Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 778,wm-3
Mossdorf, Friedrich [Hrsg.]
Encyclopädie der Freimaurerei: nebst Nachrichten über die damit in wirklicher oder vorgeblicher Beziehung stehenden geheimen Verbindungen; in alphabetischer Ordnung (N bis Z)
Seite: 186
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186 PYTHAGORAS.

PYTHAGORAS.

eine andere Art nicht beizukommen
sey."

,,Der Pythagoraische Orden
war hauptsächlich in zwei
Stämme abgetheilt, in den au-
fsem der Bxoteriker und in den
innern oder hohem der Esote-
riker. In dem äufsern Orden
befanden sieb Die, welche noch
näher geprüft werden mufsten,
in dem innern die Geprüften.
Den Ersteren wurde, aufser der
allgemeinen Tugendlehre, die
Wahrheit und ihre Bestimmung
nur unter dem Schleier der
Symbole vorgelegt, den Letztern
hingegen völlig enthüllt.
Im innern Orden findet man
Spuren von mehren Graden:
Man findet erstens Mathematiker
. Diese durften, nach dem
Gellius, reden, fragen, das Gelernte
aufschreiben und ihre
Meinung darüber sagen*- Sie
trieben • verschiedene. Wissenschaften
, als; die Arithmetik,
die Geometrie, die Gnomonik,
die Musik, kurz Alles, was man
damals unter der Benennung:
/Lia-d'y/Ltara, zusammenfafste. —
Hatten sie diesen Grad gehörig
durchgearbeitet, so wurden sie
in den zweiten der Theoretiker
befördert. Hier wurden sie
durch die Betrachtung der Natur
und der Grundverhältnisse
selbständiger Urzahlen und Linien
in das innere Heiligthum
der Götterlehre und (VTenschen-
bestiimmung eingeführt. — Der
letzte Grad des innern Ordens
scheint der Grad der Politiker
gewesen zu Iseyn. Sie waren
bestimmt, als vollendete Menschen
die griechischen Staaten
zu regieren, und ihnen Verfassung
' und Gesetze zu geben.
Dieser Punct ist der glänzendste
in der Geschichte der Py-
tbagoräer, auf den sich alle ihre
Einrichtungen, Läuterungen,
Wissenschaften und Fertigkeiten
beziehen. Der Oeconomiker
geschieht wol auch manchmal
Erwähnung: aber sie scheinen
in diesem Orden blofs Das gewesen
zu seyn, was bei uns
die Brüder Schatzmeister, oder
vielleicht auch, was die Schaffner
sind."

,.Pythagora$ ging in der Auswahl
der Glieder seines Bundes
sehr behutsam zu Werke. Anfänglich
wurden ~ die Anhaltenden
durchphysiognomisirt
(i(pvGioyvtü{i6v6i), wie (Tellius
sagt. Man untersuchte ihre
ganze Bildung» ihre Mienen,
Geberden, Stellungen, ihre politischen
und Privatverhältnisse
, mit Wem sie umgingen,
und wie sie sich gegen Eltern,
Hausgenossen und Freunde betrügen
. Man beobachtete ihr
Lachen, Reden und Schweigen,
ihr Temperament und ihre Leidenschaften
. Vorzüglich aber
wurde darauf Acht gegeben, ob
Jemand anvertraute Geheimnisse
verwahren könne, oder
ob er geschwätzig, unvorsichtig
und leicht auszuforschen
sey. Entsprach der Anhaltende
in allen diesen Beziehungen
dem "Zwecke der Gesellschaft,
so wardihm Hoffnung gemacht,
in dieselbe aufgenommen zu
werden. ' Hierauf begann seine
Prüfungzeit, das ist, man kündigte
dem Suchenden die iyjfiv-
S'ias (das Stillschweigen) an,
welches nach der Beschaffenheit
des Suchenden auf zwei,
drei, auch fünf Jahre ausgedehnt
wurde. Dieses Stillschweigen
ist nicht also zu
verstehen, als wenn der zu Prüfende
die besagte Zeit hindurch
gänzlich hätte stumm seyn müssen
; sondern es war umgefähr
Das, was in unsern Klöstern
das,Noviziat ist. JPythagoras
hatte nämlich bemerkt, dafs
die Kunst, zu schweigen:, un-


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