goras auch die Vorurtheile seiner
Zeit. Darum lehrte er seine
Anhänger die Künste der
Priester und Götterdiener. Den
Gebrauch ihrer Heilmittel —
(sie trieben die Arzneikunde
mit vielem Erfolge,) -r- verbariden
sie mit Musik und Beschwörungen
, die damals die Stelle
der chemisch-magischen Hieroglyphen
unserer heutigen Me-
diciner vertraten. Auch lehrten
und wohnten sie fast in den
Tempeln, besangen das Lob der
Götter, rühmten sich mit Göttern
, Dämonen und abgeschiedenen
Seelen eines vertrauten
Umganges und weissagten daher
aus dem -Fluge der Vogel,
aus Traumbildern, die sie gesehen
, und nach Stimmen, die
sie aus den Gräbern gehört haben
wollten. <(

,,#0 nahmen sie^ Alles zu
Hülfe, was sie in den Aiigen
des Volkes ehrwürdig machen,
konnte; weil sie wohl einsahen
, dafs den rohen und abergläubischen
Menschen, zu deren
Wohl sie arbeiteten f' auf


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